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Parlamentarier fordern Lohndeckel
So viel verdienen die Chefs der Krankenkassen – zu viel?

Seine Sanitas ist bei weitem nicht die grösste Krankenkasse. Aber CEO Andreas Schönenberger erhält mit Abstand den höchsten Lohn.
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Viele Familien wissen kaum mehr, wie sie die Krankenkassenprämien bezahlen sollen. Es wird Jahr für Jahr schwieriger. In diesem Januar sind die Prämien um durchschnittlich 6,6 Prozent gestiegen. Und die nächste Hiobsbotschaft folgt schon bald: Im Herbst wird Gesundheitsminister Alain Berset einen weiteren markanten Schub bekannt geben müssen. Dies ist aufgrund der stark steigenden Gesundheitskosten bereits absehbar.

Kein Problem mit dem Bezahlen der Prämien haben die Krankenkassen-Chefs. Sie lassen sich fürstlich entlöhnen, wie unsere Übersicht zeigt. Die Zahlen stammen aus den Geschäftsberichten für 2022, die kürzlich erschienen sind. Dort müssen die Versicherungen die Gesamtvergütung ihrer obersten Chefs ausweisen. Einzig die Assura mag ihre CEO-Entschädigung für 2022 noch nicht nennen. Bei ihr haben wir daher auf die Vergütung von 2021 zurückgegriffen.

Mit Abstand am meisten verdient der Chef der Sanitas. Im vergangenen Jahr erhielt er 956’486 Franken – rund doppelt so viel wie ein Bundesrat und in etwa gleich viel wie die Chefs von SBB und Post. Nur haben die beiden Bundesbetriebe viel mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als die Sanitas.

Auch innerhalb Krankenkassen-Branche fällt Schönenbergers Entschädigung auf. Sie liegt deutlich über den Cheflöhnen der Konkurrenz, obwohl die Sanitas nicht einmal halb so viele Grundversicherte hat wie die CSS oder die Helsana. Die Gründe dafür behält die Krankenkasse für sich. Sie verweist lediglich darauf, dass der Verwaltungsrat über die Vergütung entscheide.

Sämtliche Chefs der zehn grössten Krankenkassen verdienen mehr als ein Bundesrat.

Andreas Schönenberger war vor seinem Wechsel in die Krankenkassen-Branche Chef des Telecomanbieters Salt. Sein Vorgänger bei der Sanitas verdiente gut halb so viel wie jetzt sein Nachfolger. Auffällig ist der hohe Pensionskassenbeitrag, den die Sanitas für Schönenberger entrichtet. Er belief sich im vergangenen Jahr auf 179’348 Franken und war damit in etwa gleich hoch wie in den Vorjahren. In unserer Übersicht ist dieser Betrag bereits berücksichtigt, da wir bei allen Krankenkassen-CEO die Gesamtentschädigung zeigen.

Sämtliche Chefs der zehn grössten Krankenkassen verdienen mehr als ein Bundesrat (aktuell 468‘276 Franken). Wobei bei diesem Vergleich Vorsicht angebracht ist. Erhalten doch die Mitglieder der Landesregierung nach ihrem Rücktritt eine grosszügige Bundesratsrente. Deren Finanzierung ist in der offiziellen Vergütung nicht berücksichtigt. Ebenso wenig wie weitere Annehmlichkeiten – etwa das kostenlose SBB-Generalabonnement erster Klasse.

Lohndeckel gefordert

Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier stören sich an den hohen Bezügen der Krankenkassen-Chefs. Der Nationalrat hat daher im letzten Herbst einen Vorstoss überwiesen, der die Löhne deckeln will. Künftig soll eine Kasse maximal 250’000 Franken pro Jahr entrichten dürfen – inklusive Vorsorgebeitrag und Nebenleistungen.

Urheber dieser Motion ist SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. Da sowohl die Linken als auch die grosse Mehrheit der SVP dem Vorstoss zugestimmt haben, erreichte er im Nationalrat eine deutliche Mehrheit von 113 zu 74 Stimmen. Auch einzelne Mitte-Vertreter drückten den Ja-Knopf – darunter Parteipräsident Gerhard Pfister.

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi ist der Urheber der Motion.

Der Bundesrat «kann die kritische Haltung betreffend einiger sehr hoher Entschädigungen nachvollziehen». Ihm widerstrebt aber der Eingriff in die unternehmerische Freiheit. Kommt hinzu, dass die Versicherten ihre Krankenkasse wechseln können, wenn sie die Entschädigung des CEO für überrissen halten.

Sollte auch der Ständerat dem Lohndeckel zustimmen, wäre der Bundesrat freilich verpflichtet, diesen einzuführen. Die vorberatende Gesundheitskommission der kleinen Kammer empfiehlt zwar die Motion zur Ablehnung, will also den Lohndeckel nicht fix bei 250’000 Franken festlegen. Gleichzeitig sagt die Kommission aber Ja zu einer parlamentarischen Initiative, die das Bestimmen der Höhe des Maximallohns dem Bundesrat überlässt. Auch diesen Vorstoss hat der Nationalrat bereits gutgeheissen.

«Die Kommission erachtet die wachsenden Entschädigungen in diesem geschützten Markt angesichts der steigenden Krankenkassenprämien als störend», schreibt sie in ihrer Mitteilung von heute Vormittag. Die nationalrätliche Gesundheitskommission kann nun eine Vorlage zur Plafonierung der Cheflöhne ausarbeiten. Dabei wird sie auch klären müssen, ob der Deckel nur die Grundversicherung umfassen soll oder auch die Zusatzversicherungen der Kassen. Bleiben die privaten Zusatzversicherungen frei, könnten die Krankenkassen versucht sein, die Differenz zum Maximallohn auf diesem Weg auszuzahlen. Es obläge dann den Aufsichtsbehörden, allfällige Missbräuche zu unterbinden.