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Sorge um psychische Gesundheit
Kosmetikmarke Lush zieht sich aus Social Media zurück

Die britische Kosmetikmarke Lush hat ihre Social-Media-Kanäle deaktiviert, weil die sozialen Plattformen zu schädlich seien.
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Ein starker Social-Media-Auftritt ist für Unternehmen normalerweise essenziell für ein erfolgreiches Marketing. Doch das Kosmetikunternehmen Lush macht nun eine Kehrtwende. Die britische Marke, die für vegetarische und tierversuchsfreie Produkte wie Badebomben und Seifen bekannt ist, hat letzte Woche angekündigt, sich von ihren Social-Media-Kanälen zurückzuziehen.

Seit Freitag – ausgerechnet dem Black Friday – sind ihre Accounts auf sozialen Plattformen wie Instagram, Facebook, Snapchat und Tiktok deaktiviert. Betroffen von dieser Anti-Social-Media-Politik sind alle 48 Länder, in denen Lush tätig ist, einschliesslich der Schweiz.

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Auf den Instagram-Kanälen von Lush sind nur noch neun Kacheln zu sehen, die zusammen den Satz «Be somewhere else» (auf Deutsch: Sei irgendwo anders) bilden. In diesen wenigen Posts rät Lush seinen Followern, sich mit einem guten Buch in die Badewanne zu legen, sich mit einer Gesichtsmaske und einer Tasse Tee eine Auszeit zu gönnen oder an die frische Luft zu gehen, statt auf Instagram zu scrollen.

Schädliche soziale Medien passen nicht zur Firmenphilosophie

Doch was ist der Anstoss zum Aufstand gegen Social Media? Lush verweist in einem auf Instagram verlinkten Statement auf ihrer Website auf die «mutige» Whistleblowerin Francis Haugen, die im September interne Akten des Konzerns leakte. In den sogenannten Facebook Files kam unter anderem heraus, dass Instagram der mentalen Gesundheit von Teenagern schaden kann und Facebook sich dessen bewusst war.

Laut Jack Constantine, Lushs Chief Digital Officer, könnte das Unternehmen durch den Rückzug aus Social Media viel Geld verlieren.

Die Kosmetikmarke zählt in ihrem Statement auf, was für konkrete Schäden Social Media anrichten können: Depressionen, Angstzustände bei Jugendlichen, Suizid. «Als Erfinder von Badebomben setze ich alles daran, Produkte zu entwickeln, die den Leuten helfen abzuschalten, zu entspannen und auf ihr Wohlbefinden zu achten», schreibt Lush-Gründer und Chief Digital Officer Jack Constantine. Doch die Algorithmen der Social-Media-Plattformen, die darauf ausgelegt seien, die Nutzer und Nutzerinnen zum ewigen Scrollen zu verleiten, seien zum Gegenteil dieses Ziels geworden.

«Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, schädliche Inhaltsstoffe in meinen Produkten zu vermeiden», schreibt Constantine weiter. Da es nun überwältigende Beweise dafür gebe, dass die Menschheit durch die Nutzung sozialer Medien gefährdet sei, wolle er seine Kunden nicht mehr diesem Schaden aussetzen. Das Unternehmen vergleicht die schwerwiegenden Auswirkungen der sozialen Medien zudem mit dem Klimawandel, der «jahrzehntelang ignoriert und heruntergespielt» worden sei.

Aktivismus oder PR-Gag?

Doch geht es dem Lush-Gründer tatsächlich um das Wohlergehen seiner Kunden? Oder handelt es sich vielmehr um eine PR-Aktion, um in der Weihnachtszeit noch mehr Badebomben zu verkaufen? So zeigt sich das Unternehmen zwar nach aussen hin besorgt um die psychische Gesundheit seiner Kunden, stand jedoch vor zwei Jahren wegen seiner Arbeitsbedingungen in Deutschland in der Kritik. Laut einem Bericht der taz soll das Personal ausgebeutet und unter enormen Leistungsdruck gestellt worden sein. Zudem hätten einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Angst davor, vom Arbeitgeber überwacht zu werden.

Immerhin drohen dem Unternehmen mit seinem Rückzug aus Social Media grosse Umsatzeinbussen. Constantine spricht gegenüber BBC von zehn Millionen Pfund, die die Marke nur in einem Jahr verlieren könnte.

Es ist nicht ungewöhnlich für Lush, politische Positionen zu beziehen. So kämpft das Unternehmen nicht nur gegen Tierquälerei, sondern spannte 2015 mit der weltweiten Bewegung Allout für die #Gayisok-Kampagne zusammen. Mit einer goldenen Seife sammelte die Kampagne Geld für LGBT-Organisationen. 2016 spendete Lush die Gewinne aus dem Verkauf der sogenannten «Error 404»-Badebombe an Digitalaktivisten, die sich für ein freies, offenes und sicheres Internet einsetzen.

Bereits vor drei Jahren zog sich Lush in Grossbritannien für kurze Zeit von Facebook und Instagram zurück. Damals hiess es laut BBC, «man sei es leid, mit Algorithmen zu kämpfen» und wolle nicht «dafür bezahlen, in den Newsfeeds zu erscheinen». Lange gehalten hatte dieser Vorsatz jedoch nicht, wie die Kosmetikmarke in ihrem aktuellen Statement zugibt. Der Zwang, die verschiedenen Plattformen zu nutzen, sei zu gross gewesen, schreibt das Unternehmen.

Diesmal meint es Lush jedoch ernst und will erst wieder auf die sozialen Plattformen zurückkehren, wenn Facebook und Co. Massnahmen ergriffen haben, um ein sichereres Umfeld für die Nutzer zu schaffen. Weiterhin aktiv wird die Kosmetikmarke vorerst auf Youtube, Linkedin, Twitter und Pinterest sein. Eine etwas kuriose Auswahl, gehören letztere zwei doch ebenfalls zu jenen Plattformen, bei denen man ewig scrollt.