Ex-Mitarbeiterin packt ausFacebook-Whistleblowerin gibt sich zu erkennen
Enthüllungsberichte über das soziale Netzwerk geht auf eine ehemalige Angestellte zurück. Nun gibt sie detailliert Auskunft über die Praktiken des Konzerns.
Die jüngste Serie von Enthüllungsberichten über Facebook geht zu grossen Teilen auf eine ehemalige Mitarbeiterin zurück, die zur Whistleblowerin geworden ist.
Die ehemalige Produktmanagerin Frances Haugen gab sich am Sonntag unter anderem in der amerikanischen TV-Sendung «60 Minutes» zu erkennen. Am Dienstag soll sie sich Fragen im US-Kongress stellen. Senator Richard Blumenthal erklärte mit Blick auf das CBS-Interview bereits: «Die Handlungen von Facebook machen deutlich, dass wir nicht darauf vertrauen können, dass es sich selbst kontrolliert. Wir müssen eine stärkere Aufsicht in Betracht ziehen».
Nicht ausreichend offen
Die 37-Jährige sagte dem «Wall Street Journal», sie sei frustriert gewesen, weil Facebook nicht ausreichend offen damit umgehe, dass das Online-Netzwerk Schaden anrichten könne. Zu ihrem Job bei Facebook, den sie im Mai nach rund zwei Jahren verliess, habe der Kampf gegen Manipulationsversuche bei Wahlen gehört.
Sie habe jedoch schnell das Gefühl gehabt, dass ihr Team zu wenig Ressourcen habe, um etwas auszurichten, sagte Haugen. Auch habe sie das Gefühl gehabt, dass Facebook weiter auf Wachstum gesetzt habe, obwohl dem Unternehmen negative Auswirkungen der Plattform auf die Nutzer bekannt gewesen seien.
Sie habe in der Vergangenheit auch für andere Unternehmen der Branche wie Google und Pinterest gearbeitet, aber Facebook sei «bedeutend schlimmer» als alles, was sie zuvor gesehen habe. «Die heutige Version von Facebook reisst unsere Gesellschaften auseinander und führt zu ethnischer Gewalt auf der ganzen Welt.»
«Instagram Kids» auf Eis gelegt
Aus der Serie von Berichten im «Wall Street Journal» in den vergangenen Wochen schlug besonders der Artikel ein, in dem es um interne Untersuchungen zum Einfluss von Instagram auf junge Nutzer ging. Unter anderem hiess es in dem Bericht von Facebook-Forschern, bei zahlreichen Teenagern – vor allem Mädchen – verstärke Instagram die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Dies habe wiederum Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.
Der Algorithmus, der festlegt, welche Inhalte Nutzern angezeigt werden, sei darauf ausgelegt eine Reaktion hervorrufen – und «es ist einfacher, Menschen zu Wut zu inspirieren als zu anderen Emotionen», sagte Haugen nun. «Facebook hat erkannt, dass, wenn sie den Algorithmus ändern, um sicherer zu sein, die Leute weniger Zeit auf der Seite verbringen, weniger auf Anzeigen klicken», wodurch das Unternehmen weniger Geld verdiene.
Facebook: «Balance finden»
Facebook verwies nach dem Bericht darauf, dass sich Instagram für Teenager bei anderen Themen als hilfreich erwiesen habe. Dennoch legte das Online-Netzwerk danach Pläne für eine Instagram-Version für Zehn- bis Zwölfjährige auf Eis.
Aktuell dürfen offiziell Kinder im Alter ab 13 Jahren Instagram nutzen. Viele geben jedoch bei der Registrierung ein falsches Geburtsdatum an. Mit «Instagram Kids» wollte Facebook nach eigenen Angaben auch dieses Problem angehen. Doch nach einer Anhörung im US-Senat wurde klar, dass dies politisch nur noch schwer durchzusetzen wäre.
Ein Facebook-Sprecher erklärte am Sonntag nach den Äusserungen Haugens, das Online-Netzwerk versuche täglich, eine Balance zwischen dem Recht von Milliarden Menschen auf freie Meinungsäusserung und einer sicheren Umgebung für die Nutzer zu finden. Haugen beantragte bei US-Behörden offiziell Schutz als Whistleblowerin.
SDA/anf
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