Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Korruptionsvorwürfe und 5G-Sanktionen
Haftbefehl zeigt, wie Geld von Huawei an EU-Politiker floss

Huawei-Logo auf einem Smartphone-Bildschirm vor einer EU-Flagge, Symbolfoto zu Korruptionsvorwürfen in Belgien gegen Huawei, März 2025.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

In einem ausführlichen Brief an die EU-Kommission machten sich EU-Abgeordnete Anfang 2021 für die Mobilfunktechnologie 5G stark. Während sie dessen Vorzüge herausstrichen, hätten einige Mitgliedsstaaten «leider die Verwendung ausländischer 5G-Geräte verboten oder beabsichtigen, dies zu tun», kritisierten die Parlamentarier.

Sie taten das nicht ganz uneigennützig: Vor kurzem wurden schwere Korruptionsvorwürfe gegen den Telekommunikationsgiganten Huawei erhoben. Offenbar hat der chinesische Konzern den Brief selber verfasst und die Abgeordneten gegen Geld unterzeichnen lassen.

Nach 21 Hausdurchsuchungen wurden darauf zwei Parlamentsbüros versiegelt. Vier Personen wurden vorübergehend festgenommen, eine fünfte gegen Auflagen freigelassen. Laut der belgischen Staatsanwaltschaft werden 15 Politiker verdächtigt, in die Affäre verwickelt zu sein. Es gehe um «Vergütungen für die Übernahme politischer Ämter, übermässige Geschenke wie Essen und Reisekosten sowie regelmässige Einladungen zu Fussballspielen, um im Rahmen politischer Entscheidungen rein private kommerzielle Interessen zu fördern».

Geldströme via externe Firmen

Dem «Spiegel» liegt nun ein europäischer Haftbefehl gegen die Assistentin von Fulvio Martusciello, einem EU-Abgeordneten der konservativen Forza Italia vor. Er soll die Liste der Unterschriften auf dem Brief angeführt haben. Seiner Assistentin wird organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Korruption vorgeworfen.

Fulvio Martusciello beim Event Forza Europa Giovani in Mailand, organisiert von Forza Italia. Er steht am Rednerpult mit einem Schild, auf dem ’Forza Europa’ steht.

Huawei soll zwei externe Unternehmen genutzt haben, um Zuwendungen an den italienischen Abgeordneten Martusciello und sein Umfeld bereitzustellen. Diese Firmen überwiesen laut Haftbefehl insgesamt 45’950 Euro an einen ehemaligen Berater Martusciellos, der dafür Rechnungen ausstellte.

Der Berater, ein Portugiese, der angeblich am 5G-Brief mitgearbeitet haben soll, leitete Teile des Geldes an Martusciello, dessen Assistentin und andere Empfänger weiter. Martusciello, seine Assistentin sowie der portugiesische Beschuldigte bestreiten die Vorwürfe.

Türsiegel mit Warnhinweis am Büro der Assistenten von MEP Fulvio Martusciello im Europaparlament in Strassburg.

Auch ein 5G-Lobbyist namens Valerio O. aus Brüssel soll seine Hände im Spiel gehabt haben. Als Ermittler ihn abhörten, sagte er, Huawei überschreite Grenzen und zahle für Gesetzesänderungen. Ausserdem erhielt ein Brüsseler Berater Zahlungen in Höhe von 14’800 Euro.

Laut Haftbefehl wussten chinesische Führungskräfte von Huawei, so etwa der damalige Direktor des Huawei-Büros in Brüssel, von den Aktivitäten. Huawei betont, man nehme die Anschuldigungen ernst und werde weiter mit den Ermittlern kommunizieren, um die Situation besser zu verstehen.