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Meinung

Kolumne Ombudsmann
Künstliche Intelligenz: Nur mit Wenn und Aber

FILE - Taylor Swift performs during the opener of her Eras tour in Glendale, Ariz., on March 17, 2023. Swift is releasing her "Taylor Swift: The Eras Tour” concert film on Oct. 13. (AP Photo/Ashley Landis, File)
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Es überrascht, wenn Medien Jobs kreieren in einer Zeit, da Stellen eher abgeschafft werden. Amerikas grösster Zeitungskonzern Gannett hat unlängst aus Hunderten von Bewerberinnen und Bewerbern einen Taylor-Swift-Korrespondenten namens Bryan West angestellt. Seine Aufgabe ist es, «Swifts Einfluss auf Musik, Geschäft und soziale Themen zu ergründen». 

Darauf kündigten die Zeitungen «USA Today» und «The Tennessean» an, Caché McClay neu als Beyoncé-Reporterin zu beschäftigen. Die Journalistin soll exklusiv über alle Aktivitäten der populären Sängerin berichten. Bleibt offen, ob es weitere Stellen gibt für Leute, die sich ausschliesslich mit einzelnen Popstars beschäftigen.

Überlebenswichtiger für Medien weltweit ist dieses Jahr die Frage, wie sie mit dem Phänomen der künstlichen Intelligenz (KI) umgehen wollen. Auch hier könnten neue Stellen Abhilfe schaffen. Die «New York Times» hat diese Woche mitgeteilt, die Stelle eines ersten «editorial director for artificial intelligence initiatives» geschaffen zu haben, der auf der Redaktion KI-Instrumente und deren Anwendungen evaluiert. Zumindest in den USA gilt die Geschäftsstrategie der «Times» als wegweisend für die Branche. 

Auch hierzulande tut sich was in Sachen KI auf Redaktionen. Der Gönnerverein des Schweizer Presserates hat unlängst seine erste Veranstaltung der Frage gewidmet, was künstliche Intelligenz mit dem journalistischen Kodex macht, das heisst, wie der Einsatz von KI in der Berichterstattung geregelt und deklariert werden soll. Inzwischen haben Tamedia und andere Schweizer Medienhäuser interne Richtlinien für den Umgang mit KI erlassen. Branchenweit gibt es solche noch nicht. Doch zumindest die EU hat sich jüngst auf entsprechende Regeln geeinigt.

Derweil untersucht die Forschungsstelle Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich in ihrem jüngsten Jahrbuch «Qualität der Medien 2023» die Akzeptanz von KI. Der repräsentativen Umfrage der fög zufolge möchte nur eine Minderheit der Schweizer Bevölkerung KI-generierte Artikel lesen, wobei anders als bei Routinenachrichten wie Wetter oder Börse die Skepsis bei der Berichterstattung über Politik am grössten ist. 

Fast neun von zehn Befragten befürworten, dass KI-Inhalte deklariert werden müssen, wobei sich die Frage stellt, wie detailliert oder transparent solche Deklarationen ausfallen sollen. 60 Prozent der Leute finden, der Einsatz von KI sei der Qualität der Berichterstattung abträglich. Auch sinkt im Fall von Rechner-generierten Texten die Zahlungsbereitschaft der Leserschaft.

Die Befunde der Forschungsstelle decken sich mit dem Ergebnis neuer Forschungen der University of Minnesota und des Oxford Internet Institute, wonach mehr als drei Viertel der US-Bevölkerung finden, von künstlicher Intelligenz verfasste Texte seien «a bad thing». Die Skepsis ist unter jenen Befragten am grössten, die wissen, wie seriöses Berichten und Publizieren von Nachrichten funktioniert. Nicht bestätigt wird jedoch die Befürchtung, dass Leute, die heute den Medien misstrauen, künftig KI-generierten Inhalten eher glauben.