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Die gerechte Verteilung der Hausarbeit ist bei Schweizer Paaren ein Dauerthema: In einer repräsentativen Befragung des Forschungsinstituts Sotomo aus dem Jahr 2021 gaben 42 Prozent aller Frauen aus der deutschsprachigen Schweiz an, sie würden sich darüber nerven, dass sie im Haushalt die Hauptlast tragen würden und vieles wie selbstverständlich an ihnen hängen bleibe.

Wie ist es in Ihrer Beziehung aufgeteilt? Wer wäscht in Ihrem Haushalt öfter? Wer kocht mehr? Und wer kümmert sich um die Kinder, kauft Geschenke, organisiert die Ferien? Mit unserem interaktiven Tool zur Haus- und Familienarbeit finden Sie es heraus: Sie können Ihre Antworten mit denjenigen Ihres Partners oder Ihrer Partnerin vergleichen – und auch mit anderen Paaren in der Schweiz.

Den grössten Teil bei der Haus- und Familienarbeit in Paarhaushalten leisten heute die Frauen. Fast 30 Stunden investieren sie im Durchschnitt gemäss den neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) aus dem Jahr 2020 jede Woche in unbezahlte Haus- und Familienarbeit. Bei den Männern sind es gut 20 Stunden in der Woche. Allerdings leisten Männer nach wie vor den Hauptteil bei der Erwerbsarbeit.

Die Daten aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (Sake) geben keinen Aufschluss über den Grad der Berufstätigkeit von Männern und Frauen in Paarbeziehungen. Unter dem Strich arbeiten Männer und Frauen ungefähr gleich viel – wenn alle Stunden für die Erwerbsarbeit und Hausarbeit zusammengezählt werden. Allerdings gibt es je nach Lebenssituation grosse Unterschiede.

Nicht in den Sake-Daten des Bundes enthalten ist der sogenannte Mental Load, das ist die mentale Belastung, die durch das Organisieren von alltäglichen Aufgaben entsteht. Ein Grossteil dieser «unsichtbaren Denkarbeit» in Beziehungen liegt Studien zufolge deutlich häufiger bei den Frauen.

Hinzu kommt ein weiterer relevanter Unterschied zwischen den Geschlechtern: Die Frauen werden für einen Grossteil ihrer geleisteten Stunden nicht entlöhnt. Gemäss Berechnungen des Bundes entspricht allein die jährliche Haus- und Familienarbeit der Frauen umgerechnet einer Wirtschaftsleistung von mehr als 240 Milliarden Franken. Bei den Männern sind es knapp 160 Milliarden Franken.

Die Frage ist natürlich: Wie ehrlich sind Männer und Frauen, wenn sie angeben, wie viel Zeit sie im Haushalt aufwenden? Nicole Schöbi ist beim Bundesamt für Statistik für die Sake-Daten verantwortlich. Sie sagt, die Befragungsdaten seien solide. Wenn es überhaupt eine Verzerrung bei den Selbstangaben gebe, dann sei diese klein. «Es wird nämlich nicht gefragt, wer im Haushalt mehr oder weniger Zeit für Haus- und Familientätigkeiten aufwendet, sondern einfach, wie viel Zeit am Tag vor der Befragung für welche Tätigkeit aufgewendet worden ist.»

Wer überschätzt sich bei der Hausarbeit: Männer oder Frauen? Oder beide?

Etwas anders sieht es aus, wenn die Hausarbeit des Partners oder der Partnerin eingeschätzt werden soll. Eine südkoreanische Studie aus dem Jahr 2005 zeigt, dass sowohl Männer als auch Frauen ihre eigene Leistung im Haushalt höher einschätzen, als es die Partnerin oder der Partner tut. Um da absolute Gewissheit zu haben, müsste die tatsächlich geleistete Hausarbeit mit den Selbstangaben der Paare verglichen werden. «Eine solche Studie ist mir jedoch nicht bekannt», sagt Marieke Voorpostel, die stellvertretende Leiterin des Schweizer Haushalt-Panels SHP am Schweizerischen Kompetenzzentrum Sozialwissenschaften Fors in Lausanne.

Was die Sake-Daten auch zeigen: Die Männer holen auf. 2010 leisteten sie durchschnittlich 16 Stunden Hausarbeit in der Woche (bei Paaren mit und ohne Kinder). 2020 waren es bereits 19 Stunden. Zugelegt haben die Männer vor allem beim Kochen und Abwaschen. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich bei den Männern die Erwerbsarbeit. Bei den Frauen gab es im gleichen Zeitraum eine geringfügige Zunahme der Haus- und Familienarbeit. Und ein leichtes Plus bei der Erwerbsarbeit.

Bis zu einer gerechten Aufteilung der Arbeit in den eigenen vier Wänden ist es allerdings noch ein weiter Weg. Zudem beurteilen jüngere Generationen den Stand der Gleichstellung «auffallend anders» als ältere Generationen. Das zeigt eine repräsentative Befragung im jüngsten Gleichstellungsbarometer vom Juni 2024. Gemäss dem Bericht findet eine Mehrheit der Geburtenjahrgänge 1997 bis 2012 (Generation Z), bei der Verteilung der Hausarbeit sei die Gleichstellung erreicht.

Bemerkenswert sind die Antworten der Männer aus der Generation Z. So sind mehr als zwei Drittel der Meinung, bei der Verteilung der Hausarbeit sei die Gleichstellung erreicht.

Eine globale Studie des King’s College in 31 Ländern zeigt ein ähnliches Bild wie in der Schweiz – die Autoren halten fest: Es sei ein Klischee, dass die Generation Z woke sei, vielmehr seien «die jüngeren Generationen in der Frage der Gleichstellung der Geschlechter konservativer» als ältere Generationen. So ist zum Beispiel ein Viertel der Befragten aus der Generation Z der Meinung, dass ein Mann, der sich zu Hause um die Kinder kümmert, «weniger ein Mann» ist. Aus der Generation der Babyboomer (Geburtenjahrgänge 1946 bis 1964) denken nur gerade 11 Prozent so.

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