Verheerender Disco-Brand«Er war mein einziges Kind»: Nordmazedonien trauert um die 59 Toten
Der Gesundheitsminister will nicht ausschliessen, dass die Zahl der Opfer weiter steigt. Die Präsidentin zeigt sich schockiert. Verzweifelte Eltern warten vor Krankenhäusern.

Nach dem verheerenden Brand in einer Diskothek in Nordmazedonien trauert das Land um die vielen jungen Opfer. 59 Menschen kamen ums Leben, 155 wurden verletzt. Sie erlitten Verbrennungen, Rauchvergiftungen oder wurden niedergetrampelt, als die Menschen in der Nacht zum Sonntag in Panik versuchten, ins Freie zu gelangen. «Wir stehen alle unter Schock, und ich bin selbst schockiert: als Mutter, als Mensch, als Präsidentin», sagte Staatschefin Gordana Davkova Siljanovska am Sonntagabend in einer Rede an die Nation.
«Ich kann immer noch nicht glauben, dass die schreckliche Tragödie in Kocani Realität ist. Mir fehlen die Worte, um den Eltern und Angehörigen der Verstorbenen mein Beileid auszusprechen», sagte sie. «Keiner der Verantwortlichen sollte sich dem Gesetz, der Gerechtigkeit und der Strafe entziehen. Lasst uns nicht zulassen, dass noch jemand das Leben unschuldiger Menschen gefährdet.» Gesundheitsminister Arben Taravari sagte, die Zahl der Toten könne noch steigen. 20 der Verletzten seien in kritischem Zustand.
Die Behörden untersuchen nach eigenen Angaben Vorwürfe von Bestechung im Zusammenhang mit dem Nachtclub, der bei dem Unglück völlig überfüllt war. Die Regierung ordnete eine dreitägige Inspektion von Veranstaltungsorten im ganzen Land an, die am heutigen Montag beginnen sollte.

In der 25.000-Einwohner-Stadt Kocani verfolgten die Menschen erschütternde Szenen: Stundenlang bargen Rettungskräfte die verkohlten Leichen von Clubbesuchern. Das Feuer liess das Dach des einstöckigen Gebäudes teilweise einstürzen und gab die verkohlten Überreste von Holzbalken und Trümmern frei. Besorgte Eltern versammelten sich vor Krankenhäusern in Kocani und der Hauptstadt Skopje, etwa 115 Kilometer westlich, um sich über den Gesundheitszustand der Verletzten zu informieren. Viele der Schwerverletzten wurden in Griechenland und anderen Nachbarländern behandelt.
Vor dem Krankenhaus in Kocani erfuhr Dragi Stojanov vom Tod seines 21-jährigen Sohnes Tomce. «Er war mein einziges Kind. Ich brauche mein Leben nicht mehr. (...) 150 Familien wurden zerstört», sagte er. «Kinder sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Es gibt Leichen, nur Leichen im Club (...). Und die Bosse (Anm.: der organisierten Kriminalität) stecken sich nur das Geld in die Tasche.»
Auslöser des Feuers war wahrscheinlich Pyrotechnik auf der Bühne, die die Deckenverkleidung in Brand setzte.
DPA/aeg
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