Kleinstadt Kocani59 Tote bei Nachtclub-Brand in Nordmazedonien
In der nordmazedonischen Kleinstadt Kocani brach während eines Konzerts ein Brand aus. Im Publikum waren Hunderte junge Menschen. 15 Personen wurden festgenommen.

Nach einem verheerenden Brand in einer Diskothek in Nordmazedonien mit 59 Todesopfern und 155 Verletzten sind 15 Menschen festgenommen worden. Innenminister Panche Toshkovski sagte am Sonntag, eine vorläufige Überprüfung habe ergeben, dass der Club in der Kleinstadt Kocani keine Betriebsgenehmigung gehabt habe. Offiziell seien die Räume für 250 Menschen ausgelegt, zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht hätten sich dort aber mindestens doppelt so viele Menschen aufgehalten.
«Wir haben Grund zu der Annahme, dass es in diesem Fall um Bestechung und Korruption geht», sagte der Minister, ohne Details zu nennen. Die Verdächtigen sollten nun vernommen werden. Der Brand in der Diskothek «Club Pulse» brach den Behörden zufolge gegen 2.30 Uhr am Morgen während eines Konzerts aus. Auslöser war wahrscheinlich Pyrotechnik auf der Bühne, die die Deckenverkleidung in Brand setzte.
Opfer im Alter zwischen 14 und 24 Jahren
Zum Zeitpunkt der Katastrophe sollen sich 1500 hauptsächlich junge Leute im Nachtclub aufgehalten haben. Medien in Nordmazedonien berichteten von dramatischen Szenen. Verzweifelte Eltern würden mit Fotos in sozialen Medien nach ihren Kindern suchen. Bürger halfen mit ihren eigenen Autos aus und folgten den Rettungswagen, um Schwerverletzte in die Krankenhäuser zu bringen. Das Krankenhaus in der 25’000-Einwohner-Stadt Kocani erwies sich schnell als überfordert. Ambulanzen brachten Verletzte auch in die grössere Stadt Stip sowie in die Hauptstadt Skopje.
Die Toten, die im Krankenhaus von Kocani identifiziert wurden, seien alle zwischen 14 und 24 Jahre alt gewesen, sagte dessen Direktorin Kristina Serafimova den Medien.

«Es ist schrecklich»
Toskovski versicherte vor der Presse, dass jeder, der eine strafrechtliche Verantwortung trage, auch zur Verantwortung gezogen werde. «Jeder von uns sollte eine moralische Verantwortung spüren. Ich kenne keinen normalen Menschen, der keine moralische Verantwortung hätte», fügte er hinzu.
Präsidentin Gordana Siljanovska-Davkova hat am Sonntag Verletzte in einem Krankenhaus besucht. Vor dem Klinikgebäude in der Hauptstadt Skopje sprach die Präsidentin mit Eltern von Verletzten. «Es ist schrecklich … kaum zu glauben, wie das passieren konnte», sagte Siljanovska-Davkova mit stockender Stimme. «Wir müssen diesen jungen Menschen Mut machen, weiterzumachen.» Die Regierung wollte eine siebentägige Staatstrauer anordnen, berichtete die Nachrichtenagentur MIA.
Ministerpräsident Hristijan Mickoski schrieb in den sozialen Medien von einem schweren und sehr traurigen Tag für das Land. «Der Verlust so vieler junger Menschenleben ist unwiederbringlich, und der Schmerz der Familien, Angehörigen und Freunde ist unermesslich.»
Menschengemachte Katastrophen in der Region
Massenunglücke sind in Südosteuropa nicht selten. In vielen Fällen werden sie durch menschliches Versagen, Nichtbeachtung von Sicherheitsvorschriften und die Komplizenschaft von korrupten staatlichen Aufsichtsbehörden verursacht. Zugleich ziehen sie oft politische Erschütterungen nach sich.
So löste der Einsturz eines frisch renovierten Bahnhofsvordachs in der serbischen Stadt Novi Sad mit 15 Toten im November letzten Jahres eine der grössten Protestwellen in der Geschichte Serbiens aus. In der Hauptstadt Belgrad waren gerade am Samstag Hunderttausende Menschen auf die Strasse gegangen, um gegen die korrupten Verhältnisse im Land zu demonstrieren.
Das Unglück in Kocani erinnert aber vor allem an die Brandkatastrophe im Oktober 2015 im Bukarester Nachtlokal «Colectiv». Bei dem Feuer und der anschliessenden Massenpanik waren 64 Menschen getötet und 147 weitere verletzt worden. Der damalige rumänische Ministerpräsident Victor Ponta erklärte wenig später nach massiven Protesten seinen Rücktritt.
DPA/anf
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