Knabenschiessen im AlbisgüetliSonne, Bahnen und Schiessgewehr – Wissenswertes zur grössten Chilbi der Schweiz
Vom 9. bis zum 11. September findet im Zürcher Albisgüetli das traditionelle Volksfest statt. Wegen eines weiteren Grossanlasses im Letzigrund warnt die Stadtpolizei vor einem Verkehrschaos am Samstag.
Was ist das Knabenschiessen?
Das Zürcher Knabenschiessen ist ein jährlich stattfindendes dreitägiges Volksfest mit der laut den Veranstaltern grössten Chilbi der Schweiz. Im Zentrum des Traditionsanlasses auf dem Albisgüetli in Wiedikon steht jeweils der Schiesswettbewerb für 13- bis 17-jährige Jugendliche aus dem ganzen Kanton Zürich, die um den Titel des Schützenkönigs respektive der Schützenkönigin kämpfen.
Was gibt es Neues in diesem Jahr?
«Nicht viel», gibt Knabenschiessen-Sprecher Stefan Bachmann unumwunden zu. Doch das brauche es auch gar nicht, die Chilbi und der Schiesswettbewerb seien ein sicherer Wert in Zürcher Festkalender, auch dank der vielen Helferinnen und Helfer. Rund 200 Schaustellerinnen und Schausteller sind dieses Jahr mit von der Partie – samt Freefall-Tower, Riesenrad, Kettenflieger, Tellerschüttler und Autoscooter. In der Scooterbahn findet am Sonntag um 10 Uhr auch wieder der Chilbi-Gottesdienst statt.
Spezieller ist dieses Jahr das warme Wetter. Fiel das Fest in der Vergangenheit des Öfteren ins Wasser, werden heuer Temperaturen bis 30 Grad erwartet.
Weiterentwickelt wurde laut Stefan Bachmann das Abfall- und Recyclingkonzept. Zudem haben die Organisatoren auf ihrer Website eine interaktive Karte des Festgeländes aufgeschaltet, auf der alle Chilbibahnen, Verpflegungsstände, Abfallstationen und Toiletten aufgelistet sind.
Wie viele Besucher werden erwartet?
Wegen der guten Wetteraussichten erwarten die Veranstalter über die drei Festtage bis zu eine Million Besucherinnen und Besucher, wie Sprecher Stefan Bachmann sagt. Wie wollen sie verhindern, dass es wie beim Flughafenfest am vergangenen Wochenende zu Gedränge und brenzligen Situationen kommt? «Wir haben ein relativ grosses Festgelände, auf dem sich die Leute gut verteilen können», sagt Bachmann. Zudem verfüge man über langjährige Erfahrung und habe zusammen mit der Polizei und Schutz & Rettung Zürich ein Crowdmanagement-Konzept samt Evakuationsplänen ausgearbeitet. «Wir sind gut vorbereitet», sagt Bachmann.
Auch bei den öffentlichen Toiletten sei man gerüstet, diese seien auf dem ganzen Gelände in genügender Zahl vorhanden. Klagen wegen Wildpinklern, wie sie jüngst beim Züri-Fäscht und bei der Street Parade laut wurden, habe es beim Knabenschiessen in den vergangenen Jahren nicht gegeben.
Wie sieht das Verkehrskonzept aus?
Im vergangenen Jahr kam es am Knabenschiessen zu einem Verkehrschaos, zahlreiche Wildparkierer wurden gebüsst. Nach dieser Erfahrung hat die Stadtpolizei dieses Jahr das Sperr- und Umleitkonzept ausgeweitet, womit praktisch kein motorisierter Individualverkehr mehr ins Festgelände hineingelangt. Ab Samstag, 10 Uhr, bis am Dienstagmorgen wird der Verkehr rund um das Festgelände umgeleitet und geregelt. Die Zu- und Wegfahrt für Anwohnende sowie der Zubringerverkehr der Uetlibergstrasse bleibt über die Schweighofstrasse möglich. Neu wird aber in dieser Zeit die Friesenbergstrasse von der Schweighofstrasse her bis zum Goldbrunnenplatz für den motorisierten Individualverkehr im Einbahnverkehr geführt. Für Velos, Motorfährräder, E-Trottis oder Ähnliches stehen in den Bereichen Uetliberg-/Töpferstrasse, Schweighofstrasse/Hegianwandweg und Schweighofstrasse/Frauentalweg Extraparkplätze zur Verfügung. «Auf eine Fahrt in das Festgelände soll auch mit diesen Gefährten verzichtet werden», schreibt die Stadtpolizei in einer Mitteilung.
Zudem warnt die Polizei vor einem Verkehrschaos am Samstagnachmittag und -abend. Dann findet im Stadion Letzigrund das «Energy Air» statt, zu dem 50'000 Personen aus der ganzen Schweiz erwartet werden. «Erfahrungsgemäss führt dies im Umfeld des Stadions Letzigrund zu einem starken Verkehrsaufkommen», schreibt die Stadtpolizei und empfiehlt für beide Anlässe, bei der Anreise «dringend auf private Motorfahrzeuge zu verzichten», die öffentlichen Verkehrsmittel zu benützen und die Quartiere Albisrieden und Altstetten «grossräumig zu umfahren».
Wie viele Jugendliche haben sich angemeldet?
Bis Donnerstagnachmittag haben sich knapp 2600 Jugendliche zum Schiessen angemeldet. «Eine gute Zahl», sagt Sprecher Stefan Bachmann. Er geht davon aus, dass es bis Samstag 3000 Jugendliche sein werden und am Fest selber nochmals 1000 dazukommen werden. Ziel ist es laut Bachmann, die 4000er-Marke zu knacken. Im vergangenen Jahr schossen 3100 Jugendliche um die Wette. Den Schützenkönig-Titel holte damals Nils Oliver Stolz: Der Stadtzürcher erzielte als Einziger das Maximum von 35 Punkten.
Was ist im Gabentempel besonders begehrt?
Der Schützenkönig oder die Schützenkönigin erhält 5000 Franken, gesponsert von der Zürcher Kantonalbank, den «Kettelithaler» der Zunft zur Weggen und eine Zinnkanne des Corps Consulaire de Zurich. Zudem darf er oder sie auf einen Rundflug mit dem Armeehelikopter Super Puma. Die Jugendlichen auf den weiteren Rängen dürfen sich im Gabentempel etwas aussuchen. Sehr begehrt sind laut Bachmann jeweils der Motorroller, Laptops sowie Velos.
Woher kommt der Brauch?
Die Tradition hat ihren Ursprung im 17. Jahrhundert. Von einer «Knaben-Schiesset» sprechen die Akten erstmals 1656, wie es auf der Website der Veranstalter heisst. Damals hatten junge Burschen aus Zürich an einem Schützenwettbewerb teilgenommen, der einen mehrwöchigen Drillkurs unter der Leitung eines Hauptmanns abschloss. Das jährliche Knabenschiessen konnte sich über die Jahrhunderte hinweg halten und fand an wechselnden Schauplätzen statt. Seit 1899 organisiert die Schützengesellschaft der Stadt Zürich den Anlass im Albisgüetli. Seit 1991 sind auch Mädchen zugelassen.
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