75 Jahre FlughafenMassen führen zu 90-minütigem Kollaps am Flughafenfest
Alles war angerichtet für ein Riesenfest. Doch dann kamen so viele Leute, dass an gewissen Orten nichts mehr ging. Beim Flughafen ist man trotzdem zufrieden.
Ab 16 Uhr ging nichts mehr. Vom Standplatz Tango am Flughafen aus, einem der Hauptschauplätze des grossen Flughafenfests, kamen die Besucherinnen und Besucher fast nicht mehr hinaus. «Ich bin gerade am Flughafenfest. Die Stimmung ist sehr schlecht», schreibt eine Leserin. «Sie lassen die Leute wegen des hohen Besucherandrangs nur gestaffelt raus.» Die Besucherin stand zu diesem Zeitpunkt mit zwei kleinen Kindern und sehr vielen anderen Menschen seit 30 Minuten in der prallen Sonne, wie sie weiter schreibt. «Und der Ausgang ist noch weit weg.»
Die Leserin hat eine Ambulanz beobachtet, die sich mit Blaulicht den Weg durch die Menschen gebahnt hat. «20 Minuten» berichtete online, es seien mehrere Personen kollabiert. Eine andere Besucherin hat laut «20 Minuten» einen anderen Weg nach draussen gewählt: «Wir sind über die Absperrung gerannt – für unsere Kinder war es richtig gefährlich.»
15 Meter vorwärts in 30 Minuten
Ein Leser dieser Zeitung meldete gleichzeitig, er sei erst nach 50 Minuten draussen gewesen. Zuvor habe es eine halbe Stunde gedauert, um 15 Meter vorwärtszukommen. Das Problem war offenbar, dass bei den Perrons für Zug, Bus und Glattalbahn schlicht zu viele Leute waren. Die Bus- und Tram-Plattformen waren so voll, dass der Bus- und Tramverkehr zusammenbrach. Die Massen wälzten sich auch dort durch, wo Tram und Bus hätten verkehren oder sogar anhalten sollen. Gleichzeitig gab es auch immer noch Festfreudige, die auf den Festplatz Tango wollten.
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Jene, die darauf warteten, hinausgelassen zu werden, wurden über Lautsprecher über die Lage informiert. «Nach der sechsten Wiederholung fanden dann aber viele, man habe das nun gehört, und sie begannen zu buhen», sagt der Leser. Insgesamt sei die Stimmung, soweit er es gesehen habe, aber doch ruhig geblieben. «Um uns herum fanden alle, man könne eh nichts machen.» Beim Ausgang wurde dann gratis Wasser verteilt. Vorausgesetzt, man passierte ihn auf der richtigen Seite.
Zuvor gab es Volksfeststimmung
Wie viele Besucherinnen und Besucher an das Flughafenfest wollten, zeichnete sich bereits am Mittag ab. Gewöhnlich herrscht an einem Sonntag in Kloten wenig Verkehr auf den Strassen. Doch diesmal gab es am frühen Nachmittag vom Puck-Kreisel in der Nähe des Bahnhofs in Richtung Opfikon und auf den Strassen im Balsbergquartier stockenden Verkehr. Die Züge zum Flughafen waren ebenfalls voll. Und auch auf den Trottoirs sah es ähnlich aus. Je näher am Flughafen, desto grösser die Menschenmassen kurz vor einem der Höhepunkte des Fests, dem Auftritt der Patrouille Suisse. Die Kunstflugstaffel flog zusammen mit einer Maschine der Helvetic eine Show – am Freitag war geprobt worden.
Bei den Bushaltekanten am Circle wurde versucht, die Ströme so zu regulieren, dass die Bushaltestellen weiter benützt werden konnten. Zum regulären Busverkehr kamen noch die Shuttlebusse hinzu, die regelmässig fuhren. Auf den Butzenbühl, hoch in den Circle-Park, bewegte sich eine Menschenschlange zu. Der Hügel hinter dem Circle war voll von Besucherinnen und Besuchern, die gute Plätze für die Flugshow suchten. Ein Schild, das auf die Trespenwiese im Park hinwies, fand keine Beachtung. Auf 18’000 Quadratmetern wurde dieser Typ Trockenwiese angelegt. Die Gäste werden dort gebeten, diese Wiese nicht zu betreten oder zu befahren, da sich dort wertvolle Pflanzen und Tiere befinden. Tausende haben es offensichtlich nicht gesehen.
So oder so war die Stimmung zu diesem Zeitpunkt bestens. Die Zuschauenden freuten sich über das Volksfest und die vielfältigen Möglichkeiten, die es bot. Ein Kettenkarussell drehte sich im Circle-Park, während die Patrouille Suisse flog. Es gab Konzerte und Tanzshows. Handys wurden synchron in den Himmel gestreckt, um das Geschehen festzuhalten. Und auch auf den Parkhäusern hatten sich Schaulustige eingefunden.
Die Probleme fingen erst danach an. Die Wiesen auf dem Butzenbühl leerten sich. Jetzt standen die Menschen Schlange, um wieder herunterzukommen, durch den Circle und in Richtung Bushaltestellen. Von der anderen Seite, wo sich der Festplatz befand, kamen sie ebenfalls. Und dann waren es so viele, dass nichts mehr ging.
Später kollabierte der Verkehr auch auf der Strasse. Zu grösseren Verzögerungen im Flugverkehr kam es nicht. Ob die Passagiere ihre Flüge erreicht haben, konnte seitens des Flughafens bis kurz nach 20 Uhr niemand sagen. Zurzeit habe man keine Kenntnis von Reisenden, die ihren Flug verpasst hätten, man könne dies aber nicht ausschliessen, hiess es auf eine entsprechende Anfrage.
140’000 kamen an drei Tagen
Der Flughafen meldete am Abend, es seien 140’000 Besucherinnen und Besucher gekommen. Das Fazit des Organisationsteams blieb trotz der Probleme positiv, wie es in einer Mitteilung heisst. Der Stau vor dem Ausgang der Eventfläche Tango wird als «erhöhter Besucherandrang» bezeichnet. Die Situation auf dem Festgelände habe sich nach rund 90 Minuten wieder entspannt. Es sei auch beim Rückreiseverkehr zu Verzögerungen gekommen. Flughafen-Sprecherin Jasmin Bodmer-Breu bedauert den 90-minütigen Kollaps der Verkehrsströme. Es sei aber schade, wenn das nun aufgebauscht werde durch Stimmen vor Ort. Über die drei Tage gesehen, ergebe sich das in der Mitteilung beschriebene positive Fazit.
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