Klotens Interimscoach Mitchell«Ich mache es, bis man mir sagt, dass ich aufhören soll»
Der EHC Kloten zeigt sich unter Sportchef Larry Mitchell weiter stark verbessert. Die Unterländer punkten zum sechsten Mal im siebten Spiel und lassen dem HCD beim 4:1-Sieg keine Chance.
Larry Mitchell steht in den Katakomben der Stimo-Arena. Er blickt auf seine Anfänge als Trainer zurück und sagt: «Man sollte Emotionen zeigen dürfen, es aber nicht übertreiben. Früher musste ich etliche Bussen bezahlen, weil ich gegenüber den Schiedsrichtern nicht immer der Ruhigste war. Doch ich habe daraus gelernt.» Im selben Moment dringen Jubelschreie aus der Kabine.
4:1 hat Kloten sein Retrogame gegen den HCD gewonnen. Nie musste Mitchell laut werden. Weder den Spielern noch den Schiedsrichtern gegenüber. Sein Team war dem Gegner in allen Belangen überlegen, dominierte in den ersten 40 Minuten mit 27:10-Torschüssen und führte verdient 3:0. Umso bemerkenswerter, da Kloten anders als sein Gegner tags zuvor im Einsatz stand und abermals nur vier Ausländer aufs Matchblatt brachte.
«Nach den ersten 20 Minuten habe ich den Jungs gesagt, dass es das wohl beste Drittel war, das wir je gespielt haben. Der zweite Abschnitt war dann vermutlich noch besser», freut sich Mitchell. «Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie unbedingt gewinnen will. Das war schön zu sehen.»
Im siebten Spiel unter dem Interimscoach punktete Kloten zum sechsten Mal und holte sich den vierten Sieg. Endlich blühen auch die Ausländer auf. Jonathan Ang skorte in jeder Partie und erzielte fünf Tore. Zuvor war der letztjährige Topskorer bei 23 Einsätzen bloss dreimal erfolgreich. Niko Ojamäki traf nach 14 torlosen Partien in Überzahl. Miro Aaltonen war für das 3:0 besorgt. Und Tyler Morley bereitete mit einem brillanten Zuspiel das 4:1 vor.
«Die Resultate sind kein Zufall»
Mitchell, der vor einem Jahr als Sportchef in die Flughafenstadt gewechselt war, verhehlt nicht, dass ihm die Aufgabe an der Bande Spass bereitet. In Deutschland war der 56-Jährige während mehr als eines Jahrzehnts als Headcoach tätig, bis er 2017 in Ingolstadt das Amt des Sportmanagers antrat. Statt eines neuen Übungsleiters könnte Kloten also auch einen neuen Sportchef suchen.
«So weit sind wir noch nicht», sagt Mitchell lachend. «Ich lasse mich von den Siegen nicht blenden. Im Profisport kann es schnell gehen. Und zwar in beide Richtungen.» Er sammle Namen von Kandidaten. «Wenn wir der Meinung sind, dass wir den richtigen Trainer gefunden haben, werden wir die Sache vorantreiben und entscheiden, ob wir einen Wechsel vornehmen möchten. Bis dahin versuche ich mein Bestes.» Überhaupt liege der Entscheid nicht bei ihm allein. Doch: «Ich mache es so lange, bis man mir sagt, dass ich aufhören soll.»
Es funktioniere gut zwischen ihm und dem Team. «Die Resultate sind kein Zufall», sagt denn auch Captain Steve Kellenberger, der nach einer Kieferverletzung mit Vollvisier spielt und einmal mehr eine überragende Leistung ablieferte. «Wir haben den Trainern gesagt, was wir brauchen, und die Trainer haben uns gesagt, was sie verändern möchten. So haben wir die richtige Mischung gefunden», konstatiert der 36-Jährige.
Er habe das Spiel in der neutralen Zone angepasst, erklärt Mitchell. «Wir wollen den technisch begabten Spielern, von denen es in anderen Teams so viele gibt, den Wind aus den Segeln nehmen, damit sie Spielzüge forcieren müssen, die sie nicht unbedingt mögen.»
Deussens Abenteuerreise
Kellenberger lobt Mitchells ruhige Art. Dieser gibt aber zu, beim 4:6 am vergangenen Freitag in Genf erstmals laut geworden zu sein. «Es gibt einen Weg, wie man auswärts spielen muss. Meistens sieht das nicht sehr sexy aus, ist aber effektiv und erfolgreich», so der deutsch-kanadische Doppelbürger. Als das Team vom Weg abkam, habe er den Spielern zu verstehen gegeben, dass es keine Rolle spiele, wie viele Videoanalysen die Trainer machten oder wie viele Ansprachen sie hielten, wenn die Spieler nicht bereit seien, zu kämpfen. Prompt kam Kloten nach einem 0:3 noch einmal heran.
Nicht so schnell vergessen dürfte diese Partie der 18-jährige Liam Yuhki Deussen. Weil Stammkeeper Juha Metsola auf dem Weg nach Genf erkrankte, fehlte den Unterländern zunächst ein Ersatztorhüter. Deussen, der gerade von der Schule gekommen war, fuhr mit dem Bus zur Eishalle und dann mit dem Sicherheitsbeauftragten von Kloten nach Genf. Dort traf er erst nach Spielbeginn ein.
Für Kloten geht es nach der Nationalmannschaftspause am Dienstag kommender Woche in Lugano weiter. Wohl mit Larry Mitchell an der Bande. Viele Spiele könne er bis dahin ja nicht verlieren, damit ein Wechsel notwendig würde, scherzt der Mann, der Kloten das Siegen wieder beigebracht hat.
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