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Spezielle Schweizer Kitzbühel-Sieger
Kurz vor dem Start vergnügt sich Collombin mit der Hotelangestellten

Verwegener Abfahrer:  Willi Forrer glänzt vor 63 Jahren mit dem Sieg auf der Streif.
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1962: Willi Forrer

Es ist alles anders vor 63 Jahren, als Willi Forrer auf der Streif die Abfahrt gewinnt. Es gibt noch keinen Weltcup und für Forrer auch kein Preisgeld. Für seinen Triumph erhält er lediglich einen Lederkoffer. Schnell zur Sache geht es aber bereits in den 60ern, beim Hausberg soll der Toggenburger mit rund 110 km/h unterwegs gewesen sein.

Zwischenzeitlich gilt Forrer als bester Skifahrer der Welt. Nur bei den Grossanlässen will es nicht klappen, die Pechsträhne – an den Weltmeisterschaften 1958 und 1962 sowie an den Olympischen Spielen 1960 wird er jeweils Vierter – lässt ihn schier verzweifeln. Gegen Ende seiner Karriere kommt es zum Bruch mit dem Schweizer Skiverband, weil er diesen kritisiert hat. Forrer, mittlerweile 89, hat sich auch als erfolgreicher Brauchtumsmaler einen Namen gemacht.

1973, 1974: Roland Collombin

1973 siegt Roland Collombin erstmals auf der Streif, im Winter darauf doppelt er mit Streckenrekord (2:03:29 Minuten) nach. Vor dem zweiten Triumph schwänzt er ein Training, weil er in der Nacht zuvor erst um drei Uhr ins Bett gekommen ist. Aufs Rennen bereitet er sich auf seine eigene Art vor: Drei Stunden vor dem Start vergnügt er sich mit einer Hotelangestellten. An und für sich hätte ihn der Physiotherapeut behandeln sollen, «aber dann kam ich ins Zimmer, und eine junge Frau war da. Sie machte mir eine gute Massage», sagt der heute 73-Jährige.

Ski-Weltcup in Kitzbühel 1974: Drei glückliche Skifahrer in Wettkampfanzügen und Skiern, umringt von verschneiten Bergen.

In den 1970ern hält der Walliser die Skiwelt in Atem mit seinem Wagemut in den Steilhängen, seiner Ausdauer in den Diskotheken, seinen flotten Sprüchen, seinen Stürzen. Seine 2,23 Meter langen Ski nimmt der Servicemann in Kitzbühel mit ins Hotelzimmer und versteckt sie unter dem Bett, weil sie im Wachsraum nicht sicher wären. Collombin hätte gewiss mehr als acht Abfahrten gewonnen, wäre er 1974 und 1975 in Val-d’Isère nicht zweimal an derselben Stelle fürchterlich gestürzt. Mit 24 schon musste er aufhören. Mittlerweile 73, ist er an Krebs erkrankt.

1983: Bruno Kernen

Bei Bruno Kernen denken wohl die meisten an den Weltmeister von 1997, der 2003 am Lauberhorn gewann und später Kamerafahrer war. Aber es hat schon vor ihm einen Bruno Kernen gegeben, der für Ski-Schlagzeilen gesorgt hat. Verwandt sind die Namensvettern nur entfernt. 

Bruno Kernen feiert seinen Sieg beim Hahnenkamm-Rennen 1983, hält Ski in den Händen und trägt Rennanzug. Hintergrund zeigt unscharfe Menschenmenge und Schnee.

Bruno Kernen 1 also soll in der Saison 1982/83 eigentlich primär im Europacup starten, so lautet der Plan von Cheftrainer Karl Frehsner. Für Kitzbühel wird der Berner Oberländer dennoch aufgeboten, mit einem siebten Rang als bestes Karriereergebnis. Beim Einfahren fliegt er auf «den Ranzen», so sagt er das später einmal. Und als er mit Nummer 29 startet, gibt Steve Podborski im Ziel bereits Siegerinterviews. Kernen, der gelernte Koch, versalzt dem Kanadier die Suppe, er gewinnt mit elf Hundertsteln Vorsprung. Die Zurbriggens, Müllers, Reads und Höflehners können nur staunen. Gusti Oehrli, Kernens Zimmerkollege, winkt ihm während der Fahrt übrigens vom Pistenrand zu – er ist zuvor heftig gestürzt.

Im Weltcup schafft es der heute 63-Jährige danach nur noch einmal aufs Podest, wegen der enormen teaminternen Konkurrenz darf er nie an einer WM oder bei Olympia starten. Erfolgreich verläuft seine zweite Karriere: In Schönried führt Kernen ein Hotel.

1985, 1987: Pirmin Zurbriggen

Er hat die Abfahrt am Freitag gewonnen, er hat auch am Samstag zugeschlagen. Doch die ganz grosse Geschichte schreibt Pirmin Zurbriggen in diesem Jahr 1985 erst danach. Bei der Landung nach dem Zielsprung hat er eine Meniskusverletzung erlitten, das Bibbern um die WM in Bormio geht los – und die ganze Schweiz bibbert mit.

Pirmin Zurbriggen jubelt mit einer Trophäe und Skiern im Hintergrund der Weltcup-Abfahrt der Herren in Kitzbühel 1985.

Um Zurbriggen entsteht ein Hype, wie ihn die Schweizer Sportwelt noch nicht gesehen hat. Ein Kamerateam begleitet ihn bis in den Operationssaal, «danach erhielt ich Blumen und Pralinés aus der ganzen Schweiz, Schulklassen wollten mich besuchen kommen, und daheim brachte der Pöstler jeden Tag einen Sack voll mit Briefen», erzählt der Walliser. «Meine Schwester sagte, sie komme nicht mehr zurecht mit den Autogrammwünschen. Einmal verteilte sie alle Briefe am Boden des Esszimmers und zählte sie. Es waren über 1200.»

Das Knie von Zurbriggen wird zum «Knie der Nation». Und, wie könnte es anders sein bei diesem begnadeten und beliebten Sportstar: Die Geschichte findet ein Happy End. In Bormio steht Zurbriggen drei Wochen später am Start der Abfahrt, die Ärzte hätten es nicht für möglich gehalten. Zurbriggen sagt: «Ich fuhr nach Bormio, die letzten Verklebungen im Knie lösten sich dann erst ein paar Sekunden vor dem Start. Ich hörte ein Knacken – und alles war wieder gut.» Zurbriggen rast zu Gold vor Peter Müller, gewinnt auch die Kombination und holt Silber im Riesenslalom.

1998, 2008, 2010, 2011, 2012: Didier Cuche

Didier Cuche ist schon fast im sportlichen Rentenalter, als er so richtig durchstartet. 33 ist der Mann, der als kompaktes Kraftpaket die Berge hinunterschiesst, als er 2008 zum zweiten Mal die Abfahrt auf der Streif gewinnt – zehn Jahre nach seinem ersten Sieg im Tiroler Nobelort.

Didier Cuche feiert seinen fünften Sieg bei der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel am 21. Januar 2012 mit einem Freudentanz im Schnee.

Der Neuenburger macht sich an diesem Hang, an dem schon so viele Karrieren zu Ende gingen, unsterblich, gewinnt auch 2010, 2011 und 2012 – zwei Tage nach seinem angekündigten Rücktritt. Es ist Rekord. Dabei ist seine erste Begegnung mit diesem Monster einer Strecke noch geprägt von viel Angst.

1996 steht Cuche mit seinen 21 Jahren oben am Start und hört die Rotoren der Helikopter. Immer und immer wieder. Vier der ersten Fahrer stürzen, drei werden ins Spital geflogen. Cuche würde am liebsten mit der Gondel hinunter, startet dann aber doch und jubelt im Ziel trotz achteinhalb Sekunden Rückstand. Zu jubeln hat er später noch öfter.

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2021, 2022: Beat Feuz

Was hat er diesen fehlenden Sieg immer heruntergespielt. Viel lieber gewinne er zigmal die Lauberhornabfahrt als einmal in Kitzbühel, sagte Beat Feuz trotzig. Und das Jahr für Jahr. Denn die Fragen nach seinem ersten Triumph auf der Streif wurden immer drängender.

Beat Feuz, Schweizer Skirennfahrer, hält zwei Goldene-Gämse-Trophäen für den Sieg beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel 2021.

In Wengen hatte er schon dreimal gewonnen, er war dreimal der beste Abfahrer überhaupt und auch in jener Saison 2020/21 wieder die Nummer 1 der Tempobolzer. Und die Abfahrt von Kitzbühel? Die hat er viermal in Serie auf Rang 2 beendet, 2016, 2018, 2019 und 2020. Und dazwischen, 2017, da hätte er mit riesigem Vorsprung gewonnen – wäre er über die Hausbergkante nicht zu direkt gefahren und in der Traverse kurz vor dem Ziel hart im Netz gelandet.

Später sagt der Emmentaler: «Das war der brutalste Moment für mich in Kitzbühel. Ich hatte alles so gut im Griff – und dann die Nerven nicht.» Umso grösser ist dann die Erlösung 2021, als Feuz nicht nur die erste, sondern auch gleich die zweite Abfahrt in Kitzbühel gewinnt. Ein Jahr später macht er sich auch am Spektakelberg zum Dreifachsieger.