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Meinung

Kinder, bleibt bitte draussen

Wieso nicht mal ohne Kindergeschrei frühstücken? Ein Brunchlokal. (Bild: Getty Images)
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Die Besitzerin eines angesagten Hamburger Brunchlokals hat ein paar Regeln aufgestellt: WLAN gibts gratis. EC-Karten sind gestattet. Hunde nur auf der Terrasse. Kleinkinder gar nicht. Wegen dieser letzten Vorgabe ist nun ein Sturm der Entrüstung über die Wirtin hereingebrochen. Eltern echauffieren sich in den sozialen Medien über das ihrer Meinung nach unerhörte Verbot von Kindern unter sechs Jahren («Diskriminierung!»), und weil jeder Skandal seinen Hashtag braucht, diskutiert seit Tagen halb Deutschland über #schnullergate.

So sehr, dass die Wirtin reagierte. «Liebe Supermuttis», schrieb sie auf Instagram in einer – erneut heftig debattierten – Stellungnahme, sie habe selbst eine Tochter und sei alles andere als kinderfeindlich. Doch sei ihr Lokal «kein spendenfinanziertes demokratisches Mutter-Kind-Projekt», sondern eine private Investition, für die sie ihre eigenen Entscheidungen treffe.

Sie hat recht. Wenn die Wirtin findet, dass bekleckerte Tische und Kinderwagen nicht ins Interieur ihres Szenecafés passen, dann ist das ihr gutes Recht. Zielgruppen definieren nennt man das. Genauso wie Modemarken entscheiden dürfen, dass sie ihre Kollektionen ausschliesslich in kleinen Grössen entwerfen, weil nur dünne Menschen ihre Kleider tragen sollen. Dasselbe gilt für Ü-40-Clubs oder «Ladies Only»-Hotels.

Es mag nicht sympathisch sein, gewisse Gruppen auszuschliessen, eine persönliche Beleidigung ist es nicht. Diese Vehemenz, mit der viele Menschen ihre Lebensentwürfe verteidigen, egal ob es um Sauerteig, Velowege oder eben Kinder geht, ist irgendwie anstrengend.

Eine konfliktfreie Zone

Immer wieder müssen sich Wirte heftiger Kritik stellen, wenn sie ihre Lokale zur schnullerfreien Zone erklären. Dabei wäre die Welt eine friedlichere, gäbe es mehr kinderfreie Cafés und Restaurants. Nicht nur stören sich viele Gäste an Kinderlärm; viele Väter und Mütter klagen auch, dass sie keine Orte finden, wo ihre Kleinen erwünscht sind. Getrennte Lokale (oder Séparées), wo die einen ihre Ruhe haben und die anderen sich nicht für den Lärm ihres Nachwuchses schämen müssen, sind die Lösung.

Man mag einwenden, in einer Gesellschaft, die sich zunehmend in Blasen von Gleichgesinnten bewege, brauche es keine weiteren segregierten Bereiche. Hier die Kinder, da die Kinderlosen. Dabei tragen «Adult Only»-Lokale viel zum gegenseitigen Verständnis bei. Sie sind eine konfliktfreie Zone, in der man nicht über die Frage nachdenken muss, ob Babygeschrei zu akzeptieren ist, sondern einfach in Ruhe seinen Kaffee trinken oder seine Zeitung lesen kann. Für Mütter und Nicht-Mütter, für Väter und Nicht-Väter.

Das finden übrigens auch zahlreiche Kommentatoren in Hamburg. «Leider wohne ich nicht in Hamburg, sonst wäre das jetzt mein Lieblingscafé. Selbst Mutter 2er Kinder», schreibt eine Userin. «Gut gemacht», findet jemand anderes: «Ich selbst habe zwei Kinder und weiss, wie anstrengend es manchmal werden kann. Jeder braucht mal eine Oase der Stille.»

Streiten können wir draussen wieder.