Krimi der WocheKillerpaar gegen Detektivpaar
Was tun die Juwelenräuber der «Pink Panther»-Bande in Kalifornien? US-Autor Thomas Perry lässt es in seinem actionreichen Thriller «Pantherjagd» gehörig krachen.
Der erste Satz
Der Mann floss in der Dunkelheit dahin, das Wasser wiegte ihn und spülte ihn durch den Betonkanal, zunächst langsam, dann immer schneller, während die Stunden verrannen und der starke Frühlingsregen ein paar Meter weiter oben auf den Asphalt klatschte, ehe er in die Gullys floss und die Strömung dort anschwellen liess.
Das Buch
Auch in Südkalifornien kann es zuweilen heftig regnen. An einer Kreuzung in North Hollywood läuft das Wasser nicht mehr ab und beginnt zu steigen. Die Leute von den Stadtwerken müssen den Regenwasserkanal öffnen. Eine Leiche im Rohr hat die Verstopfung verursacht: James Ballantine war mit zwei Schüssen in den Kopf getötet worden. Ein Jahr später, nachdem sich die polizeilichen Ermittlungen im Nichts verlaufen haben, setzt der Arbeitgeber des ermordeten afroamerikanischen Chemikers Privatdetektive auf den Fall an.
Die Ausgangslage im Roman «Pantherjagd» des routinierten US-Autors Thomas Perry wirkt eher unspektakulär. Besonders machen diesen Krimi vor allem die Hauptfiguren: Die Privatdetektive Veronica «Ronnie» und Sid Abel sind ein älteres Ehepaar. Sie haben beide Jahrzehnte bei der Polizei gearbeitet, sie haben Kinder und inzwischen auch Enkel. Sid findet, dass graue Haare in ihrer Branche, in der man sich gerne unauffällig bewegt, sehr nützlich sind.
Dennoch gerät das Paar, kaum hat es die Ermittlungen im Fall Ballantine aufgenommen, ins Visier von Killern. Und dabei handelt es sich ebenfalls um ein Ehepaar: Nicole und Ed Hoyt. Sie ist eine begnadete Scharfschützin und versiert im Bombenbauen, er generell ein furchtloser und furchteinflössender Typ. Sie töten für Geld. Weshalb ihre Auftraggeber, die sie nicht kennen, die Abels tot sehen wollen, wissen sie nicht.
Ronnie und Sid sind keine einfachen Ziele. Und so scheitern mehrere Anschläge, obwohl dabei schon mal im Schnellfeuermodus geschossen wird und Häuser abgefackelt und in die Luft gesprengt werden. Neben der Suche nach Ballantines Mörder wollen die Abels auch herausfinden, wer ihnen nach dem Leben trachtet. Denn ihre Auftraggeber haben wohl mit dem Mord zu tun. Die Hoyts sehen sich nicht nur den Nachstellungen ihrer Zielpersonen ausgesetzt, sondern auch die Auftraggeber haben genug von ihnen und wollen sie ausschalten. Und diese Leute, die sich im Hintergrund halten wollten, sind nicht irgendwer. Sondern ein Teil der weitverzweigten, in Europa, auch in der Schweiz, aktiven, als «Pink Panther» berüchtigten Juwelenräuberbande, die sich mit ihrer reichen Beute in Kalifornien zur Ruhe setzen wollte.
So bietet «Pantherjagd» viel Action. Die Geschichte nimmt unerwartete Wendungen, ist spannend und witzig, bietet prima Unterhaltung, ohne mit zu viel Tiefgang auftrumpfen zu wollen. Ronnie und Sid Abel könnten attraktive Serienfiguren sein. Doch der Autor scheint das nicht vorgesehen zu haben – der Roman erschien im Original schon vor sechs Jahren, und in seinem halben Dutzend neueren Romanen kommen die Abels nicht mehr vor.
Die Wertung
Originalität ★★★★☆
Spannung ★★★★☆
Realismus ★★☆☆☆
Humor ★★★☆☆
Gesamteindruck ★★★☆☆
Der Autor
Thomas Perry, geboren 1947 in Tonawanda, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat New York an der Grenze zu Kanada, studierte an der Cornell University in Ithaca, New York, und an der University of Rochester. In Rochester schloss er 1974 mit dem Doktortitel in Englisch ab. Nach eigenen Angaben arbeitete er als Parkwächter, Fabrikarbeiter, Berufsfischer sowie als Universitätsverwaltungsmitarbeiter und -lehrer. Zudem war er Autor und Produzent für das Fernsehen; er wirkte mit bei den Serien «Simon & Simon», «21 Jump Street» und «Stark Trek: The Next Generation».
Für seinen ersten Roman «Butcher’s Boy» (1982; Deutsch: «Abrechnung in Las Vegas», 1984) wurde er mit dem renommierten Edgar Allan Poe Award ausgezeichnet. Inzwischen hat er 30 Romane veröffentlicht, von denen rund ein Dutzend auch auf Deutsch erschienen sind, darunter fünf aus der Jane-Whitefield-Reihe. Thomas Perry lebt mit seiner Frau Jo und zwei Kindern in Südkalifornien.
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