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Meinung

Analyse zu KI-Übersetzungen
«079» auf Albanisch? Es winkt eine neue Generation von Hits

BERLIN, GERMANY - OCTOBER 06: American singer Lauv, aka Ari Staprans Leff, performs live on stage during a concert at the Tempodrom on October 6, 2023 in Berlin, Germany. (Photo by Frank Hoensch/Redferns)
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Die jüngste Single des US-Musikers Lauv ist am 8. November erschienen und in ihrer Entstehung spektakulär. Es ist eine neue Version des Songs «Love U Like That», in der Lauv auf Koreanisch zu hören ist. Eine künstliche Intelligenz namens Hooky machts möglich (2024 soll sie auf den Markt kommen).

Für die Produktion hat der 29-Jährige einiges an Aufwand betrieben, wie er dem Magazin «Billboard» erklärte. Zunächst hat der koreanische Sänger Kevin Woo das Lied übersetzt, sodass Rhythmus und Reime passen und es «keine Google-Übersetzung» wird. Dann hat Woo das Stück auf Koreanisch eingesungen, diese Aufnahme wurde der KI verfüttert zusammen mit rohen Stimmaufnahmen von Lauv. Daraus generierte das Programm dann Lauvs «koreanischen» Gesang.

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Die Versuchsanlage ist interessant, weil Lauv nicht irgendein Künstler ist. 20 Millionen Menschen hören zurzeit auf Spotify seine Musik, er ist seit dem Erfolg der Single «I Like Me Better» von 2017 eine fixe Popgrösse. Zudem hat er im asiatischen Raum und insbesondere in Südkorea eine beachtliche Fangemeinschaft, bei der er sich mit der neuen Version auch bedanken wollte. Natürlich sind auch strategische Absichten dahinter: Südkorea ist der siebtgrösste Popmarkt der Welt.

Wenn Lauvs KI-Übersetzung funktioniert, könnte sie zur Blaupause für andere Musikschaffende werden. Hooky plant, in Zusammenarbeit mit Musikschaffenden «ganz legal die nächste Generation von Hits» zu ermöglichen. «Befreie deine Stimme», lautet der Slogan des Start-ups.

«079» von Lo & Leduc auf Spanisch? Albanisch? Man würde es sich gerne mal anhören.

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Die Geschichte hat sich für Lauv als gute Publicity erwiesen. Doch so richtig funktioniert sie trotzdem nicht.

Das Lied schrammt allem Anschein nach an den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten vorbei. Während das Originalstück von «Love U Like That» seit August 27 Millionen Streams angehäuft hat, kommt die neue Version bislang erst auf 300’000 Aufrufe. Gemessen am Publikum, das Lauv erreicht, ist das sehr bescheiden.

Im Mai hatte ein unbekannter Künstler namens Midnatt etwas Vergleichbares versucht. Seine Single «Masquerade» liess er per KI direkt in sechs Sprachen erklingen. So interessant die Idee, so zerstreut das Ergebnis. Trotz Berichterstattung rund um den Globus haben nur die englische und die koreanische Version gezogen, die chinesische kommt derzeit auf 10’000 Streams.

«Wir müssen annehmen, was möglich ist. Nur so kommen wir weiter.»

Lauv über KI

Deutlich mehr Potenzial hat da die Technologie, die Spotify aktuell für Podcasts ausrollt: Dank KI lassen sich Formate in anderen Sprachen hören, in den Stimmen der Originalsprechenden. Bislang funktioniert das erst mit englischen Podcasts, die sich auf Spanisch abspielen lassen – damit bedient Spotify ein Bedürfnis der grossen hispanischen Gemeinschaften in den USA und der vielen Abonnentinnen in Südamerika. Weitere Sprachen werden kommen. So wird in absehbarer Zukunft Wissen, Information und Unterhaltung Sprachgrenzen überwinden, die bisher geschlossen blieben.

Bei der Musik ist der Weg mit der Sprach-KI nicht ganz so klar. «Wir müssen annehmen, was möglich ist, nur so kommen wir weiter», sagt Lauv zu «Billboard». Das heisst: Indem er die künstliche Intelligenz aktiv nutzt, will er sicherstellen, dass «der Künstler etwas verdient» und nicht Drittpersonen mit KI und seiner Stimme Streams abschöpfen. Das hat durchaus Symbolkraft – unterbindet möglichen Missbrauch aber nicht. Immerhin setzen Labels und Streamingdienste zurzeit neue Technologien ein, um KI-generierte Musik, die missbräuchlich eingesetzt wird, zu orten und zu sperren.

«079» von Lo & Leduc ist auf Spotify das meistgehörte Mundartlied. Wie gut liesse es sich in eine KI-Übersetzung transponieren?

Obwohl sich in lokalen Sprachen gesungene Musik steigender Beliebtheit erfreut, will das Publikum ganz offensichtlich Lauvs Lieder lieber in Englisch hören. «079» von Lo & Leduc ist nicht automatisch erneut ein Hit, wenn es in eine andere Sprache transponiert wird – und damit sind nicht Covers oder Remixes gemeint, die in sich eigenständige Lieder sind.

Die Erkenntnis aus Lauvs Experiment könnte sein: Es liegt bei den Künstlerinnen und Künstlern selbst, sich für die richtige Sprache für ihre Musik zu entscheiden. Einen guten Song gibt es nur einmal.