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Fragen und Antworten zum Prozess
Kevin Spacey steht in London vor Gericht – beginnt jetzt die Uncancel-Culture?

Möchte wieder arbeiten: US-Schauspieler Kevin Spacey im Januar in Rom, als endlich wieder ein Film mit ihm vorgeführt wurde: «L’uomo che disegnò Dio». 
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Am Mittwoch beginnt in London der Strafprozess gegen den 63-jährigen Schauspieler Kevin Spacey. Es gibt nicht weniger als zwölf Anklagepunkte gegen ihn. Sollte er verurteilt werden, müsste der Darsteller ins Gefängnis. Aber Spacey hofft, dass er straffrei davonkommt und sich rehabilitieren kann. Es wäre das Comeback des bekanntesten Schauspielers, der im Zusammenhang mit #MeToo angeklagt worden war.

Worum geht es in London?

Der vierwöchige Strafprozess, der am Mittwoch in London beginnt, ist das letzte Verfahren, in dem sich Kevin Spacey vor Gericht verantworten muss. In den USA wurden zwei Verfahren wegen sexueller Nötigung eingestellt; ein Kläger starb, ein anderer liess die Klage fallen.

In den zwölf Anklagepunkten in London geht es um Vorfälle zwischen 2001 und 2013. Vier Männer werfen Spacey sexuelle Nötigung vor, zwei von ihnen behaupten, sie hätten mit ihm Sex gehabt, der nicht einvernehmlich gewesen sei. Weitere Punkte beinhalten Vorwürfe wegen sexueller Nötigung oder wegen des milderen «indecent assault», wie es in der britischen Rechtsprechung heisst.

Spacey hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Der Oscar-prämierte Darsteller arbeitete von 2004 bis 2015 als Leiter des Old Vic Theatre.

Ist Spacey bereits verurteilt?

Wurde am Ende freigesprochen: Kevin Spacey auf dem Weg ins Gericht in New York, wo er sich 2022 wegen Vorwürfen des Schauspielers Anthony Rapp verantworten musste.

2017 zerschellte die Karriere von Kevin Spacey. In einem Interview mit Buzzfeed News enthüllte der Darsteller Anthony Rapp, dass ihn Spacey an einer Party im Schlafzimmer seines Apartments in Manhattan auf das Bett gehoben und sich auf ihn gelegt habe. Das soll im Jahr 1986 gewesen sein, Rapp war damals 14, Spacey 26.

Im Statement, das Spacey auf Anraten seiner PR-Leute postete, war von «unangemessenes betrunkenes Verhalten» die Rede. Es klang nach Entschuldigung – was Spacey sogleich bereute. In einem grossen Porträt des «Zeit-Magazins» sagte er kürzlich, man solle sich niemals für etwas entschuldigen, was man nicht getan habe. Auf Rapp folgten weitere Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe.

Das Verfahren im Oktober 2022 in New York endete mit Freispruch. Anthony Rapp machte in seiner Aussage geltend, dass er jedes Mal an den traumatischen Vorfall erinnert werde, sobald er Spacey am Bildschirm sehe. Spaceys Anwälte argumentieren, Rapp wolle mit der Klage seine eigene Karriere fördern. Auch könne der Vorfall so nicht stattgefunden haben, weil Spaceys Studio gar kein separates Schlafzimmer gehabt habe.

Wie stellt sich Spacey sein Comeback vor?

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Nachdem die Vorwürfe 2017 bekannt wurden, radierte Netflix seine Rolle aus der letzten Staffel von «House of Cards» aus. Spacey wird auf 31 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Er verliert seine Presseagentin und seine Agentur. Aus dem Film «All the Money in the World» wird er gestrichen. An seiner Stelle übernimmt Christopher Plummer die Rolle.

Untätig war Spacey, der für Auftritte in «The Usual Suspects» und «American Beauty» zwei Oscars gewann, aber nicht. Besonders in Italien hat er eine Anhängerschaft. Er spielte in der Produktion «L’uomo che disegnò Dio» mit, gedreht vom ehemaligen Italowestern-Darsteller Franco Nero. Auch im kroatischen Dokudrama «Once Upon a Time in Croatia» über den ersten Präsidenten Kroatiens, Franjo Tudjman, hatte er eine Rolle.

Alles eher behelfsmässige Produktionen, wie sie jemand macht, der am Anfang einer Schauspielkarriere steht. Der Low-Budget-Thriller «Control» soll jetzt der erste Film sein, der nach einem allfälligen Freispruch Spaceys in den Kinos startet. Der Schauspieler hofft laut «Zeit-Magazin», dass er straffrei davonkommt: «In dem Moment, in dem diese Dinge genau untersucht werden, fallen sie in sich zusammen.»

Beginnt jetzt die Uncancel-Culture?

Kevin Spacey ist der berühmteste Schauspieler, der im Zuge von #MeToo wegen sexualisierter Gewalt angeklagt wurde. Sollte er freigesprochen werden, könnte er das Comeback einleiten. Jedenfalls geht Spacey laut Medienberichten davon aus, dass er sofort zahlreiche Angebote bekommen wird. Auch Theaterstücke und Drehbücher für Kurzfilme soll er geschrieben haben, seit er aus dem Rampenlicht verschwunden ist.

Ein Vorgeschmack war ein Auftritt im Januar im Filmmuseum von Turin, wo er den Stella della Mole Award bekommen hat. Die 170 Tickets für das Werkstattgespräch sollen in drei Minuten ausverkauft gewesen sein, die Fans feierten ihren Star. Im «Zeit-Magazin» sagte Spacey zu der Ehrung: «Die Medien haben mich zu einem Monster gemacht, aber von den Menschen erfahre ich nichts als Zuneigung.»