Zwillinge im VergleichKeine Zeit für Sport? Diese Studie wird Sie zum Nachdenken bringen
Wer in jungen Jahren unsportlich ist, bewegt sich später kaum mehr. Warum das so ist, haben finnische Wissenschaftler anhand von Zwillingen herausgefunden.
Schriftsteller Mark Twain wusste: «Eine Angewohnheit kann man nicht aus dem Fenster werfen. Man muss sie die Treppe hinunterboxen, Stufe für Stufe.» Denn was passieren kann, wenn man sanft mit einer Angewohnheit umgeht, zeigt eine interessante neuere Studie um Urho Kujala. Er lehrte bis in diesem Sommer als Sportmedizin-Professor an der Universität von Jyväskylä.
Die Wissenschaftler wollten wissen, was mit identischen Zwillingen passiert, die sich in ihrem Sportverhalten stark unterscheiden: der eine sportlich, der andere unsportlich. Konkreter: Der eine bewegte sich um die 210 Minuten pro Woche, der andere um die 70 Minuten – darin ist auch «aktives» Pendeln zur Arbeit enthalten.
Was auffällt: Die Forscher mussten lange suchen, bis sie überhaupt diese 17 eineiigen Zwillingspaare fanden, die sich deutlich unterschiedlich bewegten. Denn die allermeisten der rund 4000 Paare, die sie anhand anderer Forschungsarbeiten finnischer Kollegen vorfanden, bewegten sich ähnlich oft (was wiederum nicht zwingend allein an den Genen liegen muss, sondern auch an der Sozialisation).
Diese 17 Paare bildeten zwei Gruppen. Zur ersten zählten junge, eineiige Zwillinge in ihren 30ern, deren Sportverhalten sich seit mindestens drei Jahren unterschied. Die zweite Gruppe umfasste Zwillinge, die zwischen 50 und 70 Jahre alt waren und deren Sportverhalten seit mindestens 30 Jahren voneinander abwich.
Mehr Zeit, mehr Sport? Ein Trugschluss
Die Resultate der körperlichen Untersuchungen waren wenig überraschend: Die sportlichen Zwillinge wiesen im Schnitt bessere Ausdauerwerte auf, waren dünner und hatten weniger Fett. Sie hatten ein geringeres Risiko, an Diabetes (Typ 2) zu erkranken oder verfügten über mehr graue Hirnmasse in denjenigen Arealen, welche die Motorik lenken. Kurz: Obschon diese 17 Zwillingspaare genetisch exakt gleich waren, hatte ihre Angewohnheit, Sport zu treiben oder es eher sein zu lassen, statistisch messbaren Einfluss auf ihre Körper. Wer die Details der Studie lesen will: hier.
Erhellender noch als diese Resultate war ein anderer Aspekt: die Argumente der unsportlicheren Zwillinge, weshalb sie sich im Vergleich sehr viel weniger als ihre sportlichen Geschwister bewegten. Ein Teil von ihnen gab an, wegen Familie und/oder Arbeit dafür keine Zeit zu haben. Nur: Als die Kinder gross waren und das Arbeitsleben abgeschlossen war, womit das Zeitargument wegfiel, erhöhten diese unsportlicheren Zwillinge ihre Sportdosis um keine Minute.
Innerer Antrieb ist entscheidend
Den Grund nannte Mark Twain in seinem Zitat: Angewöhnung bzw. Gewohnheit. Oder anders formuliert: Wer es unter diesen Zwillingen schaffte, trotz Arbeit und/oder Familie aktiv zu bleiben, hielt diese Gewohnheit aufrecht. Wer hingegen wegen äusserer Faktoren den Sport aufgab, vermochte es in der Sprache von Mark Twain nicht mehr, diese Gewohnheit die Treppe hinunterzuboxen. Denn um eine dauerhafte Verhaltensänderung hinzubekommen, braucht es Zeit, Hartnäckigkeit – und im Idealfall inneren Antrieb. Sonst verpufft der Vorsatz rasch.
Und darin, so deutet die Studie an, schienen sich die sportlichen von den unsportlichen Zwillingen allenfalls zu unterscheiden: Sie trieben Sport aus sogenannt intrinsischen Gründen, also aus innerem Antrieb. Ihre identischen Zwillinge hingegen gaben an, eher aus extrinsischer Motivation ab und an zu spörteln (weil sie beispielsweise wussten, dass Sporttreiben gesund ist). Heisst also: Früh mit der Gewohnheit Sport beginnen – sie wirkt sich dann im Idealfall lebenslang positiv aus.
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