Beryl kurz vor BarbadosFrühester Kategorie-4-Hurrikan aller Zeiten trifft auf Karibik
So einen heftigen Hurrikan so früh in der Saison gab es noch nie. Grund ist das ungewöhnlich warme Wasser im Atlantik. Beryl dürfte am Montag Barbados erreichen.
Die Bewohner und Bewohnerinnen mehrerer Karibikinseln rüsten sich für den ersten heftigen Hurrikan der Saison. Beryl hat sich am Sonntag auf Kategorie 4 verstärkt. Mit Windgeschwindigkeiten von derzeit 215 Kilometern pro Stunde hat sich Beryl zu einem «extrem gefährlichen Hurrikan» entwickelt, wie die US-Wetterbehörde NOAA am Sonntag mitteilte. «Lebensbedrohliche Winde und Sturmfluten» würden in Teilen der Windward-Inseln – einem Teil der Kleinen Antillen in der Karibik – für den frühen Montag (Ortszeit) erwartet, hiess es. Für die Inseln Barbados, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Grenada sowie Tobago gelte jetzt eine Hurrikan-Warnung.
Beryl hatte sich erst am Samstag von einem Tropensturm zu einem Hurrikan entwickelt. Das Zentrum des Hurrikans befindet sich derzeit 565 Kilometer östlich von Barbados.
Der prognostizierte Kurs des Sturms würde in der Folge weiter Richtung Jamaika und dann nach Mexiko verlaufen.
Die ungewöhnlich hohen Wassertemperaturen im Atlantik liessen Beryl erstarken, noch bevor er in die warme Karibik gelangte. Die Wassertemperatur im Atlantik sei derzeit so hoch wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen zu diesem Zeitpunkt im Jahr, sagte Experte Brian McNoldy von der Universität von Miami.
Im Juni habe sich so weit östlich im Atlantik seit 1933 kein Hurrikan mehr gebildet, ergänzte Philip Klotzbach von der Colorado State University. Beryl ist zudem der erst dritte Hurrikan, der vor August die Kategorie 3 erreichte, wie Hurrikan-Experte Michael Lowry sagte. Die beiden anderen waren demnach Audrey im Jahr 1957 und Alma im Jahr 1966. Und er ist der früheste Hurrikan der Kategorie 4 aller Zeiten, davor galt das für Dennis, der am 8. Juli 2005 diese Stufe erreichte.
Barbados verbarrikadiert sich
Auf Barbados und den anderen Inseln bildeten sich lange Schlangen an Tankstellen und vor Supermärkten. Die Regierungschefin von Barbados, Mia Mottley, rief Bewohner und Besucher zur Vorsicht auf. Wegen des Finales der T20-Cricket-Weltmeisterschaft am Samstag waren auch viele Sportfans auf Barbados.
Die Hurrikan-Saison über dem Atlantik könnte nach Einschätzung der US-Wetterbehörde in diesem Jahr überdurchschnittlich stark ausfallen. Ursachen seien unter anderem überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen im Atlantik und das erwartete Einsetzen von «La Niña», einer Phase kühlerer Wassertemperaturen im Pazifik.
Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Von einem Hurrikan spricht man ab einer Windgeschwindigkeit von 119 Kilometern pro Stunde. Die Hurrikan-Saison beginnt im Pazifik am 15. Mai und im Atlantik am 1. Juni. Sie endet in beiden Regionen am 30. November.
Die Stärke von Hurrikans wird nach einer von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala bemessen: Ein Hurrikan der Kategorie 1 erreicht bis zu 153 Kilometern pro Stunde. Stufe 2 gilt bis Tempo 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251. Verheerende Schäden drohen bei einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5, der mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 251 Kilometern pro Stunde rotiert. Oft gewinnen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.
DPA/anf
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