Geflüchtete in ZürichKanton will weitere Asylunterkünfte eröffnen
Dieses Jahr sind über 14’000 Asylsuchende nach Zürich gekommen, so viele wie schon lange nicht mehr. Wie sie in Zukunft untergebracht werden und was die Herausforderungen sind.
![Die Zahl der Asylsuchenden im Kanton Zürich ist so hoch wie schon lange nicht mehr. Hier eine Warteschlange vor dem Zürcher Bundesasylzentrum.](https://cdn.unitycms.io/images/8lp2gIFlq5W8wSQmzU_zVf.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=4_E6dkbHqNs)
Der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) hat am Donnerstagmorgen wegen der anhaltend hohen Zahl von Asylsuchenden die Eröffnung von weiteren temporären kantonalen Unterkünften angekündigt. Auch in den Gemeinden wird der Platz knapp.
Rund 10'700 aus der Ukraine geflüchtete Menschen mit Schutzstatus S leben laut Fehr derzeit im Kanton Zürich. Dieses Jahr ebenfalls neu hinzugekommen sind rund 3'500 Asylsuchende aus anderen Ländern.
Bund hat Plätze fast verdoppelt
Zuletzt hat sich die Lage zugespitzt. Seit dem Herbst ist die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz stark gestiegen. Der Bund sah sich nicht mehr in der Lage, alle Asylsuchenden selber aufzunehmen. Daher teilte er neue Asylsuchende schneller als üblich den Kantonen zu, was dort die Belastung erhöhte. «Wir haben bewusst darauf verzichtet, diese Personen auf die Gemeinden weiter zu verteilen», sagte Fehr am Donnerstag vor den Medien. «Das hätte alles nur noch komplizierter gemacht.»
Am Mittwoch kündigte das Staatssekretariat für Migration (SEM) an, dass es ab Mitte Dezember wieder damit aufhöre, Asylsuchende vor Abschluss des Verfahrens an die Kantone zu verweisen. Man habe die Kapazitäten in den den Bundesasylzentren von 5000 auf über 9000 Plätze erhöht, auch dank Unterkünften, welche die Armee zur Verfügung stelle. Es gebe wieder genug Raum für frisch eingereiste Asylsuchende.
Mario Fehr zeigte sich zufrieden mit dieser Rückkehr zum normalen Verfahren. «Das befriedigt uns sehr», sagte er. Der Bund müsse die Asylsuchenden länger in seinen Strukturen behalten und besser betreuen.
Immer weniger Ukrainerinnen bei Privaten
In normalen Zeiten betreibt der Kanton im Asylbereich unter anderem zehn Unterkünfte und fünf Durchgangszentren. Aktuell sind es 16 Unterkünfte sowie drei zusätzliche Durchgangszentren. «Wir rechnen damit, schon bald drei weitere temporäre Unterkünfte zu eröffnen», sagte Fehr. Um alle Unterkünfte zu betreuen, brauche der Kanton Zürich zusätzliches Personal. Dieses solle unter anderem die Armee aufbieten. Zivildienstleistende oder Sanitätssoldaten würden sich für solche Aufgaben eignen.
Der steigende Unterbringungsdruck hängt auch damit zusammen, dass der Anteil der Ukrainerinnen und Ukrainer, die in Zürcher Privathaushalten wohnen, ständig sinkt. Zu Beginn habe dieser bei 80 bis 85 Prozent gelegen, sagte Jörg Kündig, Präsident des Verbands der Zürcher Gemeindepräsidien, an der Pressekonferenz. Derzeit sinke die Quote auf unter 30 Prozent. «Die meisten Ukrainer können nicht für immer in den Gastfamilien bleiben», sagte Kündig. Die Gemeinden müssten dann Ersatz liefern. Das sei schwierig, weil in vielen Zürcher Gemeinden eine Wohnungsknappheit herrsche.
Jörg Kündig und Mario Fehr kritisierten beide, dass der Bund die Pauschale, die er für ukrainische Asylsuchende an die Gemeinden zahlt, senken möchte, von rund 40 auf rund 35 Franken pro Tag. «Viele Gemeinden nähern sich der Belastungsgrenze», sagte Kündig. Da liege eine solche Senkung nicht drin.
SDA/bat
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