Danger Dans BalladeKampfansage an die neue Rechte
Der deutsche Rapper Danger Dan teilt tüchtig aus. Der Song geht viral, und allein der Konjunktiv schützt ihn davor, verklagt zu werden.
Ein deutscher Rapper singt eine Ballade und landet damit einen Coup. Was gerade mit «Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt», der aktuellen Single von Musiker Danger Dan, passiert, ist ein Ereignis und befeuert die Debatte, wie mächtig die Kunst ist und wo ihre Freiheit endet.
Danger Dan holt gegen die Neuen Rechten aus und greift sie namentlich an. AfD-Politiker Alexander Gauland, der rechtsradikale Verleger Götz Kubitschek und Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen bekommen alle ihr Fett weg. Der Song ist am 26. März erschienen und geht viral. Auf Spotify wurde er bis heute 2’175’000-mal gehört und das Video bei Youtube wurde über 1,5 Millionen Mal angeschaut.
Mit dem Konjunktiv gegen Nazis
Wenn Danger Dan rappt, schreit niemand auf. Hip-Hop war schon immer eskapistisch und eröffnet einen Sprachraum, in dem Unkorrektheit Programm ist. 2017 ist er mit seiner Hip-Hop-Formation Antilopen Gang und dem Song «Atombombe auf Deutschland» auf Platz 1 in den Charts gelandet. Wenn er jetzt aber am Klavier sitzt und singt, sind alle ganz aufgeregt. Das ist künstlerisch brillant gemacht. Was ist eingängiger als eine Klaviermelodie und ein klassisches Lied mit Strophen und Refrain? Man kann es sofort auswendig, und die Aussage ist dort, wo sie hinsoll, im Bewusstsein.
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Danger Dan lädt ein Maschinengewehr, setzt sich in einem leeren Theatersaal an den Flügel und singt: «Also jetzt mal ganz spekulativ / Ich nutze ganz bewusst lieber den Konjunktiv / Ich schriebe einen Text, der im Konflikt mit dem Gesetz / Behauptet, Gauland sei ein Reptiloid» In den letzten Strophen wird der Konjunktiv aufgehoben: «Kubitschek hat Glück, dass ich nicht Bogen schiess / An Reptilienmenschen glaubt nur der, der wahnsinnig ist / Gauland wirkt auch eher wie ein Nationalsozialist». Danach ist der Rapper Liedermacher und hat die perfekte Kunstform gefunden: mit einem einfachen rhetorischen Stilmittel, dem Konjunktiv, hypothetisch anfangen, um dann zum Indikativ zu wechseln, damit es richtig reinknallt.
Durch Klagen würde das Kunstwerk perfekt
Darf man denn überhaupt noch fragen, ob man das darf? Als Danger Dan bei Jan Böhmermann in der ZDF-Sendung «Magazin Royal» war, fragte Böhmermann, ob ihn die Strophe: «Wenn du friedlich gegen die Gewalt nicht ankommen kannst / Ist das letzte Mittel, das uns allen bleibt, Militanz» juristisch nicht in Schwierigkeiten bringe? Der Musiker wird deutlich: «Wenn ein wütender Nazi-Mob vor einer Geflüchteten-Unterkunft steht, wirst du die nicht mit Lichterketten davon abhalten, da reinzugehen.» In der Vergangenheit habe es immer wieder Momente gegeben, in denen die Zivilbevölkerung rangemusst habe, weil es die Polizei nicht getan habe. «Ich glaube nicht, dass die Alliierten die Bevölkerung von Nazideutschland hätten befreien können, wenn sie Luftballons aus den Fliegern geworfen hätten.»
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Bis heute hat sich noch niemand beschwert. «Die werden nicht über jedes Stöckchen springen, das ich ihnen hinhalte», sagt der Musiker gelassen. Aber er habe die Sektflaschen im Keller. Eine Klage würde das Kunstwerk vollends abschliessen. Er würde die betreffende Zeile streichen und den Song mit dem Titel «War doch nicht von der Kunstfreiheit gedeckt» nochmals rausbringen.
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