Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Kakophonie mit Kinderchor
«Furchtbar und grauenhaft» – die Rugby-WM ändert die Hymnen

France's squad pay respect to the French national anthem during the Rugby World Cup Pool A match between France and New Zealand in Saint-Denis, north of Paris, Friday, Sept, 8, 2023. (AP Photo/Aurelien Morissard)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Leicht verwirrt blicken sie ja drein, die Spieler der französischen und neuseeländischen Nationalmannschaften. Da haben sie sich vor dem Eröffnungsspiel der Rugby-WM aufgestellt, um nacheinander ihre Nationalhymnen zu singen. Im Rugby geschieht das immer mit einer Inbrunst, die jener der Italiener im Fussball ähnelt. «Wir singen laut, und wir singen falsch», so sagt das Südafrikas Captain Siya Kolisi pauschal über sich und seine Kollegen.

Doch an dieser WM in Frankreich laden die Hymnen nicht zum Mitsingen ein. Im Gegenteil: Sie sorgen für Konfusion und Ärger. Intoniert werden sie von einem Kinderchor mit einer Leadstimme und Kanon-Elementen. Das allein klingt schon gewöhnungsbedürftig. Hinzu kommt das Publikum im Stadion, das freilich mitjohlt, und hinzu kommen «unsere echt schrecklichen Stimmen» (nochmals Kolisi). Das klingt dann so:

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Rezension ist verheerend. «Die Hymnen ruinieren diesen Anlass. Sie gehören umgehend geändert», verlangt die englische Zeitung «The Independent». Der frühere irische Nationalspieler und heutige TV-Experte Brian O’Driscoll fragt: «Wo ist die Band? Wo ist die Musik? Wo bleibt die Gelegenheit für die Zuschauer, einzustimmen?» Vor allem die «Marseillaise» fiel bei O'Driscoll durch: «Sie hört sich an, als wäre sie geschlachtet worden.»

Sein einstiger Teamkollege Rob Kearney fordert: «Gebt uns um Himmels willen unsere Nationalhymnen zurück!» Noch grösser ist der ungefilterte Unmut in den sozialen Medien: «Furchtbar, grauenhaft, ein Desaster.»

7000 Kinder und Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gegenden von WM-Gastgeber Frankreich haben im vereinigten Chor «La Mêlée des Chœurs» die Nationalhymnen der 20 teilnehmenden Länder einstudiert. Botschafter des Grossprojekts ist der britische Pop-Sänger Mika («Grace Kelly»). An der WM-Schlussfeier am 28. Oktober im Stade de France wird er mit allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern auftreten.

Das OK hält am Kinderchor fest, aber …

Zunächst schien es, als wollten die Organisatoren an den einstudierten Hymnen festhalten. Noch am Dienstag wiesen sie Forderungen zurück, diese zu ersetzen. Die massive Kritik liess sie ihre Meinung am Mittwoch ändern. OK-Präsident Jacques Rivoal sagte bei einem Medienbriefing in Paris: «Die Fans haben für uns Priorität, und das Feedback nach den ersten Spielen war, dass die Hymnen viele von ihnen gestört haben. Das hat uns Sorgen bereitet.» Turnierdirektor Michel Poussau sagt: «Wir haben es versucht, es hat nicht funktioniert.»

Am Kinderchor will das OK trotzdem festhalten, doch Rivoal sagt: «Wir haben den Teams neue Versionen vorgeschlagen, etwas vereinfachte Interpretationen, aber die Kinder haben viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt.» Wenn am Donnerstag die WM nach drei Tagen Pause mit der Partie Frankreich - Uruguay in die zweite Runde geht, sollen bereits die neuen Hymnen gespielt werden. Rivoal: «Ich hoffe, sie werden den Fans gefallen.»