Ehrung der ETH ZürichKlimaforscher mahnt zum Handeln: «Wir haben ein kurzes Zeitfenster»
Der Forscher Johan Rockström sprach an der ETH Zürich über das Überschreiten planetarer Grenzen und betonte die Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen zu senken.

- Johan Rockström sprach an der ETH über planetare Grenzen und Kipppunkte.
- Er betonte, dass der Schutz der Biodiversität besonders dringend sei.
- Die Schweiz wird bald über eine Initiative zur Umweltverantwortung abstimmen.
Johan Rockström ist nicht nur bei Forschenden bekannt. Durch die Netflix-Doku «Breaking Boundaries» ist er auch einem grösseren Publikum ein Begriff. Darin erklärt er zusammen mit dem britischen Naturfilmer David Attenborough sein Konzept der planetaren Grenzen – und die Erkenntnis, dass die Nutzung von Ressourcen der Erde irgendwann einen Kipppunkt erreicht.
Danach werden Prozesse in Gang gesetzt, die nicht mehr umkehrbar sind und für das Leben der Menschen auf der Erde eine Bedrohung darstellen. Heute lehrt und forscht der Schwede am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Am Freitag war er auf dem Weg ans WEF in Davos, als er bei der ETH Zürich die Medaille für Chemieingenieurwesen entgegennahm, welche die Hochschule seit 2013 vergibt.
Rockström hielt einen Vortrag und beantwortete Fragen. Der Handlungsdruck zum Schutz der Biodiversität sei am grössten, auch die Emission von Treibhausgasen müsse schnell reduziert werden. «Wir haben ein kurzes Zeitfenster, vielleicht etwas mehr als zehn Jahre», sagte er.
«Ich bin nicht sehr optimistisch»
Nach mehreren Jahrtausenden, in denen der Planet relativ stabile Temperaturverhältnisse erlebt habe, habe die Menschheit nun ein neues Zeitalter angestossen: die des Anthropozäns. «Die stabile Temperaturperiode der letzten 11’000 Jahre ermöglichte erst die Zivilisation, in der wir jetzt leben.» Für die Zukunft stiessen wir in unbekanntes Territorium vor, selbst wenn wir heute den CO₂-Ausstoss sofort stoppen könnten, sagte er bei seinem Vortrag.
Er habe von der Abstimmung zur Umweltverantwortungsinitiative am 9. Februar gehört. Sie fordert eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und die Einhaltung der planetaren Grenzen. «Die Schweiz sei wohl das erste Land auf der Erde, das über diese Frage abstimmen könne, das sei bemerkenswert», sagte Rockström. Auch wenn die Schweiz ein kleines Land sei, habe sie mit ihrer Wirtschaft und dem Konsum einen grossen Einfluss auf die Umwelt. Mit politischen Massnahmen könne sie auch als kleines Land einen grossen Unterschied machen – auch global.
Er versuche, am WEF Politiker und Wirtschaftsführer von der Dringlichkeit von Massnahmen gegen den Klimawandel zu überzeugen, sei jedoch «nicht sehr optimistisch», so Rockström. «Dieses Jahr wird ein schwieriges Jahr für die Umwelt.»
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