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Meinung

Kommentar zum US-Wahlkampf
Joe Biden ist stark – und verzweifelt 

Starke Rede: US-Präsident Joe Biden. 

Es war Joe Bidens bisher stärkste Rede. Donald Trumps Extremismus gefährde die US-Demokratie, sagte er am Donnerstag an deren Wiege in Philadelphia. Das Land stehe an einem Wendepunkt: Trump und seine Helfer würden versuchen, 2024 die Macht an sich zu reissen, egal, wie die Wahlen ausgingen.

Biden hat recht. Dennoch ist er ein grosses Risiko eingegangen, als er seine Analyse in einer Ansprache als US-Präsident zur besten Sendezeit ausbreitete. 74 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner haben ihre Stimme Trump gegeben, nur eine Minderheit hegt eine antidemokratische Gesinnung. Die anderen wählten ihn trotz seiner Ideologie: weil sie allen Politikern und Washington misstrauen, aus Gleichgültigkeit, weil sie die Gefahr unter- und die Stärke der Institutionen überschätzen.

Diese Republikanerinnen und Republikaner wollte Biden aufrütteln. Die Reaktionen lassen darauf schliessen, dass er sie nicht erreicht und zum Zuhören bewogen, sondern beleidigt und damit sein Ziel verfehlt hat. Seine Rede wurde nicht als einigender Weckruf, sondern als Wahlkampfrede mit Spalteffekt aufgefasst. Die dramatische Optik seines Auftritts vor tiefrotem Hintergrund erleichtert es den Trump-Fans sogar, ihn als angeblichen Tyrannen zu karikieren. Biden nahm das in Kauf, weil er verzweifelt ist und seine Basis mobilisieren will.

Eine kleine Chance für einen Denkzettel

Vereinzelt spüren gemässigte Republikaner Auftrieb, und die Demokraten haben soeben in New York und Alaska unerwartet Wahlen gewonnen. Plötzlich gibt es eine Chance, dass Trump und seine Helfer im Herbst einen Denkzettel erhalten. Aber sie ist klein. Die gemässigten Republikaner hatten schon oft Gelegenheit, sich von ihm zu distanzieren, doch Trump hat Partei und Basis derzeit fest im Griff.

Die Amerikaner stünden der bedenklichen Entwicklung nicht machtlos gegenüber, sagte Biden. Doch ist zu befürchten, dass gerade übermächtige Kräfte am Wirken sind.

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