Absagen an Trump-GolfplätzeJetzt wenden sich selbst die Golfer von Donald Trump ab
Der Noch-Präsident verfügt in der Golfwelt über jede Menge Supporter, darunter Major-Rekordhalter Jack Nicklaus. Doch seit dem Sturm aufs Capitol bröckelt die Phalanx.
Zahlreiche US-Sportler, darunter die Fussballerin Megan Rapinoe sowie die Basketballer LeBron James und Stephen Curry, haben sich in der Vergangenheit öffentlich mit Donald Trump angelegt. Ganz anders die meisten Golfprofis. In der anonymen Umfrage des «Golf Magazins» 2018 unter den Spielern der PGA-Tour gaben 56 Prozent an, sie hätten 2016 Trump ihre Stimme gegeben. Nur 12 Prozent hatten für Hillary Clinton votiert, der Rest war nicht an die Urne gegangen oder als Ausländer nicht wahlberechtigt gewesen. Noch im Oktober 2019, bei der nächsten Umfrage der Zeitschrift, sagten 49 Prozent der Profis, sie würden den amtierenden Präsidenten wählen, nur 12 Prozent wollten den Gegenkandidaten unterstützen.
Der Bestseller über den «Oberschummler»
Der breit abgestützte Support überrascht auf den ersten Blick. Denn im Golfsport wird Integrität grossgeschrieben; an Wettkämpfen ist vorgesehen, dass Spielerinnen und Spieler ihre Regelverstösse selber melden. Und neben dem Regelwerk gibt es unter dem Begriff «Etikette» einen umfangreichen Verhaltenskodex. Doch Trump hat sich um Vorgaben und Moral seit je foutiert – auch bei seinem liebsten Hobby. 2019 erschien über den US-Präsidenten ein Buch, das in Anlehnung an den Begriff «Commander in Chief» (Oberbefehlshaber) «Commander in Cheat» heisst, was sich mit «Oberschummler» übersetzen lässt.
Obwohl der Autor und preisgekrönte Journalist Rick Reilly, der Trump nicht nur selber auf dem Golfplatz erlebt, sondern auch mit über 100 Leuten gesprochen hat, in diesem Bestseller eindrücklich aufzeigte, wie der Präsident funktioniert, änderte sich wenig an dessen Popularität in der Golfszene. Auf den zweiten Blick ist das gar nicht so erstaunlich. Die überwiegende Mehrheit der Spitzengolfer entstammt der weissen Mittel- oder Oberschicht. Die meisten wuchsen in einem konservativen Umfeld auf und sind daher grundsätzlich eher aufseiten der Republikaner.
Nur McIlroy erhebt die Stimme
Und wer in der erweiterten Weltspitze angekommen ist, gehört selber zum Club der Millionäre. Und bei den Neureichen stehen Politiker, die sich für tiefe Steuern von Begüterten einsetzen, höher im Kurs, als solche, die eine Krankenversicherung für alle anstreben. Schliesslich ist jedem sein Hemd am nächsten. Zudem macht es Laune, wenn der mächtigste Mann der Welt ein bekennender Golffan und Golfförderer ist. Dieser poliert derweil sein Image gern auf, indem er sich mit Stars zeigt. Viele Profis absolvierten mit Trump Runden und liessen sich stolz mit ihm fotografieren, zuletzt kurz vor Silvester der deutsche Golfpionier Bernhard Langer. Auch Tiger Woods war mehrfach mit Trump unterwegs.
Rory McIlroy, derzeit die Weltnummer 7, gehört zu den wenigen, die es wagen, den US-Präsidenten zu kritisieren. In einem im Mai 2020 aufgenommenen Podcast geisselte er Trumps Umgang mit der Pandemie und dessen undiplomatischen Führungsstil. Der Nordire, der 2017 Trump auf einer Golfrunde begleitet hatte, verkündete, er habe seither eine Einladung abgelehnt. Auf die Frage, ob er wieder mit Trump abschlagen würde, antwortete McIlroy: «Ich weiss nicht, ob er noch mit mir spielen will nach dem, was ich soeben gesagt habe. Aber nein, das würde ich nicht.»
Als wäre nichts geschehen
Andere haben mit Trumps Verhalten weniger Probleme. Jack Nicklaus, der mit 18 Major-Titeln den wichtigsten Rekord im Golfsport hält, veröffentlichte am 29. Oktober eine Werbebotschaft für den Amtsinhaber. «Ich glaube, Donald Trumps Politik wird den amerikanischen Traum in viele Familien im ganzen Land bringen», schrieb der 80-Jährige unter anderem. Und selbst am Tag nach dem Sturm aufs Capitol liessen sich die Schwedin Annika Sörenstam und der Südafrikaner Gary Player, beides Golflegenden, von Trump im Weissen Haus noch die «Freiheitsmedaille des Präsidenten» umhängen.
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Seither hat der Wind gedreht. Die im schottischen St Andrews ansässige Vereinigung R&A, welche die wichtigen Turniere in Grossbritannien vergibt und gemeinsam mit dem US-Golfverband die Regeln festlegt, verkündete am Montag, der Turnberry-Golfplatz komme als Austragungsort des British Open bis auf weiteres nicht mehr infrage. «Wir werden nicht zurückkehren, bis wir überzeugt sind, dass der Fokus auf dem Turnier, den Spielern und dem Platz selbst liegen wird. Und wir glauben nicht, dass dies unter den gegenwärtigen Umständen möglich ist», wird Geschäftsführer Martin Slumbers zitiert. Der Parcours in Turnberry an der schottischen Küste gehört zu den besten Golfplätzen überhaupt und seit 2014 zu «Trump Golf». Diese Firma betreibt 19 hochkarätige Anlagen in den USA, in Schottland, Irland, Indonesien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Noch schmerzhafter für Donald Trump und sein Ego ist hingegen, dass die US-Profivereinigung ihm respektive seinem Unternehmen die PGA Championship entzogen hat. Das Major-Turnier der Männer hätte 2022 im Trump-National-Golf-Club in Bedminster, New Jersey, ausgetragen werden sollen. «Es ist klar geworden, dass die Durchführung der PGA Championship in Bedminister der Marke PGA of America schaden und die Fähigkeit der PGA gefährden würde, viele Programme umzusetzen und die Langlebigkeit unserer Mission aufrechtzuerhalten», verkündete Präsident Jim Richerson in einer Videobotschaft.
Angst vor Imageschaden
Der Entscheid basiert kaum auf einem politischen Sinneswandel. Es geht den Entscheidungsträgern – auch sie wohl grösstenteils den Republikanern zugeneigt – nach dem Chaos in Washington und den heftigen globalen Reaktionen in erster Linie um die Verhinderung eines Imageschadens. Seth Waugh, CEO der Profivereinigung, sprach in einem Interview mit der Agentur AP denn auch explizit von einer «unternehmerischen Entscheidung». Waugh erklärte, «wir hatten nach den tragischen Vorfällen vom Mittwoch das Gefühl, Bedminster sei als Austragungsort nicht mehr haltbar. Der Schaden hätte irreparabel sein können.»
Ein Sprecher des Mischkonzerns The Trump Organization sprach gegenüber ABC News von Vertragsbruch und sagte, die Firma haben schon viele Millionen Dollar in den Event gesteckt. Eine Klage wurde nicht angekündigt, aber ein Rechtsstreit würde nicht überraschen. Nun haben etliche Vertreter der Golfszene Donald Trump nicht mehr zum Freund, sondern zum Feind – keine besonders angenehme Vorstellung.
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