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Olympiasiegerin wütend
Jetzt verlieren Russlands Sportgrössen die Geduld

Eines der prominentesten Sportgesichter Russlands: Hochsprung-Olympiasiegerin Marija Lassizkene.
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Marija Lassizkene ist mit ihren 29 Jahren im besten Spitzensportlerinnenalter. Aber die Olympiasiegerin und dreifache Weltmeisterin darf ihrem Beruf nicht nachgehen. Denn sie ist Russin – und damit wie alle Russinnen und Russen zurzeit von der Welt-Leichtathletik verbannt. 

Darum schrieb sie jüngst einen wütenden und verzweifelten offenen Brief an IOK-Präsident Thomas Bach. Hier nachzulesen:

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Die Worte sind an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Die Russin attackiert Bach, stoppt kurz davor, ihn einen wendehalsigen Lügner zu nennen – wirft ihm aber drei Zitate an den Kopf, die Bach jüngst sagte. Beispielsweise dieses, frei übersetzt mit: «Es sollte keine Sanktionen aufgrund einer Landeszugehörigkeit geben.»

Das IOK aber legte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine seinen Sportverbänden ebendiesen temporären Ausschluss russischer (und weissrussischer) Sportlerinnen und Sportler subito nahe. Obschon viele Verbände diesem Wunsch folgten, haben einzelne abgelehnt. Das prominenteste Beispiel heisst Tennis. 

Darum handelt der Sport keineswegs geschlossen und in den Augen von Hochspringerin Lassizkene auch willkürlich. Warum sie als Leichtathletin von allen internationalen Wettkämpfen ausgeschlossen ist, ihre russischen Tenniskolleginnen und -kollegen von Ausnahmen wie Wimbledon abgesehen hingegen nicht, findet sie unerklärlich und stossend.

Zumal sie vorrechnet: Während vier der letzten sieben Jahre hielt man sie aufgrund ihres Passes von Wettkämpfen fern, mehrheitlich, weil Russlands Leichtathletik systematisches Doping hatte nachgewiesen werden können. 

Muss man Russen schützen?

Dass Bach und das IOK für die Suspendierung auch anführten, man wolle russische Athletinnen und Athleten vor Übergriffen schützen, empfindet sie als Tiefpunkt – wieder mit dem Hinweis aufs Tennis.

Mit Fortdauer des Krieges stellt sich nun eine Grundsatzfrage: Kann man russischen Sportlerinnen und Sportlern über Monate, allenfalls gar Jahre den Start an Wettkämpfen verweigern? 

Fifa-Fall der prominenteste

Die Russen finden: nein. In einer orchestrierten Aktion klagen sie – als Einzelverbände, Clubs oder Sportler, darunter sind Olympiasieger aus Kunstturnen oder dem Eisschnelllauf. Der Internationale Sportgerichtshof beschäftigt sich zurzeit mit zahlreichen russischen Fällen. Der prominenteste ist derjenige um die Fussballverbände Fifa und Uefa. Sie haben russische Teams von ihren Wettbewerben suspendiert. Noch diesen Monat finden Anhörungen statt.

Wer nun glaubt, der Ausschluss einer Kriegstreibernation sei leicht zu begründen, muss wissen: Weil in Europa in den letzten Jahrzehnten praktisch nie Krieg herrschte, fehlen explizite Regeln in den Statuten der Sportverbände. In Juristendeutsch heisst das: Gegen Krieg führende Staaten und deren Sportverbände existieren keine Sanktionstatbestände.

Darum ist jeder Fall ein Pionierfall – und muss der Internationale Sportgerichtshof erst Rechtsgrundlagen schaffen. Doch das dauert. Zwar klagten russische Verbände und Clubs schon im Frühling. Allerdings ging es dabei um sogenannt superprovisorische Sperren. Die ordentlichen Verfahren laufen nun erst an und erklären mit, warum auch Monate nach dem Einmarsch der Russen keine Urteile vorhanden sind, die als Blaupausen dienen könnten.

Der Kniff mit den neutralen Athleten

Die Sportwelt wartet darum gespannt darauf, wie die Juristen in den kommenden Wochen entscheiden werden. Schon jetzt deutet sich ein Kompromiss an, welchen die einen als billigen Kniff und die anderen als sinnvolle Lösung betrachten: Russinnen und Russen als sogenannt neutrale Athletinnen und Athleten wie an den Winterspielen 2018 starten zu lassen. Man nähme ihnen damit quasi die Nationalvertretung.

Die Kritiker des Ansatzes sagen: Im Wissen darum, dass ganz viele von ihnen ohne russisches Staatsgeld niemals so weit gekommen wären oder noch immer kommen, ist der Neutralendreh vor allem eines: eine Augenwischerei. 

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