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Meinung

Kommentar zum Stimmrechtsalter 16
Jetzt sind die Jungen dran

Können schon bald Jugendliche ab 16 Jahren an der Urne ihre Meinung kundtun? Das Parlament macht sich jetzt an eine konkrete Vorlage zur Änderung der Bundesverfassung.
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Nach dem Nationalrat sagt nun auch die vorberatende Kommission des weit konservativeren Ständerates Ja dazu, das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre zu senken. Doch die Vorbehalte bleiben gross: Diese Altersgruppe sei noch unmündig, viel zu leicht zu manipulieren, und ihr fehle ein politisch gereiftes Denken, kritisieren die Gegner.

Solche Behauptungen erinnern fatal an die Diskussionen vor der Einführung des Frauenstimmrechts 1971. Auch ihnen wurde vorgehalten, sie seien leichter zu beeinflussen, kaum einer eigenen Meinung fähig. Zudem würden die Frauen eher links wählen, argumentierten die meist bürgerlichen Gegner. Diese Befürchtungen waren Humbug. Das hat die 50-jährige Erfahrung mit dem Frauenstimmrecht gezeigt. Einzig in gesellschaftspolitischen Fragen ist die Schweiz ein bisschen weltoffener, weniger konservativ geworden. Und das ist gut so.

Heute sind es wieder konservative Politiker, die sich am vehementesten wehren. Sie fürchten etwa, dass die Klimajugend mehr Einfluss bekommt. Das ist kein stichhaltiges Argument gegen die Einführung eines tieferen Stimmrechtsalters. Jugendliche sind mit 16 Jahren durchaus in der Lage, die Konsequenzen einer bestimmten Handlung – in diesem Fall einer Stimmabgabe – abzuschätzen. Das zeigt die Forschung im Bereich der Entwicklungspsychologie.

«Es handelt sich ja nicht um einen Stimmrechtszwang.»

Das Stimmrechtsalter 16 hat vielmehr ganz konkrete Vorteile: So muss sich das Parlament vermehrt damit auseinandersetzen, ob eine Neuerung auch bei der Jugend ankommt, um diese mehrheitsfähig zu machen. Heute sind Reformen vor allem dann mehrheitsfähig, wenn es der älteren Bevölkerung passt, denn das Durchschnittsalter der Abstimmenden beträgt heute 57 Jahre.

Erfahrungen im Ausland haben ausserdem gezeigt, dass nach der Einführung des Stimmrechtsalters 16 junge Bürgerinnen und Bürger früher in politischen Ämtern Verantwortung übernehmen. Das ist auch in der Schweiz wünschenswert.

Schliesslich gilt es zu bedenken, dass es sich ja nicht um einen Stimmrechtszwang handelt. Wir sollten Jugendlichen, die sich schon mit 16 oder 17 Jahren politisch einbringen wollen, dies auch ermöglichen. Die Jugendlichen sollten dieses Privileg dann auch wirklich wahrnehmen – und den Kritikern zeigen, dass sie sich nebst der gerade hippen Klimapolitik auch sonst für Politik interessieren.