Kommentar zum Schulstreit HorgenJetzt muss auch die Schulpräsidentin gehen
Gleich drei Gemeinderäte treten in Horgen zurück. Der Streit in der Schule wurde ihnen zu viel. Ein Kommentar von Chefredaktor Benjamin Geiger.
Es ist ein beispielloses Bild: Der langjährige Horgner Gemeindepräsident gibt unter Tränen seinen Rücktritt bekannt, gefolgt von zwei weiteren Gemeinderatsmitgliedern. Es ist ein Bild, das niemanden kalt lässt. Das Zerwürfnis im Gemeinderat ist so heftig, dass sie es schlicht nicht mehr aushalten.
Den Entschluss zum kollektiven Rücktritt haben die drei sehr erfahrenen Politiker sicher nicht im Affekt gefasst, schon gar nicht in der Corona-Krise, in der jede Gemeinde eine starke Führung braucht. Natürlich fragt man sich, wie es möglich ist, dass eine einzelne Politikerin imstande ist, einen ganzen Gemeinderat in die Verzweiflung zu treiben. Warum ist es den anderen acht Gemeinderätinnen und Gemeinderäten mit starken Parteien im Rücken nicht möglich gewesen, sich im Streit gegen die parteilose Loretz durchzusetzen? Und warum konnte der Gemeinderat den Bezirksrat nicht überzeugen, einzugreifen?
All diese Fragen müssen beantwortet werden. Aber nicht jetzt. Im Moment ist einzig wichtig, dass Horgen so rasch wie möglich wieder eine handlungsfähige Gemeinderegierung erhält. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass nun auch Schulpräsidentin Carla Loretz zurücktritt. Der Bezirksrat hat ihr attestiert, dass sie sich nichts Ernsthaftes hat zuschulden kommen lassen. Ihr Rücktritt wäre also kein Schuldeingeständnis, sondern ihr Beitrag für einen wirklichen Neuanfang. Tut sie es nicht, geht der unlösbare Streit im Herbst mit einem teilerneuerten Gemeinderat einfach in eine nächste Runde.
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