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Olympische Spiele in der Schweiz
Jetzt meldet sich die Olympia-Gegnerschaft – und spricht von «Zwängerei»

Der ehemalige Skirennfahrer Pirmin Zurbriggen wirbt für die Schweizer Olympiakandidatur «Sion 2026». Nun wird über eine Kandidatur für 2030 diskutiert.
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Die Wintersportverbände machen Druck: Die Schweiz soll im Jahr 2030 die Olympischen Winterspiele durchführen. Sportministerin Viola Amherd steht hinter den Plänen, wie diese Redaktion berichtete. Doch nicht alle halten das für eine gute Idee.

Die Schweiz führe in den kommenden Jahren gleich mehrere sportliche Grossanlässe durch, sagt Aline Trede, die Fraktionschefin der Grünen. Für 2030 sei bereits eine Schweizer Kandidatur für die European Championships vorgesehen. «Das ist ein Megaevent, ein Prestigeprojekt. Darauf sollten wir uns jetzt konzentrieren.» 

So laute auch die Strategie des Bundes zu sportlichen Grossevents: Koordiniert vorgehen, sich nicht verzetteln. Und jetzt kämen plötzlich die Wintersportverbände und machten Druck, sagt Trede. «Das ist schon ein bisschen eine Zwängerei: Was hat sich seit der letzten Kandidatur geändert? Holen sie so die Bevölkerung ins Boot?»

Trede steht Olympischen Winterspielen auch deshalb eher kritisch gegenüber, weil es in der Schweiz inzwischen oft an Schnee mangelt. Sie erinnert an die Bilder aus Adelboden von letztem Winter. Der Schneemangel könne auch mit einer dezentralen Struktur nicht aufgefangen werden. 

Deutlicher wird die grüne Berner Nationalrätin Natalie Imboden. Sie zweifelt an der Nachhaltigkeit, obwohl die Spiele dezentral durchgeführt werden sollen. Bei den letzten Olympiaplänen hätten Analysen gezeigt, dass nachhaltige Spiele gar nicht möglich seien, sagt Imboden.

Alles Nötige vorhanden

Flammende Befürworter gibt es aber auch im links-grünen Lager. Zu ihnen gehört Matthias Aebischer (SP), der Präsident der Parlamentarischen Gruppe Sport. Zwar stehe er dem IOC kritisch gegenüber, sagt Aebischer. Wenn das IOC nun aber gezielt ein Land suche, das die Infrastruktur nicht erst bauen müsse, sei das endlich ein Schritt in die richtige Richtung.

Das IOC sei allenfalls sogar bereit, den Eisschnelllauf auf Natureis zuzulassen. «Das wäre sensationell», sagt Aebischer. Die Schweiz würde damit über alles Nötige verfügen.

Auch das Risiko von ausufernden Kosten hält Aebischer für gering. Er rechnet damit, dass der Bund etwa 100 Millionen Franken zahlen müsste. Die Zeiten von Milliardenbeiträgen seien vorbei. Bei der Kandidatur für «Sion 2026» hatten Gegnerinnen und Gegner darauf hingewiesen, dass das Budget oft überschritten werde. Viele Städte und Länder hätten am Ende hohe Defizite übernehmen müssen. 

Budgetiert waren damals Ausgaben von 1,98 Milliarden und Einnahmen von 1,15 Milliarden Franken. Der Bundesrat stellte eine Defizitgarantie von einer Milliarde Franken in Aussicht. Hätte die Schweiz den Zuschlag erhalten, hätte das Parlament darüber befinden können. Schliesslich scheiterte die Kandidatur aber 2018 schon am Nein des Stimmvolks im Wallis.

Möglicherweise entscheidet künftig jeweils die Stimmbevölkerung im ganzen Land, ob Olympische Spiele und andere Grossanlässe durchgeführt werden. Das Bundesamt für Sport prüft zurzeit im Auftrag des Parlaments, wie die Mitsprache der Bevölkerung verbessert werden könnte. Der Bericht wird bis Ende Jahr erwartet.

In einer früheren Version des Textes hiess es, Matthias Aebischer rechne mit Kosten für den Bund von 10 Millionen Franken. Richtig ist, dass er mit Kosten von 100 Millionen Franken rechnet.