Jelmoli-Aus nach 125 JahrenLeere Regale, letzte Besuche und ein Blumenstrauss zum Ende
Das älteste Warenhaus von Zürich geht zu. Den letzten Verkaufstag im Jelmoli nutzen viele, um noch ein Schnäppchen zu jagen. Die meisten aber wollen einfach nur eines: Abschied nehmen.

«Heute ist hier zum letzten Mal offen», sagt eine Frau zu ihrem Begleiter beim Jelmoli-Eingang. Er wäre beim Betreten des Geschäfts wohl auch selbst drauf gekommen: Das Erdgeschoss des Warenhauses bei der Zürcher Bahnhofstrasse ist an diesem Freitagmittag nicht wiederzuerkennen.
Wo früher Nobelmarken feinsäuberlich aufgereiht und in perfektes Licht gerückt auf Abnehmerinnen warteten, stehen heute blanke Regale. Da und dort sind noch vereinzelt Restposten zu finden, in der Mitte des Raums stehen Wühltische mit Artikeln, die für einen Franken gekauft werden können. Teppiche, Tische, Lampen, Vasen, Kleiderbügel – nun werden auch die letzten Stücke des Inventars zu Tiefstpreisen feilgeboten.

Alles muss weg. Um 19 Uhr geht die Jelmoli-Filiale an der Seidengasse 1 im Zürcher Kreis 1 für immer zu.
Im Februar 2023 hatte die Jelmoli-Besitzerin Swiss Prime Site (SPS) entschieden, das Gebäude zu schliessen. Eigentlich hätte bereits Ende 2024 Schluss sein sollen. Nun gab es sozusagen eine Ehrenrunde für das älteste Warenhaus von Zürich.
Rührende Abschiedsszenen
Nach über 125 Jahren ist also Schluss im Jelmoli. Verdruss, Traurigkeit oder gar Verzweiflung sind aber nicht auszumachen. «Wir hatten zwei Jahre Zeit, um uns auf diesen Moment vorzubereiten. Nun ist es halt so weit», sagt eine der Mitarbeitenden und hebt leicht die Schultern, bevor sie lächelnd eine weitere Kundin bedient.

Für die meisten Mitarbeitenden geht es an einem anderen Standort weiter. Das hilft an diesem letzten Arbeitstag. Da und dort kommt es aber trotzdem zu rührenden Abschiedsszenen zwischen Stammkundschaft und Jelmoli-Leuten. Einige umarmen sich. Sogar Blumen werden überreicht.
Gebastelte Umkleidekabinen
Alles, was es im Non-Food-Bereich noch zu kaufen gibt, ist im Erdgeschoss ausgestellt. Die letzten Kleidungsstücke hängen an Stangen im Entreebereich, wo bisher Accessoires angeboten wurden. Die Umziehkabinen aus Stangen und Vorhängen wirken fast ein wenig gebastelt, erfüllen aber ihren Zweck und werden in der Abschlusshektik ohnehin kaum mehr gebraucht.

Die edle Beauty-Abteilung, früher stets in Parfümgeruch gehüllt, ist ausgeräumt. Die leeren Löcher in den Plexiglashalterungen für Lippenstifte, Kajals, Puder, Lidschatten und Nagellack sehen fast schon vorwurfsvoll aus. Aufgefüllt werden sie nicht mehr.
Auch im Untergeschoss herrscht gähnende Leere in den Regalen. An einigen davon hängen Zettel: «Verkauft an Tim» oder einfach nur «Verkauft».

Eine ältere Dame durchstöbert die Weinabteilung. «Ah, da ist auch schon alles weg», sagt sie halb zu sich selbst, bevor sie von einem Mitarbeiter freudig begrüsst wird. Es ist den beiden anzumerken, dass sie sich schon seit Jahren kennen. Auch diese Kundin wollte sich persönlich verabschieden.
Nach dem Ende geht die Party los
Was geschieht, wenn sich die Türen des Jelmoli um 19 Uhr ein letztes Mal schliessen, werden nur die Mitarbeitenden wissen. Der letzte Tag sei ein besonders emotionaler Moment, teilt die Medienabteilung des Warenhauses mit. «Diesen möchten wir in einem kleinen, internen Rahmen würdig und in Ruhe begehen.»
Etwas weniger ruhig wird es im altehrwürdigen Gebäude danach sein. Vom 10. bis zum 12. April 2025 erklären «Mr. Samigo» und das Kaufleuten den Jelmoli zur «Warehouse»-Partyzone. Sie wollen das Haus laut Medienmitteilung für drei Tage in «eine einzigartige Kulisse mit spektakulären Lichteffekten und kunstvollen Installationen» umwandeln und versprechen «ein Zusammenspiel aus raffinierter Nachtkultur und künstlerischer Unberechenbarkeit».
Danach folgt in einem nächsten Schritt der Umbau des Hauses – damit Manor wie geplant per 2027 einziehen und 13’000 Quadratmeter Fläche auf drei Etagen nutzen kann.
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