ZoomJede Familie ist anders
Was ist eine Familie? Wir haben die Wahl, findet das Fotomuseum Winterthur. Und zeigt dies auf offene und anregende Weise.
Die Zeit der klaren Regeln ist abgelaufen und was eine Familie ist, nicht länger vorgeschrieben. Das Fotomuseum zeigt mit Arbeiten von 15 internationalen Fotografinnen und Fotografen den Reichtum familiärer Beziehungen in der Welt von heute.
Überraschend sind die wilden Porträts, die Charlie Engman während elf Jahren von seiner Mutter gemacht hat. So etwa, wie sie nur mit einer Jeansjacke bekleidet über eine Wiese läuft.
Vieles ist inszeniert, was gerade den Reiz der Fotografien ausmacht. Besonders üppig ist das der Fall in den wunderbaren, detailreichen Gruppenbildern von Leonard Suryajaya, die wie ironische Suchbilder funktionieren; die grosse Ausstellungswand des Museums nimmt zudem einzelne Elemente aus den Fotos in der Art einer Tapete auf – ein Festmahl für das Auge.
In den Filmstills von Annelies Štrba geht der Blick dank intensiver Farben gleichsam ins Innere.
Perfekte Lichtverhältnisse herrschen auf dem Bild des Hochzeitspaars, das Diana Markosian aufgenommen hat. Es stammt aus der Serie «Santa Barbara». Darin erzählt die 1989 in Moskau geborene Künstlerin, die als Kind mit ihrer Familie in die USA zog, mit Schauspielerinnen und Schauspielern die Geschichte ihrer Emigration nach.
Humorvoll und mehrdeutig schliesslich ist die Serie «Experimental Relationship», in der die in New York lebende chinesische Fotografin Pixy Liao die Beziehung zu ihrem japanischen Partner Moro in Szene setzt. Hier scheint sie ihm etwas ins Ohr zu flüstern – oder ist es ein Kuss? Das Licht leuchtet den Rücken des Mannes aus, er wirkt verletzlich; schützend hält sie die Hand an seinen Nacken. Damit dreht Liao die traditionelle Rollenverteilung der Geschlechter um.
«Wahlfamilie – Zusammen weniger allein» bis 16. Oktober, Fotomuseum Winterthur, Grüzenstrasse 44. www.fotomuseum.ch
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