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Vorfall bei «Querdenken»-Demo
«Ja, hallo, ich bin Jana aus Kassel»

Da war also Jana aus Kassel und fühlte sich wie Sophie Scholl. Ihr Auftritt ereignete sich am Samstag bei einer «Querdenken»-Demo auf Hannovers Opernplatz. «Ja, hallo, ich bin Jana aus Kassel, und ich fühle mich wie Sophie Scholl», sprach die junge Frau im Wintermantel auf der Bühne, die Stimme brüchig bewegt. Da sie «seit Monaten hier im Widerstand» tätig sei, auf Demos gehe, Flyer verteile und «seit gestern» auch Versammlungen anmelde. «Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, bevor sie den Nationalsozialisten zum Opfer fiel.» Die Stimme wurde jetzt noch brüchiger, es nahm allerdings auch das Entsetzen derjenigen Zuhörer zu, die im Geschichtsunterricht aufgepasst haben.

Die Geschwister Scholl und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe «Weisse Rose», so viel kurz zur Erinnerung, verteilten Flugblätter gegen das Nazi-Regime. Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst wurden deswegen 1943 von der Gestapo verhaftet, vom NS-Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und mit der Guillotine ermordet. Sophie Scholl war noch 21, sie wurde nicht mal 22. Der 22-jährigen Jana aus Kassel sei ein Besuch am Grab oder auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Münchner Uni empfohlen.

«Ich kann und werde niemals aufgeben, mich für Freiheit, Frieden, Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen», berichtete Jana aus Kassel weiter. Doch dann wurde der Vortrag unterbrochen, denn es kam ein junger Mann des Weges und hielt ihr eine leuchtende Weste hin, offenbar eine Orange Security-Weste. «Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr», sagte er durch seinen Mundschutz. «Was denn für einen Schwachsinn?», fragte Jana aus Kassel offenbar erstaunt. «Wer so etwas erzählt, das ist Verharmlosung des Holocaust», sagte der Mann, der jetzt nicht mehr Ordner war. «Äh, ich hab' doch gar nichts gesagt», sagte Jana aus Kassel. «Was für ein Schwachsinn. Wie Sophie Scholl? Hängengeblieben. Mehr als peinlich». Andere Ordner kamen herbei, die Polizei führte ihn weg. Jana aus Kassel schluchzte, liess ihr Manuskript und das Mikro fallen und verschwand in die Bühnenkulissen.

Heiko Maas: Solche Vergleiche verharmlosen den Holocaust

Doch die Nachricht und das zugehörige Video machten die Runde. Der Sicherheitsmann gehöre «der linken Szene in Hannover an», schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung. «Die Inszenierung», so die haz, sollte «offenbar vorführen, dass die »Querdenker«-Bewegung gespalten ist, und war eine gezielte Provokation». Inszenierung? Der linke Securitymann müsste dann allerdings rasch reagiert haben, sofern er den katastrophalen Sophie-Scholl-Vergleich nicht schon kannte.

Es geht so mancher Corona-Vergleich übelst daneben. In Karlsruhe soll eine Elfjährige verkündet haben, sie habe sich bei ihrer Geburtstagsfeier gefühlt «wie bei Anne Frank im Hinterhaus». Keine Ahnung, wer einer Elfjährigen solchen Unsinn eintrichtert. Anne Frank, die sich in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckt hatte, starb 1945 in einem Konzentrationslager der Nazis.

«Wer sich heute mit Sophie Scholl oder Anne Frank vergleicht», twitterte am Sonntag Aussenminister Heiko Maas, «verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen. Das verharmlost den Holocaust und zeigt eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit. Nichts verbindet Coronaproteste mit Widerstandskämpfer*Innen. Nichts!»

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