Eklat im Weissen Haus«Böswilliger Hinterhalt»: Für J. D. Vance gibt es harte Kritik von seinem Cousin
Nate Vance kämpfte jahrelang in der Ukraine gegen Russland. Jetzt kritisiert er seinen Cousin J. D. Vance öffentlich. Der Vizepräsident der USA habe Wolodimir Selenski blossgestellt.

- Im Weissen Haus kam es zu einem Eklat zwischen Trump, Vance und Selenski.
- Nate Vance kritisiert nun seinen Cousin J. D. Vance wegen respektlosen Verhaltens.
- Was man Selenski mit dem Streit im Weissen Haus angetan habe, sei ein «absolut böswilliger Hinterhalt».
- Trump setzte nach dem Treffen die militärische Unterstützung der Ukraine aus.
Feedback von Fremden kann abprallen, aber Kritik aus der Familie? Sie trifft oft härter. Für sein Verhalten gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski wird US-Vizepräsident J. D. Vance jetzt aus den eigenen Reihen zurechtgewiesen. Sein Cousin Nate Vance sagte zur BBC: «Es gibt ein gewisses Mass an Anstand, das ich von politischen Führern erwarte, vor allem vor den Kameras.»
Ende Februar kam es bei einem Gespräch zwischen J. D. Vance, US-Präsident Donald Trump und Selenski zum Eklat. Die Stimmen wurden lauter, die Gemüter überhitzten, und plötzlich drehte sich die Diskussion nicht wie zuvor angenommen um einen Rohstoffdeal, sondern um das Tragen oder Nichttragen von Anzügen und um Vorwürfe der Undankbarkeit.
Nate Vance sei über die Art und Weise, wie sein Cousin und Donald Trump die Situation gehandhabt hätten, «nicht glücklich». Zur französischen Tageszeitung «Le Figaro» sagte er: «Was sie Selenski damit angetan haben, war ein absolut böswilliger Hinterhalt.»
Nate Vance kämpfte in der Ukraine
Nate Vance hat gemäss eigenen Angaben seit der russischen Invasion drei Jahre lang als Freiwilliger beim ukrainischen Militär gekämpft. Er hänge an dem Thema. Zur BBC sagte er: «Aber wenn es um ein anderes, völlig neutrales Thema ginge und ich sehen würde, wie Beamte des Weissen Hauses und politisch motivierte Journalisten einen ausländischen Staatschef herabsetzen, würde ich sagen: ‹Was zum Teufel geht hier vor?›»
J. D. Vance warf Selenski während des Gesprächs im Oval Office vor, respektlos zu agieren, weil er den Streit vor den Medien ausgetragen habe. Er kritisierte ihn zudem dafür, sich nicht für die amerikanische Unterstützung während des Krieges zu bedanken. Nate Vance weist seinen Cousin zurecht: «Selenski hält täglich eine Ansprache und dankt allen, die die Ukraine täglich unterstützen.»
Selenskis Kleidung als Zankapfel
Ein weiterer Streitpunkt entbrannte um Selenskis Garderobe. Brian Glenn, Journalist und Lebenspartner der als rechtsradikal geltenden republikanischen Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, fragte den ukrainischen Präsidenten, warum er keinen Anzug trage. Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 kleidet sich Selenski im Militärstil. Er gab in der Vergangenheit an, dies aus Solidarität zu den ukrainischen Soldaten zu tun.
Nate Vance sagt: «Jeder weiss, dass er das deshalb tut. Es ist eine symbolische Sache.» Die Diskussion darüber interessiere doch niemanden. Dann schlägt er jedoch in die gleiche Kerbe und sagt: «Wo wir gerade dabei sind, warum trägt Elon Musk im Oval Office die ganze Zeit eine Baseballmütze und ein T-Shirt?»
«Wir sind die nützlichen Idioten von Putin»
In dem am Sonntag im «Figaro» veröffentlichten Interview kritisierte Nate Vance die Trump-Regierung. Er sagt: «Donald Trump und mein Cousin glauben offensichtlich, dass sie Wladimir Putin besänftigen können. Da irren sie sich. Die Russen werden unsere Unterstützung für die Ukraine nicht so schnell vergessen. Wir sind die nützlichen Idioten von Wladimir Putin.»

Das Gespräch zwischen Selenski, J. D. Vance und Trump hatte für die Ukraine weitreichende Folgen. Nach dem Treffen setzte Trump die militärische Unterstützung des von Russland überfallenen Landes aus. Er stoppte auch den Austausch von Geheimdienstinformationen an die Ukraine.
Aussicht auf Annäherung zwischen Ukraine und USA
Derzeit gibt es für die Ukraine aber wieder Grund zur Hoffnung: Trump sagte am Montag, dass man kurz davor sei, dem Land nun doch wieder Geheimdienstdaten bereitzustellen. Es laufen Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Ukraine in Saudiarabien. Dazu sagte der US-Präsident: «Ich denke, wir werden diese Woche grosse Fortschritte machen.» Er rechne mit einem «guten Ergebnis».
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