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Meinung

Analyse zum Streit um Palästina-Post
Emma Watson Antisemitismus vorzuwerfen, ist niveaulos

Heftige Reaktionen auf einen Solidaritäts-Post: Die britische Schauspielerin Emma Watson wird von israelischen Politikern angefeindet.  
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Emma Watson hat sich auf ein heikles Terrain begeben. Auf ihrem Instagram-Profil teilte sie ein Foto aus einer propalästinensischen Kundgebung und die Botschaft «Solidarität ist ein Verb» mit ihren mehr als 64 Millionen Followern. Dazu stellte sie ein Zitat der britisch-australischen Wissenschaftlerin Sara Ahmed, in dem es darum geht, dass man sich selbst dann solidarisieren und für eine Sache engagieren soll, wenn man nicht unmittelbar davon betroffen ist.

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Weit über 1,2 Millionen Mal wurde Watsons Post gelikt und kommentiert, auch von Prominenten wie Reese Witherspoon. Gleichzeitig wurde ihr Beitrag heftig kritisiert. So twitterte etwa der israelische Abgeordnete Danny Danon: «10 Punkte Abzug für Gryffindor wegen Antisemitismus», und spielte damit auf die «Harry Potter»-Verfilmung an, in der Emma Watson von 2001 bis 2011 den Zauberlehrling Hermine Granger spielte.

Auch der israelische UNO-Botschafter Gilad Erdan schrieb spottend: «Fiktion mag bei ‹Harry Potter› funktionieren, aber nicht in der Realität. Wenn dies der Fall wäre, könnte die Magie aus der Zaubererwelt die Übel der Hamas (die Frauen unterdrückt und die Vernichtung Israels anstrebt) und die Palästinensische Autonomiebehörde (die den Terror unterstützt) beseitigen. Ich wäre dafür!»

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Warum löst dieser Solidaritätspost eine derart heftige Reaktion von hochrangigen Politikern aus? Ist Emma Watson tatsächlich judenfeindlich?

Fast alle streng orthodoxen Jüdinnen und Juden in der Schweiz wurden real oder online belästigt.

Ergebnis einer Befragung der ZAHW

Dazu muss man zunächst kurz innehalten. Antisemitismus ist weltweit ein wachsendes Problem. Eine Befragung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften konnte das 2020 auch für die Schweiz zahlenmässig belegen. Von den fast 500 Personen, die an der Umfrage teilnahmen, gab rund die Hälfte an, in den fünf Jahren zuvor real oder online belästigt worden zu sein. Bei den streng orthodoxen Jüdinnen und Juden waren nach eigenen Aussagen fast alle davon betroffen. Auch war die grosse Mehrheit der Meinung, dass Antisemitismus zunimmt.

Ernst nehmen – und differenzieren

Es ist wichtig, dass man diese Entwicklung sehr ernst nimmt und entschieden gegen Judenhass vorgeht. Aber genauso wichtig ist es zu differenzieren. Nicht jede Kritik, die sich gegen eine Jüdin oder einen Juden richtet, ist antisemitisch. Es kommt auf den Inhalt an. Wenn beispielsweise der jüdische Nachbar mitten in der Nacht lärmt, ist eine Reklamation nicht judenfeindlich, denn sie bezieht sich auf sein Verhalten als Nachbar. Sonst würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass Israel und alle jüdischen Menschen sich alles erlauben könnten unter dem Schutzmantel des Antisemitismus-Jokers.

Wer sich mit Palästinensern solidarisiert, so wie Emma Watson das getan hat, ist also nicht automatisch eine Judenhasserin. Das wäre sie selbst dann nicht, wenn sie aktiv gegen politische Entscheidungen oder Handlungen gegenüber Palästina protestieren würde. Abgesehen davon gibt es auch in Israel Menschen, die mit der Palästina-Politik ihrer Regierung nicht einverstanden sind. Macht sie das zu Antisemiten? Nein.

Watson ist keine Lifestyle-Aktivistin

Natürlich kann man kritisieren, dass Emma Watson nur eine Prominente mehr ist, die sich in der schützenden Masse als Palästina-Sympathisantin präsentiert. Bei der 31-jährigen Britin kann man aber davon ausgehen, dass sie nicht zur Gruppe von Lifestyle-Aktivistinnen zählt, die nur auf Likes und Werbung in eigener Sache aus ist.

Dafür ist sie zu schlau und zu gebildet – sie hat an den renommiertesten Universitäten in den USA und Grossbritannien studiert. Ausserdem ist zu engagiert und zu erfahren. Seit 2014 ist sie UNO-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte und hat mit «HeForShe» eine Kampagne lanciert, die Männer dazu animiert, sich für Gleichstellung von Frauen einzusetzen. 2019 wurde sie zudem in ein G-7-Beratungsgremium für Frauenrechte berufen.

Auch wenn der israelisch-palästinensische Konflikt nicht ihr Kerngebiet ist und sie nicht persönlich davon betroffen ist: Emma Watson hat das Recht, sich zu äussern und sich zu solidarisieren. Passend zum Zitat von Sara Ahmed, das sie gepostet hat. Dass die israelischen Politiker aber pauschal die Antisemitismus-Karte zücken und Watson auf diese herablassende Weise zu diskreditieren versuchen, ist nichts anderes als niveaulos.