Neuer Kaffee bei StarbucksIst der Cappuccino mit Ölivenöl besser und gesünder?
«Oleato» klingt natürlich gut, aber ist er das auch? In Italien wird gerade darüber diskutiert.
Das Tamtam, das man bei der amerikanischen Kette Starbucks um Kaffee zu veranstalten versteht, war schon immer bemerkenswert. Was Segen und Fluch zugleich ist, denn eine für Starbucks problematische Wahrheit ist auch, dass manche dieses Tamtam für bemerkenswerter halten als den Kaffee, der in den Filialen ausgeschenkt wird.
Die jüngste Aufregung betrifft das Italiengeschäft, dessen Zahlen noch nie erste Sahne waren, was auch daran liegt, dass ausländische Kaffeeketten bei Italienern traditionell ähnlich populär sind wie die Idee, auf eine Pasta zu McDonald’s zu gehen.
Um die Italiener zum Barista zu locken, setzt Starbucks seit einigen Tagen darauf, einen nationalen Zaubertrank – eben Kaffee – mit einem anderen – Olivenöl – gewinnbringend zu mischen. Zunächst werden drei Getränke als «Oleato» angeboten, also mit Öl-«Infusion»: Latte macchiato mit Hafermilch, geeister Espresso-Shake und Cold Brew. Andere Länder sollen folgen.
Starbucks-CEO Howard Schultz erzählte dazu auf CNN die Geschichte, sein Geschäftspartner, der sizilianische Olivenölproduzent Tommaso Asaro, habe ihn dazu inspiriert, auch weil dieser täglich einen Esslöffel seines gesunden Öls pur konsumiere.
Wundermittel Olivenöl?
Bei einem Sizilienbesuch kam Schultz auf die Idee, das Öl in seinen Morgenkaffee zu rühren, der dadurch «samtig und buttrig» werde. Entsprechend ölig sind auch viele Beiträge, die man im Netz seither verstärkt über die angeblichen Wunderwirkungen nativen Olivenöls liest, Verweise auf Paleo- und Keto-Diäten inklusive. Es verlangsame die Koffeinabsorption im Körper, so habe man länger etwas von der «energetischen Wirkung» des Kaffees. Und es sei dank seiner vielen Antioxidantien eine Allzweckwaffe gegen Entzündungen, Herzkrankheiten oder Krebs.
Tatsächlich ist die potenziell gesundheitsfördernde Wirkung von Antioxidantien wie Polyphenolen seit Jahren unbestritten, etwa bei der Zellregeneration. Die genaue Wirksamkeit polyphenolhaltiger Öle ist jedoch unklar, anerkannte Analysemethoden dazu fehlen, weshalb eine entsprechende EU-Verordnung auch einzig die vage Botschaft erlaubt: «Olivenöl-Polyphenole tragen dazu bei, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen.»
Nun ja. Damit dürfen nur Produzenten werben, die einen bestimmten Polyphenolgehalt auf dem Etikett ausweisen. Allerdings geht es da um Öle, die selbst im Spitzenhandel kaum zu finden sind, von Supermärkten zu schweigen.
Nicht hitzeresistent
Wer Olivenölexperten zum Öl-Shot im Kaffee befragt, erntet Gegenfragen: Wenn Polyphenole, die bei Hitze teilweise kaputtgehen, wichtig sind, wieso tut man das Öl dann in den Kaffee? Warum schwärmt Starbucks-Chef Schultz von Sizilien, wo sizilianische Olivensorten doch eher für einen niedrigen Gehalt an Antioxidantien bekannt sind? Und so fort.
Bleibt also der Geschmack. Eine Reihe häuslicher Tests mit exzellenten Produkten legt nahe, dass Olivenöl den Kaffee nicht wirklich besser macht, zumal man die feine Säure von gutem Arabica nicht unbedingt ausgleichen will, es sei denn, man steht auf grasige Noten. Einzig aufgeschäumte Hafermilch wird mit einem Esslöffel Olivenöl tröstlich voll und süsslich. Nicht schlecht!
Dass der Geschmacksträger Fett vieles rund macht, wusste man allerdings vorher. Eine andere Wahrheit ist: Jeder an sich schon üppige Latte macchiato hat nun noch einmal 120 Kalorien mehr.
Ob mit oder ohne Olivenöl: Wie viele Tassen Kaffee konsumieren Sie? Machen Sie mit bei der interaktiven Umfrage über Kaffee-Konsum.
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