Ärzte-LateinIschialgie – die Pein im Bein
Weshalb Schmerzen, die vom unteren Rücken in ein Bein ausstrahlen, abgeklärt und behandelt werden sollten.
Etwa die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer plagt sich mit chronischen Rückenschmerzen herum. Neben dem Nacken ist vor allem die Lendenwirbelsäule betroffen. Wenn sich die Beschwerden dann auch noch übers Gesäss und die Oberschenkelrückseite ziehen und sogar bis in die Fusssohle ausstrahlen, spricht man von Ischiasschmerzen oder einer «Ischialgie».
Der Ischiasnerv ist der längste Nerv im menschlichen Körper. Er wird aus mehreren Wurzeln im untersten Teil der Wirbelsäule gebildet und verläuft durch die Beckenmuskulatur zur Rückseite des Oberschenkels und weiter bis zur Kniekehle. Dort teilt er sich in zwei Äste und zieht an der Aussen- und Rückseite der Wade bis zum Fuss.
Nicht immer ist die Bandscheibe schuld
Wenn jemand nun Schmerzen hat, die ins Bein ausstrahlen, fällt der erste Verdacht meist auf einen Bandscheibenvorfall, der auf den Ischiasnerv drückt. Doch Studien zeigen: Bandscheibenvorfälle sind zwar häufig auf MRT-Bildern zu sehen, aber oft nicht die eigentliche Ursache der Beschwerden. Schuld kann auch der Piriformis-Muskel sein. Er liegt verborgen unter dem grossen Gesässmuskel und verbindet Kreuzbein und Oberschenkel. Normalerweise ist der birnenförmige Muskel weich und dehnbar. Aber durch einen Sturz, Fehlhaltung oder Überbelastung durch langes Sitzen kann er verspannen und sich dadurch verkürzen. Der Muskel wird dick und hart und drückt direkt auf den Ischiasnerv.
Halten die Schmerzen an – unbedingt zum Arzt
Deshalb sollten Betroffene immer zuerst versuchen, mit gezielten Übungen die verspannte Gesäss- und Hüftmuskulatur zu dehnen. Gehen die Beschwerden trotz konsequenter Physiotherapie nicht weg, kommen ausser einem Bandscheibenvorfall noch andere Ursachen infrage – zum Beispiel Nervenentzündungen, knöcherne Engen im Wirbelkanal (Stenosen) oder selten auch ein Wirbelsäulentumor. Bei anhaltenden Ischiasschmerzen sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Denn sonst kann der Nerv geschädigt bleiben – und sich das Taubheitsgefühl oder gar eine bereits eingetretene Lähmung nicht mehr zurückbilden.
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