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Chiphersteller Intel
Der Absturz einer Weltfirma

FILE - Intel CEO Pat Gelsinger speaks while holding a new chip, called Gaudi 3, during an event called AI Everywhere in New York, on Dec. 14, 2023. (AP Photo/Seth Wenig, File).Pat Gelsinger
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Diesen Montag gab Intel-Chef Pat Gelsinger seinen überraschenden Abgang bekannt. Erst vor gut drei Jahren war er bei dem Chip-Hersteller angetreten, um ihn innerhalb von vier Jahren wieder auf Kurs zu bringen.

Warum musste der Intel-Chef plötzlich gehen?

Pat Gelsinger war eigentlich der richtige Kandidat für ein ingenieurgetriebenes Unternehmen wie Intel. Anders als sein Vorgänger Bob Swan, ein Betriebswirtschaftler, verfügte er über genug Fachwissen, um die Schmerzpunkte von Intel gezielt anzugehen. Er kam mit einer klaren Strategie zu seiner alten Firma zurück, für die er schon von 1979 bis 2009 gearbeitet hatte. Sein Plan: Intel müsse sich öffnen und Chips auch im Auftrag für andere produzieren, nicht nur die eigenen. Und was Intel nicht oder noch nicht selbst produzieren könne, müsse man fremdvergeben, etwa an TSMC, eine reine Fertigungsfirma mit Sitz in Taiwan.

Die ersten Intel-Chips made in Taiwan sind inzwischen auf dem Markt und bringen ziemlich radikale Neuerungen mit sich. Intels Problem ist das Fertigungsgeschäft. Dafür mussten erst einmal Kapazitäten geschaffen, Menschen geschult und – vor allem – Kunden angeworben werden. Doch angesichts der weltwirtschaftlichen Probleme erwies sich gerade Letzteres als schwierig. Es häuften sich Verluste, die Aktie hat seit Jahresbeginn um die Hälft nachgegeben. Schliesslich drängte der Aufsichtsrat Gelsinger zum Rücktritt.

Warum ist Intel in die Krise geraten?

Intel war nach seinen grossen Erfolgen in den vergangenen Jahrzehnten behäbig geworden. Der Geist von Andy Grove, einem der Gründer, fehlte. «Nur die Paranoiden überleben», war dessen Mantra gewesen. Intel war aber nicht mehr paranoid, verschlief die mobile Revolution und damit die Chance, in dem Massenprodukt der Gegenwart, dem Smartphone, eine Rolle zu spielen. Das taten stattdessen Firmen wie Qualcomm, Samsung oder Mediatek.

Auch bei Chips für die rechenaufwändigen KI-Kalkulationen kam Intel viel zu spät. Von seinen eigenen KI-Chips, Markenname Gaudi, verkaufte Intel viel weniger als erhofft. Viele der Versäumnisse datieren aus der Zeit vor Gelsingers Rückkehr. Denn es braucht Jahre, um von der Idee für einen Chip zum fertigen Produkt zu kommen, selbst die Produktion dauert wegen der hohen Komplexität einige Monate.

Wie kann Intel wieder auf Kurs kommen?

Das Unternehmen muss schlanker und schneller werden. Pat Gelsinger hat diesen Prozess bereits angestossen, hat von seinen Ingenieuren eine schnellere Folge von technologischen Sprüngen gefordert. Auch die Strategie, als Auftragsfertiger zu arbeiten, ist nicht verkehrt. Allerdings muss Intel hier erst einmal beweisen, dass es die fortschrittlichsten Technologien auch wirklich beherrscht.

In Hillsboro im US-Bundesstaat Oregon, werden in der dortigen Intel-Fabrik gerade die jüngsten Chip-Belichtungsmaschinen von ASML installiert und kalibriert. Wenn das gelingt, könnte Intel mit TSMC zumindest gleichziehen. In jüngerer Zeit aber hat das US-Unternehmen oft dabei versagt, seine eigenen Versprechen zu erfüllen und ist daher technologisch ins Hintertreffen geraten. Weil die Chipbranche auch eine grosse militärische Bedeutung hat, ist nicht zu erwarten, dass die US-Regierung tatenlos zusehen wird, sollte Intel in existenzielle Nöte geraten.