Kommentar zu falschen PostsInstagram verdient an Fake- und Hass-Inhalten – unsere Behörden schauen zu
Falsche Inserate über mordende Albaner schrecken die Nutzer auf. Doch Techfirmen, die mit Inseraten Milliarden verdienen, werden mit Samthandschuhen angefasst.
Albaner ermorden die Wettermoderatorin Sandra Boner. Mit dieser Fake-Schlagzeile, wie sie unlängst auf Instagram zu lesen war, wird nicht nur eine beliebte SRF-Frau aufs Gröbste angegriffen. Die rassistische Schlagzeile diffamiert gleich noch die ganze albanische Community. Das alles mit dem Ziel, ahnungslose Menschen abzuzocken.
Die politischen Spannungen in der Schweiz und unsere Verbundenheit zu einer Moderatorin werden hier von Betrügern zu Geld gemacht. Und das Schlimmste ist, dass diese Masche funktioniert, wie verschiedene Fälle zeigten. Neugierige, die solche Anzeigen anklicken, werden über gefälschte Onlineartikel auf Websites geschleust, die ihnen grosse Gewinne versprechen. Wenn sie investieren, verlieren sie ihr Geld.
Warum schaffen wir es nicht, solche Machenschaften zu stoppen? Darauf gibt es zwei Antworten.
Erstens gehen internationale Techkonzerne wie das Instagram-Mutterhaus Meta viel zu wenig gegen solche Inserate vor. Geleakte Daten aus dem Inneren von Meta enthüllen, dass der angeblich so gute Algorithmus von Instagram und Co. solche Hass-Posts in den meisten Fällen nicht erkennt und durchlässt. Ungläubig liest man dort, wie besorgte Mitarbeiter Vorschläge für eine strengere Kontrolle gemacht haben. Doch von oben hiess es stets: «Njet». Dazu muss man wissen, dass Meta bei jedem Klick auf ein solches Werbeinserat mitverdient, auch bei den Hass-Inseraten mit den Albanern.
Andere Länder klagen, die Schweiz tut nichts
Der zweite Grund ist die Untätigkeit unserer Behörden. Die australische Regierung hat schon vor zwei Jahren eine gross angelegte Klage wegen solcher Fake-Inserate gegen Meta eingereicht. Von solch mutigen Schritten kann man in der Schweiz nur träumen.
Noch 2019 schrieb der Bundesrat, er ziehe «Lösungen vor, die auf dem freiwilligen Engagement der Internetmedien beruhen». Seit letztem Jahr arbeitet das Bundesamt für Kommunikation nun an einer Vorlage zur Regulierung von Kommunikationsplattformen. Doch es ist ungewiss, ob sie je kommt, und wenn, dürfte es noch Jahre dauern, bis sie greift.
Die Techfirmen, die mit Inseraten Milliarden verdienen, werden mit Samthandschuhen angefasst. Den Kampf gegen die Fake-Inserate überlassen die Behörden heute oft den Schweizer Medien.
Das betrifft SRF, Ringier und auch die TX Group, der diese Redaktion angehört. Sie alle müssen pausenlos gegen falsche Artikel, Diffamierungen und den Missbrauch ihrer Marken ankämpfen. Denn die Betrüger schmücken ihre Fakes oft mit den Logos etablierter Medien und ziehen damit auch deren Marken in den Schmutz. Fast täglich müssen die Redaktionen dieser Medien aufgebrachte Leser und Zuschauer beruhigen.
Den Techriesen ist das wohl herzlich egal. X-Chef Elon Musk hat jedenfalls schon mal demonstriert, wie er mit Kritik umgeht. An einem Podium sagte er zu allen, die ihm mit Boykott drohen: «Go fuck yourself.»
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