Historische TV-SerieInsel für Kinder mitten im Schrecken
«La Maison des bois» von 1972 erzählt eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg – aber die Serie könnte aktueller nicht sein.
Maurice Pialat hat grosse Kinofilme realisiert, er gilt als führender französischer Regisseur der 1980er-Jahre. Für ihn spielten Stars wie Isabelle Huppert, Sophie Marceau und immer wieder Gérard Depardieu. Aber sein Favorit im eigenen Werk war etwas anderes: Die TV-Serie «La Maison des bois», die er 1970 mit vielen Laien drehte. «Sie ist das Beste, was ich je gemacht habe», sagte er einmal.
Der TV-Sender Arte hat «Das Haus im Wald» bereits im letzten November wieder ausgegraben. Jetzt ist der Siebenteiler, den man in der Arte-Mediathek anschauen kann, noch aktueller geworden. Er spielt in einem idyllischen Ort im französischen Hinterland. Hauptfiguren sind drei Knaben, die bei einer Pflegefamilie Zuflucht gefunden haben. Sie verbringen idyllische Tage draussen in der Natur. Doch der erste Eindruck täuscht. Einer von ihnen muss nämlich immer den Deutschen spielen. Auf ihn stürzen sich dann die andern, um ihn abzumurksen.
Die Serie spielt im Ersten Weltkrieg, die Kinder stammen aus Paris. Ihre Väter sind an der Front oder bereits tot, ihre Mütter können sie in der Stadt nicht ernähren. Und auch ins Dorf dringen immer wieder Boten aus der weiten, grausamen Welt: Eine Frau verabschiedet sich weinend vom Sohn, der nach einem Urlaub wieder einrücken muss. Die Mütter der Kinder reisen aus Paris an, um sich den Bauch vollzuschlagen. Nur diejenige des kleinen Hervé bleibt fern. Sie ist verschollen.
Pialat verwebt meisterhaft die verschiedenen Stränge. Er zeichnet liebevoll, aber immer aus Sicht der Kinder, die Figuren im Dorf. Und präsentiert detailgenau die Bräuche und Gepflogenheiten aus dieser fremden Zeit. Die vor beinahe 50 Jahren entstandene Serie hat natürlich nichts mit dem HD-Fernsehen zu tun, das heute gefragt ist. Um so erstaunlicher, wie aktuell sie geblieben ist. Und wie wohltuend warmherzig.
«La Maison des bois»: in der Arte-Mediathek verfügbar bis 13. Mai
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