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Fifa-Präsident in den Schlagzeilen
Infantino zügelt nach Katar – und Blatter interpretiert

Gianni Infantino posiert in Doha, hier findet im November 2022 die Fussball-WM statt.
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Am Montag weilt Gianni Infantino wieder einmal in Zürich. Auf dem Zürichberg kürt die Fifa die besten Spielerinnen und Spieler des vergangenen Jahres.

Der Besuch des Wallisers an der Prämierung ist in diesen Tagen fast schon ein erwähnenswertes Ereignis. Der Fifa-Präsident sei nämlich kaum mehr am Hauptsitz anzutreffen, schreibt der «SonntagsBlick», denn Infantino sei nach Doha gezogen, in die Hauptstadt Katars. Zwei Töchter gehen dort bereits zur Schule, Infantino hat ein Haus gemietet sowie ein Fifa-Büro eröffnet.

Hintergrund der Zügelei ist die Fussball-WM in Katar. Diese findet im November 2022 statt, und Infantino findet: «Für eine Fussball-WM, die in die Geschichte der Region und der Fifa eingehen wird, lohnen sich auch die grössten Anstrengungen.» Tatsächlich ist Infantino der arabischen Welt zugetan, das zeigen seine steten Besuche der Vergangenheit, das zeigt sein sprachliches Geschick. Infantino spricht ein taugliches Arabisch.

Die Steuern zahlt Infantino in der Schweiz

Die Neuigkeit über Infantinos Dislozieren zeigt einmal mehr das eigenartige Verständnis der Fifa von Transparenz. Bereits im März schrieb die Onlinezeitung «Foot Afrique», dass Infantino seine Kinder in einer französischen Schule in Doha eingeschrieben haben solle, dass er ein Büro in Katar eröffnen wolle, dass er in Doha gewesen sei, um den Umzug zu planen.

Damals reagierte die Fifa nicht auf Medienanfragen – oder dementierte sie gar. Heute sagt ein Fifa-Sprecher: Die Frage nach einem Wohnsitzwechsel habe sich damals nicht gestellt – und sie stelle sich auch heute nicht. Infantinos Wohnsitz bleibe in der Schweiz, er zahle hier immer noch seine Steuern. Darum könne man auch nicht von fehlender Transparenz sprechen. Infantino ist angemeldet in Zürich und am Genfersee.

Beim Weltverband reagiert man mässig begeistert auf die «SonntagsBlick»-Geschichte, vor allem weil sie nahelege, dass Gianni Infantino seine Schritte in Richtung Doha in aller Heimlichkeit gemacht habe. «Das ist falsch. Am 20. Oktober hat er den Fifa-Rat informiert, dass er näher am Geschehen sein möchte und mehr Zeit in Katar verbringen will», sagt der Fifa-Sprecher.

Katar ist mit ein Grund, weshalb der Weltverband nie richtig aus den Negativschlagzeilen kommt. Die WM ist höchst umstritten. Bestechungsgelder sollen bei der Vergabe geflossen sein. Beim Bau aller WM-Projekte sind gemäss «Guardian» 6500 Menschen wegen schlechter Arbeitsbedingungen gestorben, die Fifa spricht von 34 Personen, die ihr Leben liessen. Katar verletzt Menschenrechte, im Emirat gilt die Scharia, es werden Homosexuelle verfolgt, und ausgerechnet zu diesem Staat pflegt Infantino eine auffallende Nähe.

Gianni Infantino bei der offiziellen Ziehung des Arab Cup im vergangenen April in Doha. Die Eröffnungsrede hielt er auf Arabisch.

Tatsächlich wird ihm ein engeres Verhältnis zu dem autoritären Herrscher Emir Tamim bin Hamad Al Thani nachgesagt. Als er diesen 2016 besuchte, durfte er mit einem seiner Privatjets nach Zürich fliegen, wo er im Hauptbahnhof mit Michael Lauber verabredet war. Der damalige Bundesanwalt ermittelte seinerzeit gegen die Fifa wegen der WM-Vergabe an Katar. Die Treffen sind noch heute ein Thema, noch immer untersuchen zwei Sonderermittler, ob sich auch Infantino bei den geheimen Treffen strafbar gemacht und das Amtsgeheimnis verletzt habe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Auch Blatter meldet sich

Die Nachricht über Infantinos verschobenen Lebensmittelpunkt hat alte Gefährten aufgeweckt. Sein Vorgänger Sepp Blatter sagt zu CH Media, dass er diesen Schritt nicht nachvollziehen könne. Es gebe bereits ein Organisationskomitee vor Ort, der Präsident müsse darum keine operative Funktion übernehmen. «Mit seiner Nähe zu Katar könnte sich Infantino in ein gefährliches Abhängigkeitsverhältnis zum Veranstalterland begeben.»

«Er will den Fifa-Hauptsitz nach Paris verlegen.»

Sepp Blatter

Blatter wittert hinter Infantinos Verschiebung in den Nahen Osten einen langfristigen Plan. «Offenbar fühlt sich Infantino in der Schweiz nicht wohl. Er will den Fifa-Hauptsitz nach Paris verlegen.»

Unabhängig von Blatters Aussage gehört Paris tatsächlich zu den Plänen Infantinos. Im vergangenen Juni hat er mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Paris eine Aussenstelle mit 100 Mitarbeitenden eröffnet. Die neuen Büros wurden im Hôtel de la Marine eingerichtet, einem prächtigen Haus aus dem 18. Jahrhundert. Im gleichen Haus findet man übrigens auch eine eindrückliche Kunstsammlung mit mehr als 6000 Gemälden und Juwelen. Sie gehört der Königsfamilie von Katar. Diese hat das Gebäude für die kommenden 20 Jahre gepachtet.