Architekt der wirtschaftlichen ÖffnungIndiens früherer Premierminister Singh gestorben
Manmohan Singh galt als Architekt der wirtschaftlichen Öffnung Indiens. Jetzt starb der frühere Ökonom im Alter von 92 Jahren.
Der frühere indische Ministerpräsident Manmohan Singh, der als Architekt der wirtschaftlichen Öffnung seines Landes galt, ist tot. Indien trauere um einen «seiner bedeutendsten Anführer», schrieb Premierminister Narendra Modi, der 2014 auf Singh als Regierungschef gefolgt war, auf der Plattform X. Singh wurde 92 Jahre alt.
Der Ex-Premier sei am Donnerstagabend in die Notaufnahme gebracht worden, nachdem er zu Hause plötzlich das Bewusstsein verloren habe, hiess es in einer Mitteilung des Krankenhauses AIIMS in Neu-Delhi. Im Krankenhaus sei er dann für tot erklärt worden. Er sei wegen altersbedingter Krankheiten in Behandlung gewesen.
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Singh sei aus bescheidenen Verhältnissen gekommen und habe sich zu einem angesehenen Wirtschaftsfachmann emporgearbeitet, schrieb Modi weiter. Er habe verschiedene Regierungsämter, einschliesslich das des Finanzministers, innegehabt und über Jahre hinweg die Wirtschaftspolitik des Landes geprägt.
«Er führte Indien mit grosser Weisheit»
Indiens Oppositionsführer Rahul Gandhi von der Kongresspartei würdigte seinen verstorbenen ehemaligen Parteifreund auf X als Menschen, der «Weisheit und Integrität» vereint habe. Er sei für ihn Mentor und Anführer gewesen.
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Als Chef des Finanzressorts beendete Singh 1991 die wirtschaftliche Isolation des heute bevölkerungsreichsten Landes. Seine Reformen brachen mit dem indischen Lizenzsystem und vielen Handelsbarrieren. Sie waren ein Hauptantrieb für Indiens wirtschaftlichen Aufschwung.
Singh wurde schliesslich 2004 Premierminister, nachdem die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, den Posten abgelehnt hatte. Der Finanzexperte mit dem weissen Bart, den buschigen Augenbrauen und dem blauen Turban war der erste indische Regierungschef, der der religiösen Minderheit der Sikhs angehörte. Zuvor hatten den Posten stets Hindus inne.
Ehrlich und unkäuflich
Singhs steile Karriere wurde ihm nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Bauern wurde er am 26. September 1932 in ärmlichen Verhältnissen im heutigen Pakistan geboren. Nur dank Stipendien konnte er Wirtschaftswissenschaften in Indien, Oxford und Cambridge studieren. Später wurde Singh unter anderem Chef der indischen Zentralbank. Der dreifache Vater profilierte sich bereits Anfang der 90er Jahre politisch in Delhi.
Singh galt als ehrlich und nicht käuflich. Nie wurde gegen ihn selbst ein Korruptionsvorwurf erhoben – keine Selbstverständlichkeit in einem Land, in dem Politiker immer wieder mit Bestechungsskandalen Schlagzeilen machen.
In den letzten Jahren seiner Regierungszeit war die drittgrösste Volkswirtschaft Asiens allerdings regelrecht in Lethargie versunken. 2014 legte Singh sein Amt nach zehn Jahren nieder, zur Parlamentswahl trat er nicht mehr an.
DPA/oli
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