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TV-Kritik «Tatort»
In jedem Sinn ein Trauerspiel

Die Verlobte des Mordopfers (Julie Engelbrecht) und ihre Tochter im neuen Franken-«Tatort».
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Schlägt das Schicksal zu, kann es auf die schmerzerfüllte Frage nach dem Grund immer nur halbe Antworten geben. Sie treibt auch die Eltern des Mordopfers im achten Franken-«Tatort» um (und den Sonntagskrimi an). Valentina Sauca und Karl Markovics zeigen das seit Jahren getrennte Paar, das nun gemeinsam gefangen ist in einer stummen Raserei, gequält vom schneidenden «Warum», das diesem «Tatort» den Titel gab: grossartig!

Allerdings ist ihr Spiel fast das Einzige, was richtig toll ist im neuen Nürnberger «Tatort», dessen Team im April 2015 an den Start ging: Fabian Hinrichs als Kriminalhauptkommissar Felix Voss, Dagmar Manzel als gleichrangige Kollegin Paula Ringelhahn, Eli Wasserscheid als Kriminalkommissarin Wanda Goldwasser. Auch für die Regie zeichnete schon damals Max Färberböck wie für das Buch (Letzteres zusammen mit Catharina Schuchmann). Doch die erfahrene Crew, die seinerzeit viel Lob bekam, scheint diesmal aus dem Tritt.

Lukas, ein IT-Spezialist Ende zwanzig, allseits beliebt, fleissig, wird vor seiner Verlobung brutal ermordet. Die Kommissare ermitteln hilflos in alle Richtungen. Nur die sprachlosen Eltern des – ungewöhnlich fehlerlosen – jungen Mannes scheinen den Ermittelnden immer eine Nasenlänge voraus. Immerhin, durch ihre Recherchen lösen die Nürnberger Beamten im Nebenbei einen alten Fall, leisten sich dabei jedoch auch krasse Fehler. Deshalb wiederum rutscht Kommissar Voss in Färberböcks Drehbuch in eine existenzielle Krise, die Regisseur Färberböck zudem derart melodramatisch auswalzt, dass man nur den Kopf schütteln kann. Ist das wirklich der sonst so hinreissende Hinrichs, der da ein ehrenkäsig motiviertes Austicken mimt?

Die Mutter des Toten (eine überzeugende Valentina Sauca) versucht, die verängstigte Verlobte auszuhorchen.

Nach einer Art Stuhlkreis-Therapie im Kommissariat ist der kurze Weltuntergang freilich schnell wieder vergessen, und weiter gehts mit der Langsamkeit dieses Krimis. Ausserdem wird in «Warum» die sich seit früheren Folgen hinziehende Anbahnung zwischen Voss und einer naiven Honigverkäuferin (Maja Beckmann) weitergesponnen. Genau vor dem ersten Kuss aber stört, hach, das Mobiltelefon des Kommissars; hätte Utta Dannella auch so gemacht.

Die Drehbuchschreibenden hatten eine durchaus gute Idee als Ausgangspunkt: den Schmerz Hinterbliebener als Motor und zerstörerische Kraft zu veranschaulichen. Aber es fiel ihnen offenbar schwer, eine überzeugende Story drumherum zu bauen. So flicken sie alles Mögliche hinein: Psychopath, Pharma, Mafia, Kommissarskoller, verstörte Eltern, verängstigte Verlobte. Und während Lukas’ immer lächelnder Arbeitgeber – sehr sehenswert in seiner glatten Ambivalenz: Götz Otto – den trauernden Eltern seine Unterstützung zusichert, verschickt die Mafia tatsächlich Päckchen mit geköpften Puppen. In jedem Sinn ein Trauerspiel.