Plötzlich im Team mit dem WeltstarIn der Schweiz scheiterte er fast – jetzt stürmt er an Messis Seite
Josef Martinez profitiert von der Verpflichtung Lionel Messis. Über einen, der sich als Teenager in der Schweiz schwertat – und nun in Miami sein Glück kaum fassen kann.
Die Bilder gehen um die Welt. Wie das so ist, wenn Lionel Messi darauf zu sehen ist. Der Superstar, zwar ein ganz Grosser, aber körperlich halt doch eher klein gewachsen, sitzt bei seiner Premiere für Inter Miami gegen Cruz Azul vorletzte Woche vorerst auf der Ersatzbank und sieht kaum auf den Platz. Da greift Josef Martinez ein, stellt die Rückenlehne des Sitzes vor Messi nach unten. Der Argentinier hat jetzt freien Blick, er strahlt.
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Die Szene kann als Metapher für die ersten Wochen des Weltmeisters in Miami dienen. Er wird angehimmelt, umgarnt. Er scheint Spass zu haben, sich wohlzufühlen. Und immer an seiner Seite ist Martinez, dieser venezolanische Stürmer mit Schweizer Vergangenheit.
Dass er nun mit der Fussballikone im selben Team spielt, ist eine spektakuläre Wende in der Karriere des 30-Jährigen, die nicht arm an Überraschungen ist. 18 war er, als er auf Initiative von Trainer Christian Gross zu YB wechselte. Mit dabei war auch Alexander Gonzalez, sein Freund, auch er talentiert, auch er jung und erstmals in Europa. Sie kamen, um ihre Träume zu verwirklichen. Und verdrückten stattdessen ein paar Tränen.
Im Januar 2012 war das, Messi war da schon dreifacher Weltfussballer und Champions-League-Sieger.
Es war kalt in Bern. Und die Verhältnisse blieben garstig: Bald wurde Gross entlassen, die jungen Venezolaner drohten in einem Verein im Umbruch plötzlich zu Überbleibsel aus einer früheren Zeit zu verkommen – eine kritische Phase.
Spycher als Mentor
2018 sagte Martinez der «Players Tribune»: «Ich denke, Sie haben schon von den Reisen vieler südamerikanischer Spieler nach Europa gehört. Es ist nicht einfach. Es ist kalt. Wir sprechen die Sprache nicht. Der Fussball ist anders. Das Essen schmeckt komisch.» All das sei wahr. Aber: «Ich denke, dass die Spieler manchmal die Chance, die sich ihnen bietet, nicht erkennen oder nutzen.»
Christoph Spycher, damals Martinez’ Mitspieler in Bern, merkte, dass sich die Venezolaner schwertaten. Er nahm sich ihrer an. Sie waren in dieser Zeit oft bei den Spychers zu Hause. Noch heute pflegt der Chefstratege der Young Boys den Kontakt zu ihnen. Er bescheinigt gerade Martinez eine «sehr gute» Karriere.
Dieser biss sich durch, er nutzte die Chancen, die sich ihm boten. 2013 in Thun etwa, als er von YB ausgeliehen war und in der Vorrunde unter Trainer Urs Fischer regelmässig traf. Dann beim FC Turin, wo er nach einem erneuten Zwischenstopp bei YB landete. In Italien startete er zwar nicht durch, aber er behauptete sich in der Serie A zumindest so gut, dass ihn der bekannte argentinische Trainer Gerardo Martino unbedingt nach Atlanta holen wollte.
In den USA wurde er zum Star
Der Schritt zurück über den Atlantik nach Amerika aus einer Topliga zu einem Verein, der gerade aufgebaut wurde, er war ungewöhnlich, zumal Martinez da noch vergleichsweise jung war. Aber er erwies sich als die beruflich beste Entscheidung seines Lebens. In Atlanta wurde Martinez zum Star, zum «MVP», 2018 traf er in 34 Partien 31-mal, 2019 war er in 15 aufeinanderfolgenden Liga-Einsätzen erfolgreich und damit auf dem Weg, einen von vielen Rekorden Messis zu brechen, der dies 2012/13 in 21 aufeinanderfolgenden Ligaspielen geschafft hatte.
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Nun also stürmen die beiden Seite an Seite. Anfang Jahr wechselte Martinez nach Miami, auf Wunsch Martinos, der nun wieder sein Trainer ist. Allerdings konnte der Venezolaner da nicht ahnen, welch glückliche Fügung sich im Verlauf der Saison noch ereignen würde. Er ist nach einem Kreuzbandriss 2020 nicht mehr derart dominant wie einst, in zwanzig Partien für das Team aus Florida traf er sechsmal, Miami dümpelte am Tabellenende. Aber da war ja Messi noch nicht da.
Jetzt ist alles anders. Und Martinez als Offensivpartner von Messi mittendrin. «Man muss es geniessen, denn nicht jeder bekommt die Gelegenheit, mit ihm zu spielen», sagt er. Die ersten Partien des Argentiniers haben angedeutet: Der frühere YB- und Thun-Profi dürfte einer der grossen Gewinner der aufsehenerregenden Verpflichtung werden. Spycher sagt: «Er hat jetzt einen relativ guten Mitspieler.»
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