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Wenig wissen die meist dunkelhäutigen Bewohner Helvécias von der Geschichte ihres Dorfes, das fast 1000 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro am Atlantik liegt. Ihr Gedächtnis reicht eine, allenfalls zwei Generationen zurück, wie der Fotograf Dom Smaz und die Journalistin Milena Machado Neves bei ihren Reportagereisen festgestellt haben.
1818 wurde die Kolonie Leopoldina, zu der auch das Dorf Helvécia gehört, von Siedlern aus Deutschland und der Schweiz gegründet. Die äusserst fruchtbare Landschaft erschien den Schweizer Auswanderern wie die Voralpen im Kanton Freiburg. Sie legten riesige Kaffeeplantagen an, auf denen Sklaven aus Afrika die Arbeit erledigten. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen auf 200 weisse Siedler 2000 schwarze Sklaven, die auf 40 Plantagen arbeiteten. Schnell gelangten die europäischen Siedlerfamilien zu Reichtum.
Ende des 19. Jahrhunderts verliessen die meisten Europäer die Gegend, da Brasilien 1888 die Sklaverei verbot und die Plantagenwirtschaft die Böden so stark ausgelaugt hatte, dass es sich nicht mehr lohnte, weiterzumachen. Geblieben sind die Nachkommen der ehemaligen Sklaven, die heute in ärmlichen Verhältnissen in einem Dorf leben, dessen Namen ihnen gar nichts mehr sagt.
Auf der Suche nach Spuren der Kolonialgeschichte haben der schweizerisch-brasilianische Fotograf Dom Smaz und die brasilianische Journalistin Milena Machado Neves Helvécia mehrmals besucht. Dabei sind Fotos vom pulsierenden Leben der Jugend entstanden, aber auch statisch wirkende Aufnahmen mit zumeist älteren Bewohnern, in denen die Zeit eingefroren zu sein scheint.
Die Fotoreportage wird mit Interviews, historischen Forschungsbeiträgen und Essays ergänzt, die das Buch zu einer spannenden Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit der Schweiz machen.
Christoph Heim ist Autor im Ressort Leben und schreibt am liebsten über Kunst und Kultur. Er arbeitet seit dreissig Jahren im Journalismus und war zehn Jahre lang Ressortleiter Kultur bei der Basler Zeitung.Mehr Infos