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No-Covid-Insel Neuseeland
Impfung? Am ehesten mit Musik, Tanz und Essen

Mit gutem Beispiel voran: Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern – hier am 18. Juni bei ihrem ersten Piks mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech.
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In Manukau, einem kleinen Ort südlich der Grossstadt Auckland, hat das erste Massen-Impf-Event Neuseelands stattgefunden. Das Ziel der Regierung war, in drei Tagen mindestens 15’500 Erstimpfungen durchzuführen. Gerade in der Region um Manukau sollte das ein gern gesehenes Angebot sein. Denn South Auckland gilt als eine der ärmsten Regionen Neuseelands mit schlechter medizinischer Versorgung. Dadurch ist diese Region einer potenziell deutlich erhöhten Gefahr durch das Coronavirus ausgesetzt. Trotzdem verliefen die Anmeldungen für die grosse Impfveranstaltung schleppend.

Eingeladen waren zunächst nur die 12’500 Studierenden des ansässigen Instituts für Technologie, die für sich und ihre Familien vier Plätze buchen konnten, doch lediglich 3000 meldeten sich an. Auch als daraufhin 80’000 weitere Einladungen an die Maori- und Pazifikgemeinden im näheren Umkreis versendet wurden, waren noch nicht genügend Plätze gebucht, um das Event zu organisieren. Darum wurden 140’000 weitere Einladungen an Bewohner im weiteren Umkreis verschickt – und erst dann füllten sich die Anmeldeplätze.

Den Grund für die schleppenden Anmeldungen sieht der in Manukau ansässige Arzt Api Talemaitoga bei den Organisatoren: «Sie hätten den Impfanlass mehr zu einer Feier machen müssen», sagte er der Zeitung «NZ Herald». Und weiter: «Es bräuchte eben Musik, Tanz und Essen, um die Menschen anzulocken, nicht nur eine schnöde SMS mit einem Infotext.»

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Das Verhältnis zwischen Mensch und Coronavirus ist in Neuseeland weiterhin ein anderes als etwa in Europa. Die Corona-Fälle, die nicht in einem der Quarantänehotels festgestellt wurden, lassen sich an zwei Händen abzählen. Immer dann, wenn es einen Corona-Fall gab, wurde der Ursprung umgehend gefunden und das Virus gestoppt. Neuseeland verfolgt seit Beginn der Pandemie eine No-Covid-Strategie, die auch international viel Anerkennung bekam. Aber ist diese rigide Anti-Corona-Politik auch zukunftsfähig?

Die Impfungen, so der Plan der neuseeländischen Regierung, sollen wie im Rest der Welt der Weg aus der Pandemie sein. Etwas mehr als eine Million Neuseeländerinnen und Neuseeländer sind geimpft. Für die anderen vier Millionen Menschen schlägt Regierungschefin Jacinda Ardern einen freundlichen, behutsamen Ton an – den Ton, mit dem sie sich seit den Anfängen ihrer ersten Amtszeit als Krisenmanagerin profiliert hat.

«Wir wollen herausfinden, welches der beste Weg ist, um hohe Impfzahlen zu erreichen.»

Regierungschefin Jacinda Ardern

Die Durchführung des Massen-Impf-Events in Auckland verteidigte sie, obwohl die Anmeldungen schleppend verlaufen waren. «Das ist eine Chance gewesen, herauszufinden, wie wir die Menschen am besten erreichen», so Ardern. «Wir wollen wissen, welches der beste Weg ist, um hohe Impfzahlen zu erreichen.»

Dass eine SMS offenbar nicht ausreicht, zeigt der Vergleich mit Ländern in Europa und zu den Vereinigten Staaten: Dort grassierte das Virus mit einer Aggressivität, die viele Menschen motivierte, umgehend Impftermine anzunehmen und sich geradezu darum zu streiten, weil man so hoffte, Einschränkungen und Lockdowns zu entkommen – die gab es in dieser Form allerdings in Neuseeland gar nicht erst.

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Während in Europa und den USA derzeit teils emotionale Impfdebatten laufen, weil sich das Tempo nach einer Durchimpfung von ungefähr der Hälfte der Bevölkerung abgeschwächt hat, steht Neuseeland vor der Herausforderung, erst einmal diese Impfquote zu erreichen. Denn fest steht: Die No-Covid-Strategie wird ohne grosse Impferfolge nicht für weitere eineinhalb Jahre durchzuhalten sein.

Nachteile der Abschottung

Neuseeland spürt die Belastungen, die eine Abschottung vom Rest der Welt mit sich bringt. Um etwa 25 Prozent brachen die Exporte ein. Aber nicht weil die Nachfrage nicht da wäre, sondern weil zu wenige Arbeitskräfte nach Neuseeland kommen können. An Apfelpflückern etwa mangelte es in der Erntesaison. Normalerweise erledigen vor allem Wanderarbeiter aus den südpazifischen Inselstaaten diese Arbeiten. Sie durften jedoch nicht einreisen.

Zudem liegt der Tourismus brach. Erst recht, nachdem in der vergangenen Woche auch die Reise-Bubble mit Australien aufgrund der hohen Fallzahlen dort ausgesetzt wurde. Und dass die Neuseeländerinnen und Neuseeländer ihr Land seit März 2020 nur noch mit der Aussicht verlassen können, bei der Rückkehr zwei Wochen in Hotelquarantäne verbringen zu müssen, schlägt vielen Menschen aufs Gemüt.

Während sich andere No-Covid-Länder wie Singapur längst zur Endlichkeit ihrer Strategie bekannt haben und ab einer gewissen Impfquote Fallzahlen grösser als null akzeptieren, hält sich Neuseelands Regierung bedeckt.