Neuseeland öffnet sich Strenge Lockdowns und Abschottung zahlen sich aus
Mehr als ein Jahr lang hielt Neuseeland die Grenzen geschlossen und hat deshalb nur 26 Covid-Tote zu beklagen. Nun werden Reisende aus Australien wieder reingelassen, weil dort ebenfalls harte Regeln gelten.
Wer mit dem Flugzeug in der neuseeländischen Metropole Auckland landet, darf durch eine eigens eingerichtete «grüne Zone» von der Gepäckausgabe direkt zu den Taxis eilen, ohne für 14 Tage in ein Quarantänehotel eingewiesen zu werden. Vorausgesetzt, die Passagiere kommen aus Australien. Sie sind die ersten internationalen Reisenden, die nach Neuseeland kommen dürfen, ohne sich isolieren zu müssen, seit Premierministerin Jacinda Ardern vor gut einem Jahr die Grenzen des Inselstaats dichtmachte, um das Coronavirus draussen zu halten. Dutzende Passagierjets sind seit Anfang Woche aus australischen Städten bereits ins kleinere Nachbarland gestartet.
Aufgehoben ist Neuseelands Quarantänepflicht allerdings nur für Reisende, die aus Australien kommen und mindestens 14 Tage dort verbracht haben. Da in umgekehrter Richtung Reisende aus Neuseeland schon seit einem halben Jahr nach Australien dürfen, ohne die für Ankömmlinge sonst auch dort verpflichtende Quarantäne durchlaufen zu müssen, bilden beide Nachbarstaaten nun eine Art Reiseblase, innerhalb derer die sonst sehr strikten Corona-Einreisebeschränkungen nicht gelten.
Auch Australien kam glimpflich davon
Das ist die Konsequenz aus den Erfolgen der Pandemiepolitik in beiden Ländern. Neuseeland, weltweit als Musterland der Corona-Bekämpfung gepriesen, hat seit Ausbruch der Seuche überhaupt nur rund 2600 Fälle zu verzeichnen und 26 Covid-Tote zu beklagen. In Australien war die Seuche zwar während des Südhalbkugel-Winters vor allem in der kühleren Vier-Millionen-Stadt Melbourne vorübergehend ausser Kontrolle geraten. Doch auch hier verlief sie im internationalen Vergleich glimpflich: Insgesamt 30’000 Menschen haben sich bisher in Australien infiziert, 910 sind an Covid gestorben.
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Als Grund für die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie gelten zwei Massnahmen: eine strenge Abschottung nach aussen sowie strenge und vor allem schnelle Lockdowns. Beiden Ländern kommt zugute, dass sie vom Meer umspült sind. Menschen kommen nur über Häfen und Flughäfen ins Land. Das erlaubt eine strenge Kontrolle der Einreisenden, wie sie in Ländern mit Berufspendlern und Lastwagen, die täglich die Grenzen passieren, gar nicht möglich wäre.
In Westaustralien genügte ein einziger Covid-Fall, um die Zwei-Millionen-Stadt Perth für fünf Tage in den Lockdown zu schicken.
Neuseeland wie Australien haben vor einem Jahr schnell ihre Grenzen geschlossen. Einreisen waren nur den eigenen Bewohnern erlaubt. Und so gut wie alle mussten für 14 Tage in Quarantäne in streng bewachte Hotels oder in Kasernen im abgeschiedenen Outback, bevor sie wirklich ins Land gelassen wurden. Auf Ausbrüche ausserhalb der abgeschotteten Quarantäneunterkünfte reagierten die Behörden mit strengen Lockdowns samt Maskenpflicht und Schliessung aller nicht lebensnotwendigen Geschäfte.
Und sie reagierten schnell. In Westaustralien genügte dem dortigen Premier Mark McGowan Ende Januar ein einziger Covid-Fall, um die Zwei-Millionen-Stadt Perth für fünf Tage in den Lockdown zu schicken. Den Wählern gefiel die Strenge: Bei den Landtagswahlen zwei Wochen später errang McGowans Labor Party 53 von 59 Sitzen, den höchsten Wahlsieg in Australiens Geschichte.
Geimpft wird nur langsam
Auch in den anderen Bundesstaaten widersetzten sich die Landeschefs dem Drängen der liberalkonservativen Bundesregierung, voreilig zu lockern. Der Erfolg gibt ihnen recht: Heute drängeln sich die Australier längst wieder maskenlos in Restaurants, Pubs und Geschäften – und das, obwohl das Impfprogramm im weltweiten Vergleich nur langsam vorankommt und weit hinter den Zielen der Regierung zurückliegt.
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