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Corona in Ozeanien
13 Infizierte bringen 6,7 Millionen in den Lockdown

Die Zuschauerränge bleiben bis zum Ende des Lockdown leer: Training für das Australian Open in Melbourne. 
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Egal ob in der vollen Rod-Laver-Arena in Melbourne, wo sich die Tennis-Weltelite erstmals seit Beginn der Pandemie vor Publikum bei einem Grand Slam duelliert, oder in Wellington, wo vor zwei Tagen Rockmusiker vor 30’000 Zuschauern spielten: Die Bilder aus Australien und Neuseeland schienen ein Zeichen an die Welt zu sein. Sie legten nahe, die Pandemie könne auf eine Art und Weise bekämpft werden, dass Grossveranstaltungen wieder möglich sind: mit strikter Grenzkontrolle, einer Null-Akzeptanz-Politik für Infektionsfälle und ganz ohne Lockdown-Massnahmen.

Doch inzwischen gehen wieder ganz andere, aber durchaus bekannte Bilder aus Ozeanien um die Welt. Sie setzen ein Fragezeichen hinter das viel gelobte australisch-neuseeländische Vorgehen. Nachdem der Bundesstaat Victoria am Samstag einen neuerlichen, fünftägigen Lockdown ankündigte, reagierte die Bevölkerung mit Panik-Einkäufen – wie schon im vergangenen März und dann noch mal im Juli. Lange Schlangen in den Supermärkten, leer geräumte Klopapierregale und eine Bitte von Victorias Premierminister Daniel Andrews: Man möge mit «common sense», gesundem Menschenverstand, in diesen Lockdown gehen. Die Bitte verhallte weitgehend ungehört.

Dreitägiger Lockdown in Auckland

Auch in Neuseeland ist es nicht viel besser. Am Montag beginnt in Auckland ein dreitägiger Lockdown mit geschlossenen Schulen und einer Stay-at-home-Order. Neuseelands grösste Stadt wird zudem vom Rest des Landes abgeriegelt. Ziel ist es, den Ursprung des Corona-Ausbruchs zu finden. Im Grossraum Auckland ist ein Infektionscluster in einer Familie aufgetaucht, in der die Mutter in der Wäscherei eines Logistikunternehmens arbeitet, das in Verbindung mit den örtlichen Quarantäne-Hotels steht. Ob die Ansteckung tatsächlich von dort kommt, ist noch unklar. Tests und Nachverfolgungen sollen in den kommenden Tagen zeigen, wie weit verbreitet das Virus ist.

Die Stadt steht still, wieder einmal: Melbourne nach Verhängung des neuen Lockdown. 

Fest steht, dass die Infektionen in einem offiziell Covid-freien Land nur von Einreisenden kommen können: Ihren Ursprung dürften die beiden jüngsten Ausbrüche in Quarantäne-Hotels finden. Es wird immer klarer, dass diese keine hundertprozentige Sicherheit vor Neuinfektionen bieten, obwohl die Bedingungen für Australier und Neuseeländer, die in ihre Heimat einreisen wollen, durchaus hart sind: Zwei Wochen Aufenthalt im Hotelzimmer, ohne das Hotel verlassen zu dürfen, kein Kontakt zu anderen Gästen, strenge Masken- und Testregeln.

Die ozeanischen Länder muten ihrer Bevölkerung einiges zu, doch bereits die kleinste Lücke im Management reicht offenbar aus, um das Virus doch wieder im Land zu haben. Taucht dann ein sogenannter Community-Case auf, ein Fall, der nicht direkt zugeordnet werden kann, treten sofort rigide Massnahmen in Kraft, die der Bevölkerung viel abverlangen.

Vom Holiday Inn in der Nähe von Melbournes Flughafen sollen die Infektionen ausgegangen sein.

Ein Cluster mit gerade einmal 13 Fällen, die wohl alle dieselbe Quelle haben, war in Victoria für den Lockdown verantwortlich, der nun 6,7 Millionen Einwohner trifft. Vom Holiday Inn in der Nähe von Melbournes internationalem Flughafen sollen die Infektionen ausgegangen sein.

Die Hotels stehen nun vor allem in Australien in der Kritik: «Das ist der zweite Lockdown, der aufgrund des Quarantänesystems in Victoria notwendig ist», sagte Jennifer Westacott, Vorsitzende des Business Council Australia, in dem führende Unternehmen des Landes vereint sind. «Wir müssen es schaffen, die Hotelquarantäne vernünftig ins Laufen zu bekommen.» Oppositionsführer Michael O'Brien twitterte, das sei «Labor's Lockdown». Die regierende Labor-Partei habe es nicht geschafft, Ansteckungen in der Quarantäne zu verhindern, obwohl sie genau das versprochen habe.

Der einzige Weg

«Ich weiss, dass das nicht die Nachrichten sind, die Victorianer heute hören wollen», sagte Victorias Premierminister Andrews bei der Verkündung des Lockdown. Nur so aber lasse sich der australische Weg in der Pandemiebekämpfung erfolgreich fortsetzen: «Wir haben etwas Wertvolles geschaffen, und wir müssen schwierige Entscheidungen treffen und schwierige Sachen machen, um das zu verteidigen.»

Neuseelands Premierministerin verteidigte das Vorgehen ebenfalls. Der Lockdown sei «die richtige Massnahme». Alle hätten berechtigterweise das Gefühl des «Nicht schon wieder», sagte Jacinda Ardern und versprach: «Wir werden okay sein.»