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AboImpfen bi de Lüt im Kanton Zürich
Piks im Dorf, im Büro oder am Gymi: Bald schwärmen die Impfbusse aus

In Yverdon-les-Bains impfen Zivilschützer Personen auf dem Parkplatz eines Geschäfts – Ähnliches ist nächstens im Kanton Zürich geplant.

Das Impftempo hat im Kanton Zürich deutlich nachgelassen. Während im Juni täglich bis zu 13’000 Personen ihre erste Impfung erhielten, sind es derzeit noch gut 1000.

Jetzt gibt die Gesundheitsdirektion Gegensteuer. Nach der Massenimpfung in den Zentren wird die Kampagne feingliedriger. Ab der vierten Augustwoche könnten die Gemeinden und Bildungsinstitute vier Impfmobile anfordern, heisst es in einer Mitteilung. Der Kanton stellt Personal, Material und Impfstoff kostenlos zur Verfügung.

Eine Standard-Impfequipe besteht aus einer Ärztin, einem Sanitäter und einer Person fürs Administrative. Die Teams werden vom Impfzentrum Uster koordiniert. Die Gefährte sind Minivans, sie werden vom Zentrum für Reisemedizin zur Verfügung gestellt.

«So erreichen wir die Peripherie besser.»

Peter Indra, Projektleiter Pandemie

Warum nur vier Impfmobile für den grossen Kanton Zürich? «So starten wir», sagt Peter Indra, kantonaler Projektleiter Pandemie. Angedacht sei auch der Einsatz eines grösseren Busses. Falls die Nachfrage explodiert, sei allenfalls auch mehr möglich. Ein On-demand-Angebot ist effizient, sagt Indra. Das Impfmobil kann am Morgen in einer Gemeinde sein, am Nachmittag in einer anderen und am Abend bei Vereinen – diese können den Impf-Van ebenso buchen wie Firmen. «Dort kann es so etwas wie eine Gruppendynamik geben.» Der Kanton steht auch mit städtischen Migrantenvereinen in Kontakt.

Shoppingzentren stehen als Standorte nicht im Vordergrund, nachdem die Bilanz von Versuchen im Aargau mager ausfiel.

Impfaktion als Event

Alle Zürcher Gemeinden sind angeschrieben worden, das Feedback sei positiv gewesen, berichtet Indra. «So erreichen wir die Peripherie besser», sagt er hoffnungsfroh. Er setzt auf Lokalkolorit und das Engagement der Gemeinden. Diese hätten ihre Kanäle, um die Impfaktion zu bewerben. «Sie können einen Event mit Bratwürsten und Getränken daraus machen.»

Der erste Einsatz findet am Samstag, 21. August, in Gossau statt. Das ist kaum ein Zufall, liegt das Dorf doch im Bezirk Hinwil, der mit einer Impfrate von 50 Prozent das Schlusslicht des Kantons bildet. Zum Vergleich: In der Stadt Zürich sind 64 Prozent der Gesamtbevölkerung erstgeimpft. Der Gossauer Gemeindepräsident Jörg Kündig will nicht gleich ein Volksfest veranstalten, nimmt aber Indras Idee mit den Bratwürsten gern auf: «Gute Idee – es wird Marktstände und Bratwürste geben.»

Der Kanton will die Gemeinden auch dann unterstützen, wenn diese Impfaktionen lieber in bestehenden Infrastrukturen wie Gemeindehäusern, Turnhallen oder in Gesundheitsinstitutionen organisieren wollen.

Uni, PH, ZHDK, Berufsschulen und Kantis

Das Interesse am Impfmobil ist auch im Bildungsbereich gross. Die Universität, die Pädagogische Hochschule und die Hochschule der Künste sowie vier Berufsschulen und sechs Mittelschulen werden ihren Mitarbeitenden, Studenten und Schülerinnen Impfmöglichkeiten vor Ort anbieten. Die Gymnasien Rämibühl und Stadelhofen in Zürich, Büelrain in Winterthur sowie Uster, Wetzikon und Urdorf sind im Boot, andere prüfen die Möglichkeit noch. Den Auftakt macht die Uni in der Woche ab dem 23. August.

Die Sekundarschulen stehen gemäss Indra nicht im Fokus, sind aber grundsätzlich nicht ausgeschlossen, wobei die Eltern einbezogen würden.

1000 Impfungen am Tag?

Läuft die Aktion mit den Impfmobilen optimal, sind an einem Standort 120 bis 150 Impfungen am Tag möglich, rechnet Indra vor. Bei vier Vans macht das bis zu 600 Impfungen und mit dem zusätzlichen Bus bis zu 1000 Pikse, womit man fast bei einer Verdoppelung der heutigen Nachfrage wäre.

Neben dem neuen mobilen Angebot stehen der breiten Bevölkerung weiterhin die verbleibenden Impfzentren und die Apotheken mit fixen Terminen und als Walk-ins ohne Anmeldung zur Verfügung. Derzeit impfen ferienbedingt nur 45 Apotheken. Indra rechnet aber damit, dass sich diese Zahl wieder auf 160 erhöht. Termine können über das kantonale Impftool gebucht werden.

50’000 neue Termine

Ab Oktober werden noch das Impfzentrum am Hirschengraben in Zürich sowie die Zentren in Winterthur und Uster plus das Kinderspital für die Jugendlichen in Betrieb sein. Diese Zentren haben nochmals 50’000 Termine freigeschaltet, um der Nachfrage nach Impfungen zum Ferienende zu entsprechen. Auch die Impfzentren in Affoltern und Bülach bieten weiterhin Termine an. Wer sich in diesen Zentren im August erstmals impfen lässt, erhält dort auch die zweite Impfung.

Nur noch bereits vereinbarte Zweitimpfungen und Walk-in-Impfungen bieten jene Impfzentren an, die bereits im August den Betrieb einstellen: Meilen, Triemli, Messe Zürich, Horgen und Dietikon.

Natalie Ricklis zwei Appelle

95 Prozent der Patienten, welche mit schweren Verläufen auf den Intensivstationen der Zürcher Spitäler liegen, sind nicht geimpft, schreibt die GD. Und die Fallzahlen und die Anzahl Spitaleinweisungen von Covid-Patientinnen und -Patienten steigen. Am Donnerstag wurden 432 Neuansteckungen verzeichnet – so viele wie seit Anfang Mai nicht mehr. Und 79 Covid-Patienten waren im Spital, wovon 28 in Intensivpflege.

Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli appelliert angesichts dieser Zahlen an die Bevölkerung, sich möglichst impfen zu lassen. Sie richtet sich auch an die Ferienrückkehrenden. Diese sollen sich unbedingt gleich nach der Ankunft in der Schweiz testen lassen, auch wenn sie keine Symptome haben. Die Hälfte der derzeit positiv getesteten Personen hat sich im Ausland angesteckt. Und dem Zürcher Contact-Tracing sei aufgefallen, dass sich viele Erkrankte erst drei bis fünf Tage nach dem Auftreten von ersten Symptomen testen lassen. In dieser Zeit bestehe die Gefahr, dass weitere Menschen angesteckt werden. Und dies könne verhindert werden.