Immobilienkönig aus MännedorfDie Familienjacht rettete ihn vor dem Einsatz im Vietnamkrieg
Raymond Theiler besitzt zahlreiche Liegenschaften in der Schweiz und den USA. Seit seiner Jugend pendelt er zwischen den Kontinenten – und entging nur knapp einem Kriegseinsatz.
- Raymond Theiler besitzt viele Liegenschaften in der Schweiz und in Florida.
- Sein Haus in Männedorf ist voller Antiquitäten und Kunstwerke.
- Theiler lebt abwechselnd in der Schweiz und den USA.
Wer das Grundstück an der Seestrasse 233 in Männedorf betritt, taucht in ein eigenes kleines Universum ein: das von Raymond Theiler, der zahlreiche Liegenschaften sowie diverse Restaurants in der Schweiz und in Florida besitzt, darunter etwa das Thai Orchid in Meilen oder den Malixerhof auf dem Churer Hausberg Brambrüesch. Das Logo seiner Immobilienfirma MPT, eine Krone über den drei Buchstaben, darunter ein Lorbeerkranz, prangt prominent im Eingangsbereich des Grundstücks.
«MPT ist die Abkürzung von Maya Paula Theiler, dem Namen meiner Mutter», erklärt Theiler. Er empfängt in seinem Zuhause, einer denkmalgeschützten Liegenschaft aus dem 18. Jahrhundert, dem sogenannten «Zieglerhof», wo er mit Gattin Cathrin seit 2006 wohnt. Vor kurzem wurde den beiden ein Rasentraktor entwendet, der noch immer verschollen ist. «Seither bin ich in Männedorf der Rasenmäherfritz», sagt der energiegeladene 76-Jährige mit der markanten Brille schmunzelnd und führt unkompliziert und locker durchs Haus.
Möbel aus englischem Schloss
Im ganzen Gebäude finden sich eindrucksvolle Gemälde, Antiquitäten und Sammlerstücke. Der Speisesaal etwa ist mit Möbeln aus einem englischen Schloss wie ein Rittersaal eingerichtet, das Gästebad mit goldener Toilette, Lavabo und Armaturen versehen. Theilers Eltern hatten die Liegenschaft 1978 als Abbruchobjekt erworben.
Etliche der Bilder an den Wänden stammen von Raymond Theilers Vater, etwa das imposante Gemälde über dem samtgrünen Sofa in der Stube. «Er hat Werke von Picasso nachempfunden», erklärt der Hausherr. Das Gemälde «Pêche de nuit à Antibes» bedeute ihm viel, da er seinen Eltern zeitlebens sehr verbunden gewesen sei.
Diese, beides Anwälte, hatten in den 50er-Jahren ein florierendes Bauunternehmen in Zürich gegründet, in dem Raymond als einziger Sohn oft aushalf. Deshalb war es naheliegend, dass der Junior nach der Schule eine Maurerlehre absolvierte. «Das hat mir später bei meinen Sanierungsprojekten sehr geholfen», sagt er. Doch kurz nach seiner Rekrutenschule nahm das Leben der Familie aus Herrliberg eine einschneidende Wende: Nach einem Schlaganfall des Vaters verkauften die Eltern das Unternehmen, und die Familie wanderte in die USA aus.
«Die Wintermonate verbrachten wir fortan in Kalifornien, den Sommer in der Schweiz», schildert Raymond Theiler. Bis heute lebe er mit seiner Frau abwechslungsweise in den zwei Welten, wobei beide ihre Vorzüge hätten.
Dem jungen Raymond, der sich fortan «Ray» nannte, gefiel es im Sonnenstaat Kalifornien ausgezeichnet. In Santa Monica besuchte er das College, anschliessend studierte er Bautechnik und Architektur. Mit seiner «Corvette», einem amerikanischen Sportwagen, brauste er über die damals praktisch leere sechsspurige Autobahn in Los Angeles und genoss das Leben.
Einberufung per Los
Doch als die USA in den Vietnamkrieg eingriffen, schwebte plötzlich das Damoklesschwert der Einberufung über dem jungen Immigranten aus der Schweiz. Ende 1969 wurden per Los die Männer zwischen 18 und 25 bestimmt, die als Nächste zur Musterung aufgeboten werden sollten. Theiler war unter den «Auserwählten».
Er habe jedoch – «wie immer in meinem Leben» – Glück gehabt. «Ich war dabei, die familieneigene Jacht von England nach Kalifornien zu überführen, und das Militär akzeptierte den Bescheid meiner Eltern, dass ich für unbestimmte Zeit auf See sei.» Später habe er sich freiwillig für einen Diensteinsatz in Deutschland gemeldet, währenddem er aufgrund eines Rückenleidens ehrenhaft aus der US Army entlassen worden sei.
In der Schweiz hingegen musste Theiler, der die Schweizer Staatsbürgerschaft behalten hatte, weiter Militärdienst leisten. Aufgrund seiner Ausbildung und Amerika-Erfahrung sei er zum Stabsoffizier befördert worden, der mit seinen Leuten während des Kalten Kriegs Geheimdienstinformationen auswertete.
«Damals fürchtete sich die Schweiz vor einem Angriff der Sowjetunion», erzählt er. Sein Stab habe deshalb Radarstationen auf Berggipfeln geplant, um russische Tiefflieger zu erkennen, und das Schweizer Autobahnnetz studiert, um herauszufinden, welche Teilstücke als mobile Flugplätze geeignet wären.
Handschlag mit Ronald Reagan
Umso mehr genoss «Ray» Theiler in jener Zeit seine Aufenthalte im fernen Kalifornien. Dort erwarb er das Flugbrevet und flog zum Dinner öfter mit dem einmotorigen Flieger, statt mit dem Auto hinzufahren. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten machte er auch Bekanntschaft mit zahlreichen Politikern und Promis. Ronald Reagan etwa lernte er während dessen Zeit als Gouverneur kennen, «weil er im gleichen Stadtteil wohnte».
Besonders gut mochte Theiler den Schauspieler Arnold Schwarzenegger. «Der Mann ist sympathisch, charmant und kein bisschen überheblich», sagt Raymond Theiler mit leuchtenden Augen. Sie seien regelmässig in Schwarzeneggers Lokal «Schatzi on Main» in Santa Monica zusammen am Stammtisch gesessen.
Er behält alle Immobilien
Über die Jahre kaufte der Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen nach und nach mehr Immobilien, die er mit seinem Team renovierte und anschliessend vermietete oder verpachtete. «Da in jedem Objekt viel Herzblut drinsteckt, musste ich sie alle behalten», sagt der 76-Jährige mit einem Schmunzeln.
Die erste Liegenschaft, das Gasthaus zum Schiff in Ellikon am Rhein, habe er von seinen Eltern erhalten. «Am Wirten fand ich so viel Freude, dass ich den Betrieb gleich 15 Jahre selber geführt habe», erzählt er.
Heute entwickelt der Männedörfler noch immer Bauprojekte, überlässt die operativen Geschäfte aber seinen zwei Söhnen. «Dafür geniesse ich nun mehr Zeit mit meinen drei Enkeln und der restlichen Familie.»
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