Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Immer weniger Bäume
Markanter Baumverlust in Zürich: Stadt schlägt Alarm

Mitglieder der Umweltorganisation Umverkehr wandern mit zehn mobilen Baeumen durch die Strassen, am Samstag, 10. Juni 2023 in Zuerich. Die Baeume werden bis Anfang November 2023 an verschiedenen Standorten in der Stadt Zuerich aufgestellt. Mit der Wanderbaumallee will die Umweltorganisation symbolisch aufzeigen, dass mehr Baeume in den Strassen moeglich und wichtig sind. (KEYSTONE/Michael Buholzer)

«Die Zahlen sind schlecht», sagte Stadträtin Simone Brander (SP) am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz von Grün Stadt Zürich. Die Kronenfläche, also die Summe aller von Bäumen beschatteten Flächen, hat im Stadtzürcher Siedlungsgebiet von 2018 bis 2022 um 64 Hektaren abgenommen. Der Verlust entspricht rund 90 Fussballfeldern.

Der Baumschwund wird durch aktuelle Messungen belegt. Alle vier Jahre lässt die Stadt die Fläche der Baumkronen in Zürich durch Messflüge mittels Laserabtastung errechnen. Anschliessend vergleicht sie die Daten mit jenen der Vorperioden.

«Dramatische Entwicklung»

Ziel wäre eigentlich ein Bedeckungsgrad von 25 Prozent durch die Baumkronen, wie Brander sagte. Doch in Zürich hat dieser Wert seit 2014 um zwei Prozentpunkte auf 15,4 Prozent abgenommen. Die SP-Stadträtin sprach von einer «dramatischen Entwicklung». Denn Bäume würden in der Stadt angesichts der Klimaerwärmung immer wichtiger.

Die Karte zeigt, wo in Zürich die Baumkronenfläche besonders stark abgenommen hat.

Besonders ausgeprägt ist der Baumschwund zum Beispiel in Schwamendingen. Dort ging zwischen 2006 und 2019 fast jeder fünfte grosse Baum, also mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern, verloren. Auch im Bachwiesenpark in Altstetten verschwand ein Drittel der Kronenfläche.

Baumverlust bei Privaten grösser

Rege Bautätigkeit im Rahmen der Verdichtung sowie Naturereignisse wie starker Schneefall oder Stürme zählen zu den Hauptursachen für den «markanten Baumverlust», wie es an der Medienkonferenz hiess. Ungünstige Standortbedingungen und Aufwände für den Unterhalt sind weitere Gründe.

Die Auswertungen von Grün Stadt Zürich zeigen, dass der Baumverlust auf Privatgrund grösser ist als auf öffentlichem Grund, insbesondere weil weniger Bäume nachgepflanzt werden. Gerade bei kleineren und mittelgrossen Grundstücken kann im Randbereich des Grundstücks oft kein Baum nachgepflanzt werden, weil der Grenzabstand eingehalten werden muss, wie Grün-Stadt-Zürich-Direktorin Christine Bräm sagte.

Brander: «Sehr ehrgeiziges Ziel»

Nun hat die Stadt einen Aktionsplan gestartet, um den Baumbestand stärker zu schützen und zu erweitern. Laut Simone Brander will die Stadt 25 Prozent Kronenfläche bis 2050 im Siedlungsgebiet erreichen. Das sei angesichts von aktuell 15 Prozent und dem anhaltenden Negativtrend «ein sehr ehrgeiziges Ziel». Um dieses zu erreichen, «müssen wir die nötigen Massnahmen mit Hochdruck umsetzen», sagte sie.

Die geplanten Massnahmen reichen von Fördermöglichkeiten für Private über eine Erweiterung des Baumschutzes bis hin zu Anpassungen von Baunormen.

In öffentlichen Freiräumen sollen künftig deutlich mehr Bäume gepflanzt werden als bisher. Weiter will Grün Stadt Zürich die Zahl der Alleebäume erhöhen und Bäume bei Baustellen stärker schützen. Dazu sind künftig auch vermehrt Kontrollen geplant, wie Bräm sagte.

Mehr Platz für Wurzeln

Ausserdem will Grün Stadt Zürich bei künftigen Projekten den Wurzelraum pro Baum systematisch auf bis zu 35 Kubikmeter erweitern und die Wurzelräume im Untergrund verbinden. «Je grösser der durchwurzelte Raum, desto bessere Wachstumschancen hat ein Baum», sagte Bräm. Dafür hat ihr Amt eigens ein neues Baumsubstrat entwickelt, das Bäumen auch unter befestigten Flächen Wurzelraum ermöglicht.

Mehr Platz im Untergrund: Auch das gehört zu den Massnahmen für einen vitaleren Baumbestand.

Im Rahmen der Baumoffensive will die Stadt auch das Gespräch mit privaten Grundeigentümern suchen, um Bäume auf Privatgrund zu erhalten und zu fördern. Laut Christine Bräm können Private künftig im Rahmen des Programms Stadtbegrünung mit finanzieller Unterstützung rechnen, wenn sie zusätzliche Bäume pflanzen. Wie genau dies gehen soll, steht noch nicht fest. Dazu werde nun ein Reglement ausgearbeitet, Ziel sei ein möglichst unbürokratisches Verfahren.

Umgesetzt wird das Programm Stadtbegrünung bis 2035. Den Weg dazu geebnet haben die Stimmberechtigten vor einem Monat, als sie Ja sagten zum Gegenvorschlag zur «Stadtgrün»-Initiative. Damit kann die Stadt für Hitzeminderungsmassnahmen wie etwa mehr Bäume, das Entsiegeln von Asphaltflächen oder begrünte Fassaden bis 2035 insgesamt 130 Millionen Franken ausgeben.

Pfingstweidpark von oben!!

Jahresmedienkonferenz Grün Stadt Zürich
05.10.2023
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)
…als im Jahr 2015, als sie gepflanzt wurden.

«Hoffnung auf Trendwende»

«Wir hoffen sehr, dass wir beim Baumbestand die Trendwende schaffen», sagte Christine Bräm.

Hoffnung macht ihr die Entwicklung im Quartierpark Pfingstweid im Kreis 5. Dort zeigt sich, dass die bereits eingeleiteten Massnahmen wirken. Die im Jahr 2015 gepflanzten Bäume sind laut Bräm gut gewachsen und beschatten heute messbar mehr Fläche als noch 2018. Dadurch werde nicht nur der kühlende Effekt durch Schatten und Verdunstung vergrössert, sondern auch der Lebensraum der Tiere.