Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Zürcher Studiokino-Krise
Im Uto und im Alba gehen bald die Lichter aus

Warb früher als «Zürichs billigstes Kino-Theater»: Das ehemalige Arbeiterkino Uto bei der Kalkbreite. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Nur noch vier Jahre hätte es gebraucht, und das Kino Uto hätte seinen 100. Geburtstag feiern können. 1927 erbaut, gilt es heute als ältestes Zürcher Kino der Stadt, das noch in Betrieb ist. Es ist wohl auch das wunderlichste: Das Haus mit dem leicht gfürchigen monumentalen Maskenrelief ist einzigartig.

Doch das Uto bei der Zürcher Kalkbreite wird bald Geschichte sein: Wie Stephanie Candinas und Franziska Thomas von der Geschäftsführung der Arthouse-Gruppe heute in einer Medienmitteilung kommunizieren, wird das Kino im März 2024 seinen letzten Film zeigen. Die auf Autorenfilme spezialisierte Filmgruppe hatte das Uto 2013 übernommen. 

Eigentlich wollte die Arthouse-Gruppe das Kino nach dem geplanten Umbau im kommenden Jahr weiterführen. Die Eigentümerin der Liegenschaft habe sich laut der Medienmitteilung aber gegen eine Kino-Lokalität ausgesprochen. Wie Nachfragen bei Stephanie Candinas ergeben, hätten ein Escape-Room und ein Museum an der Mietfläche Interesse bekundet.

Bereits Ende 2023 ist auch im Kino Alba Schluss, das ebenfalls zum Arthouse-Portfolio gehört. Der Entscheid, den Mietvertrag nicht mehr zu verlängern und das Filmtheater zu schliessen, fiel in diesem Fall bei Arthouse. Der Standort rund um die Zähringerstrasse habe «spürbar an Glanz verloren», so Candinas und Thomas. Das Alba selbst ist ein glanzvolles, architektonisches Bijou. 1951 zuerst als Varieté-Theater eröffnet, ist das goldgelb-samtrote Lichtspieltheater eines der schönsten der Stadt.

Mit fünf Kinos in der Innenstadt betreibt Arthouse mehrere historische Gebäude, die aufwendig zu bewirtschaften sind. Möglich, dass die Transformation der Gruppe noch weiter geht. Wie letzte Woche bekannt wurde, stehen die Arthouse-Kinos und die Restaurants der Commercio Piccadilly AG in Kontakt mit der SBB: Sie haben erstes Interesse am 
leer stehenden Kosmos bekundet. 

Hinter den geplanten Schliessungen steckt eine strukturelle Krise

Hinter den Schliessungen der zwei Studiokinos steht eine Krise, die sich schon länger abzeichnet. Schweizweit haben die Kinos im Jahr 2022 gut 30 Prozent weniger Eintritte als vor der Pandemie verzeichnet. Doch schon vor Corona waren die Zahlen rückläufig gewesen. In den letzten Jahren schlossen auch andere Kinos. Das Plaza ist längst ein Club, das ABC ein Restaurant.

Im Arthouse-Bereich – also bei nicht kommerziellen Autorenfilmen – schlägt sich der Rückgang noch stärker nieder. Er liegt dort gar bei etwa 45 Prozent. Damit wird es für privatwirtschaftlich geführte Kinobetriebe, die finanziell in den letzten Jahren nie auf grossem Fuss lebten, immer enger.

Im Herbst hat der Schweizer Studiofilmverband (SSV) deshalb einen alarmierenden Brief an die Konferenz der kantonalen Kulturbeauftragten (KBK) und die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) geschickt. Darin wies der Verband die Behörden auf eine strukturelle Krise hin. Die Gründe dafür sind vielfältig; veränderte Sehgewohnheiten aufgrund des Streamings gehören sicher dazu: Ein Film kann heute auf dem Handy wie ein Buch überall mitgenommen werden.

Im Schreiben heisst es: «Wenn sich die Eintrittszahlen mittelfristig nicht erholen, werden insbesondere die privatwirtschaftlich geführten Kinobetriebe im Arthouse-Bereich künftig ohne zusätzliche Unterstützung ihr Programmangebot nicht aufrechterhalten können, weil sie keine Grosskonzerne im Rücken haben, die grosse Defizite ausgleichen können.»

In der Zwischenzeit haben die Arthouse-Gruppe und die unabhängige Neugass Kino AG (Riffraff, Houdini, Bourbaki in Luzern) mit den kantonalen und städtischen Kulturförderinstitutionen Kontakt aufgenommen. Im Raum steht die Forderung nach Subventionen. Denn Filme werden gefördert, Kinos aber nicht. Mit der heutigen Bekanntgabe der zwei baldigen Kinoschliessungen könnte das Thema nun noch dringlicher werden.